Erwin Tabar führt den TSV Altenberg in die Handball-BOL

20.5.2020, 18:00 Uhr
Erwin Tabar führt den TSV Altenberg in die Handball-BOL

© Foto: Oliver Gold/Zink

Eigentlich ist die Sache ganz einfach. Der TSV Altenberg ist als Spitzenreiter aus der Handball-Bezirksliga aufgestiegen, weil das so ausgemacht war. Klingt komisch, aber aus dem Mund von Erwin Tabar völlig plausibel. Der Trainer der TSV-Männer betreut schon seit 30 Jahren Mannschaften in der Region. Nach zuletzt Stadeln, Lichtenau und Wendelstein gönnte er sich ein Jahr Pause. Bis der Anruf des TSV Altenberg kam.

"Ich kenne den Verein, die Leute, seine Struktur", erzählt der 60-jährige Werkzeugmacher. In den Nullerjahren hat er einen Jahrgang ab der B-Jugend solange begleitet, bis es wieder eine Männermannschaft gab. Als diese Mission erfüllt war, hieß es einmal mehr in seinem Handballerleben: "Jetzt muss Veränderung her."

In den Jahren seiner Abwesenheit betrieb der TSV weiterhin starke Nachwuchsarbeit. Das merken die jeweiligen Trainer an den A-Jugendlichen, die in die Männermannschaft drängen.

Erwin Tabar führt den TSV Altenberg in die Handball-BOL

© Foto: Oliver Gold/Zink

Der TSV fragte also erneut Tabar in dessen Sabbatjahr – und der antwortete trocken: "Ich will aufsteigen und komme nur, wenn die Spieler auch aufsteigen wollen. Ich will kein Training machen mit fünf, sechs Leuten. Und sie müssen sich auch mal quälen." Die Ansage kam beim Kader an, der im Vorjahr noch Siebter der Bezirksliga war.

 

Nur drei Niederlagen

 

Bis zur Coronapause sind immer zwölf bis 14 Spieler zum Training gekommen. "Das wirkt sich langfristig aus", ist Tabars Credo. Der Blick auf die Tabelle gab ihm recht: Zwölf Siege, zwei Unentschieden und nur drei Niederlagen ergaben Platz eins in der Tabelle, zwei Punkte mehr und ein Spiel weniger als der Verfolger HBC Nürnberg II.

Von den vier hochgezogenen A-Jugendlichen fiel einer verletzt aus, die anderen drei aber wurden Stützen des Teams. Tabar liegt die Förderung der Jugend am Herzen, er selbst genoss eine formidable Ausbildung in seinem Geburtsland Rumänien, "als Rumänien im Handball noch gut war". Er schaffte es bis in die Juniorennationalmannschaft, "doch als die Ceausescu-Regierung herausgefunden hat, dass meine Oma in Deutschland wohnt, war es vorbei".

Wegen Fluchtgefahr waren Länderspielreisen für ihn tabu. Immerhin schaffte er es in die zweite rumänische Liga. Als Spätaussiedler verließ er schließlich doch noch das Land und schlug seine Zelte in Herzogenaurach auf, von wo aus er den Franken das Handballspielen beibrachte – und die rumänischen Tugenden.

In Altenberg hat es einmal mehr funktioniert. Der Bayerische Handball-Verband hat wegen der Pandemie die Saison für beendet erklärt, die drei ersten Bezirksliga-Teams steigen in die BOL auf. Als der Berichterstatter ihm Glück wünscht zum "Aufstieg am Grünen Tisch", reagiert Tabar schmallippig: "Das Wort mag ich überhaupt nicht. Wir sind sportlich aufgestiegen."

 

Kein A-Jugendlicher muss wechseln

 

Auf den Hinweis, dass noch fünf Begegnungen ausstanden, zählt er die Tabellenstände der Gegner auf: Nur die SG Kernfranken II ist ein Team aus dem oberen Tabellendrittel, sodass Tabar sicher ist: "In den fünf Spielen wäre nichts angebrannt." Ganz im Gegenteil zu nächster Saison – wann immer sie angepfiffen wird.

Die Bezirksoberliga "wird ein schwerer Gang", prophezeit er, alles andere als Abstiegskampf sei unrealistisch. Für den Verein aber sei die Situation jetzt hervorragend. "Du kannst den A-Jugendlichen jetzt Perspektiven schaffen, damit die nicht woanders hingehen. Und die BOL ist für den Amateurbereich nicht so schlecht."

Und für die Zuschauer stehen jetzt die heißen Nachbarschaftsduelle an, allen voran gegen die HG Zirndorf. Doch da bremst der Coach schon jetzt: "Wir brauchen nicht träumen, mit denen können wir uns nicht vergleichen." Trotz des Aufstiegs bedauert er sehr, dass seine Mannschaft um das schöne Gefühl gebracht wurde, den Erfolg auch zu feiern. "Diese Stimmung beim letzten Spiel, die Bierduschen, das gab’s jetzt alles nicht." Stattdessen habe er einen Spieler nach dem anderen angerufen und ihnen gratuliert.

Die Handballabteilung will die Party auf jeden Fall nachholen, sobald sie möglich ist. Vielleicht nach dem ersten Heimsieg, "erst dann wird es sich nach Aufstieg anfühlen". Aber Party auf Befehl, wird das authentisch sein? "Im Fasching geht’s doch auch", sagt Tabar und lacht das erste Mal in dem langen Telefonat.

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