Saisonauftakt

Erstes Spiel, erster Sieg: Höchstadt Alligators starten perfekt

8.10.2021, 22:17 Uhr
Durfte sich doppelt freuen: HEC-Kapitän Martin Vojcak traf beim Auftaktsieg seiner Mannschaft auch selbst.

© Thomas Hahn Durfte sich doppelt freuen: HEC-Kapitän Martin Vojcak traf beim Auftaktsieg seiner Mannschaft auch selbst.

Lange mussten sie warten beim Höchstadter EC, sehr lange sogar. 640 Tage, umgerechnet 921 600 Minuten, saßen die leidenschaftlichen Anhänger des fränkischen Eishockey-Oberligisten gewissermaßen auf der Strafbank im eigenen Wohnzimmer. Erst jetzt, an diesem 8. Oktober 2021, durften sie das Wellblechdach des Eisstadions am Kieferndorfer Weg wieder vibrieren lassen. Dabei hätte die vergangene Spielzeit eine lautstarke Untermalung durch den Anhang vielleicht so sehr verdient gehabt wie keine zuvor.

Mit dem direkten Einzug in die Playoffs und dem Sieg im Viertelfinale gegen den klar favorisierten SC Riessersee schrieb die Mannschaft Mikhail Nemirovsky Vereinsgeschichte – vor tristen, leeren Tribünen. Die waren am Freitagabend, als der HEC die Passau Black Hawks zum Saisonauftakt der Oberliga Süd empfing, wieder gut gefüllt. Und die 712 Zuschauer, die gekommen waren, durften sich über ein Team freuen, das die Gäste über weite Strecken klar dominierte. Das erste Drittel verbrachten die Höchstadter fast ausschließlich in der Offensive.

Guft-Sokolov macht den Anfang

Jannik Herm, der sich für die Passauer Verteidigung stets unangenehm penetrant im Slot positionierte, hätte schon in der 8. Minute treffen können. Kurz darauf stoppte nur der Schoner des jungen Leon Meder im Tor der Gäste einen Alleingang von Anton Seewald (11.). Jenem Mann also, der in der vergangenen Saison zu einem der Top-Spieler in der Oberliga gereift war. Dass er sich, trotz zahlreicher anderer Angebote, bis zum Ende der Spielzeit 23/24 an die Alligators gebunden hat, darauf sind sie in Höchstadt stolz. Zunächst war es aber der auffällige Herm, der kurz nach Ablauf eines Höchstadter Powerplays einen klugen Pass auf dem vor den Tor positionierten Michail Guft-Sokolov spielte. Der verwertete zum 1:0 (11.).

Vier Minuten später konnte Passaus Goalie einen Schlenzer von Seewald nur prallen lassen. Kapitän Martin Vojcak erhöhte humorlos auf 2:0 (15.). Ein Spielstand, der eher noch schmeichelhaft war für die Niederbayern, die mit dem Tempo und der technischen Qualität der Alligators bisweilen sichtlich überfordert waren. Schnell und torgefährlich Weil die sich im zweiten Spielabschnitt aber in Person von Austin Albrecht, Michail Guft-Sokolov und Jannik Herm teils überflüssige Strafzeiten leisteten, durften die Black Hawks dann doch ein wenig Zeit im Drittel des HEC verbringen. Wirklich problematisch war das aber nicht, schließlich war zuvor schon Guft-Sokolov zu seinem zweiten Saisontor gekommen, als er bei eigener Überzahl per Schlagschuss getroffen hatte (21.).

"Atmosphäre ist unglaublich"

An der sehenswerten Vorbereitung zum vorentscheidenden 3:0 war auch Austin Albrecht beteiligt. Der 25-Jährige bewirbt sich aktuell per Tryout-Vertrag darum, die zweite Kontingentstelle bei den Alligators einnehmen zu dürfen. Dass er dafür durchaus geeignet sein könnte, ließ sich im Schlussabschnitt mehr als nur erahnen. Da traf der schlittschuhläuferisch beschlagene US-Amerikaner innerhalb von zwei Minuten doppelt. Erst zum 4:0 (55.), dann – nach einem schön herausgespielten Gegentreffer der Gäste – zum 5:1 (57.). Folgerichtig wurde er zum Spieler des Spiels gekürt. In einer Partie, die längst entschieden war, legte Jari Neugebauer noch das 6:1 nach (58.).

Dann forderte Jannik Herm den Passauer Sergej Janzen noch zu einem Faustkampf heraus – der wollte aber nicht mehr so recht mitmachen. Während der Ehrenrunde nach der Schlusssirene ließen die Fans das Dach trotzdem wieder ein bisschen vibrieren. Bei Austin Albrecht hat der Höchstadter Anhang damit schon mal Eindruck gemacht. „Die Atmosphäre ist unglaublich, ganz anders als in den Staaten“, schwärmte er.

Warum er schon ungewöhnlich früh nach Europa gewechselt ist? „Ich reise gerne und will die Welt kennenlernen. In der ECHL spielen sie außerdem viel härter auf den Körper.“ Schmerzen, die sich Albrecht wohl ebenso ersparen wollte wie die jahrelange Ochsentour durch die US-amerikanischen Minor Leagues, die ihm wohl bevorgestanden hätte. In Höchstadt dürfte es bislang niemand bereut haben, ihm eine Chance zu geben.

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