Fans - wenn ja wie viele?

Es brodelt unterm Hallendach: So wehren sich HCE und Ice Tigers

25.8.2021, 17:00 Uhr
Es brodelt unterm Hallendach: So wehren sich HCE und Ice Tigers

© Sportfoto Zink / OGo

Es sind die Details. Und irgendwie auch das große Ganze. Es passt einiges nicht zusammen in der neuesten Ausprägung der Infektionsschutzmaßnahmenverordnung des Freistaates, finden diejenigen, die sie umsetzen müssen. Darum werfen sie denjenigen, die sie aufgesetzt haben, Unverhältnismäßigkeit vor. In einem eindringlichen Appell werden die Handball-, Eishockey- und Basketball-Profiklubs Bayerns am Freitag gemeinsam in Nürnberg ihren Unmut an die Staatsregierung adressieren.

Die hatte zuletzt ihre Vorgaben für Publikum bei Sportveranstaltungen leicht angepasst - unter anderem dahingehend, dass nun auch in bayerischen Stadien und Hallen 50 Prozent der Gesamtkapazität genutzt werden dürfen. Zuvor waren es 35 Prozent. "Wir sind nicht glücklich mit dem, was da herausgekommen ist", sagt Carsten Bissel trotzdem, der Aufsichtsratsvorsitzende des HC Erlangen, der die sportartenübergreifende Allianz initiiert hat. Denn die Details, gewissermaßen das Kleingedruckte der Verordnung, erschweren den Vereinen das Leben.

Offene Stehplatztribünen - nur nicht in Bayern

So gilt weiterhin, dass zwischen den Plätzen ein Mindestabstand von eineinhalb Metern zu wahren sei, Stehplätze und Alkoholausschank bleiben verboten und die FFP2-Maskenpflicht am Platz hat auch Bestand. "Wir werden einfach abgehängt", sagt Bissel stellvertretend für die bayerischen Vereine, für die bundesweit die strengsten Regeln gelten. Ohne die Öffnung der Stehplätze - die auch im Freien unbenutzt bleiben müssen, weshalb sich die Spielvereinigung Greuther Fürth mit einer möglichen Klage beschäftigt - kommt kaum ein Klub an die 50-Prozent-Marke heran. Besonders im Eishockey ist das ein massives Problem.

Es brodelt unterm Hallendach: So wehren sich HCE und Ice Tigers

© Sportfoto Zink / Thomas Hahn, NN

Die nicht bayerische Konkurrenz aus den Bundesligen darf hingegen ihre Stehplätze öffnen. Teilweise ganz, teilweise zur Hälfte, teilweise ohne Masken, teilweise mit Alkohol. Sie generiert mehr Einnahmen, darf bei den Heimspielen auf mehr Unterstützung von den Rängen rechnen. Ein klarer Wettbewerbsvorteil, zumal die Gelder aus Ticketverkäufen im Handball, im Basketball und im Eishockey wesentlich mehr ins Gewicht fallen als im zu einem Großteil vom Fernsehen finanzierten Fußball.

Neustart in einer leeren Arena?

Wie unterschiedlich die Probleme in der Deutschen Eishockey-Liga sind, zeigte sich am Dienstag am Beispiel der vom Software-Giganten SAP großzügig alimentierten Adler Mannheim. Deren Geschäftsführer Matthias Binder forderte weitere staatliche Hilfen, so lange keine Vollauslastung der Arena in Mannheim möglich sei. Nach Vorgaben des Bundeslands Baden-Württemberg dürfen die Adler aber immerhin ihre Halle zu 50 Prozent füllen. Die Etat-Planung, die es den Adlern möglich machte, namhafte Spieler aus den europäischen Top-Ligen zu verpflichten, basierte aber auf einer weit höheren Zuschauerzahl. Auch im Handball drohen unterschiedliche Rahmenbedingungen den Wettbewerb zu verzerren.

Für den HC Erlangen, die Nürnberg Ice Tigers, die einem Neustart in der Kia Metropol Arena entgegenfiebernden Falcons, die Brose Baskets und die anderen Erst- und Zweitligisten des Freistaats ist das ein schwer zu ertragender Zustand. Die Augsburger Panther teilten am am Dienstag mit, dass sie ihren Standort als "akut gefährdet" sehen. Und: "Die völlig unterschiedliche Handhabung in den verschiedenen Bundesländern ist ein Affront gegenüber dem bayerischen Hallensport." Nach Informationen dieses Medienhauses ist selbst ein Rückzug der Panther ein Thema - noch vor dem Saisonstart am 9. September.

Keine Antwort aus München

"Wir können nicht weiter zuschauen", sagt Bissel, der es dennoch "nicht für angebracht hält, mit Klagen zu drohen". Einen lauten Hilferuf möchten er und seine Mitstreiter am Freitag aber aussenden. Auch weil andere Mittel bisher nichts bewirkt haben: Bereits vor Wochen ist aus dem Zusammenschluss der Vereine ein Schreiben an die Staatsregierung geschickt worden, in dem all diese Punkte aufgeführt waren. Bis heute ohne eine Antwort.

Bis einschließlich 10. September hat die aktuelle Verordnung mindestens Bestand, die ersten Spieltage der Deutschen Eishockey-Liga und der Handball-Bundesliga sind dann schon gespielt.

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