Etwas Harakiri für den großen Bob-Olympia-Traum

18.12.2020, 07:48 Uhr
Etwas Harakiri für den großen Bob-Olympia-Traum

© Foto: Privat

Kaum war seine Handverletzung auskuriert, hatte der Anschieber schon wieder Pech. Nun ist es die Schulter, die möglichst schnell heilen muss, damit sein großer Traum, die Olympischen Spiele in Peking 2022, wahr werden kann. "Ich trau‘ mich kaum, es zu sagen", schmunzelt der 28-Jährige durchs Telefon, "ich bin in München vom Fahrrad gefallen." Die Folge war eine Slap-Läsion (Riss des Labrums, dem Fasergewebe in der Gelenkpfanne), die so kompliziert war, dass Schulter-Koryphäe Prof. Dr. Imhoff, der schon Profis wie Bastian Schweinsteiger an der Schulter operiert hatte, sich seiner annahm. Der Professor musste acht Anker setzen: "Bisheriger ‚Rekord‘ waren sechs Anker. Prof. Imhoff wusste gar nicht, dass die Schulter Platz für acht Anker hat", so Schneider.

Eigentlich hätte der Profi-Sportler danach sechs Monate Leistungssport-Verbot durchhalten sollen. Doch dafür hat der umtriebige Athlet einfach keine Zeit. Zu wichtig ist es ihm, im Kader zu bleiben und sich fit zu machen für seinen Olympia-Traum. Und so fing er direkt nach der OP mit Physiotherapie an, privat und am Olympiastützpunkt in München. "Etwas Harakiri ist das schon", gibt er zu, "aber zum Glück scheine ich ein besonders gering ausgeprägtes Schmerzempfinden zu haben."

Und so ist er inzwischen zum Erstaunen der Experten schon wieder so weit hergestellt, dass er am vergangenen Mittwoch – nach nur 18 Wochen – sein erstes Anschub-Training in Oberhof absolvieren konnte. "Das ging erstaunlich gut", meinte er. Ach ja, und am Tag zuvor hatte er gerade noch seine letzte schriftliche Prüfung zum Polizei-Meister absolviert. Und auch hier kann man davon ausgehen, dass er nicht nur irgendwie bestehen, sondern einen guten Eindruck bei den Prüfern hinterlassen möchte.

Kurzer Heimatbesuch

Wie geht es nun weiter? Er wird trainieren und zu Weihnachten höchstens für einen Tag zur Familie nach Eckersmühlen fahren. "Das passt auch, Kontakt-Vermeidung ist ja im Augenblick wirklich absolut notwendig." Mitte Januar wird dann die Ausscheidung für die WM in Altenberg (für den Terminkalender: 1. bis 14. Februar in Altenberg) stattfinden. Ob er Chancen hat, auf seinen Stammplatz als Anschieber im Team Hafer zu kommen, ist offen. "Ich nehme es, wie’s kommt. Der Vierer wäre toll, vom Zweier wage ich gerade noch nicht zu träumen." Bis dorthin wird er sich nebenher auch noch auf die praktisch-mündliche Prüfung Ende Januar vorbereiten und dann, so die Hoffnung, ab 1. Februar 2021 den Titel Polizeimeister tragen dürfen.

Sollte alles nach Plan verlaufen, wird Tobias Schneider sich dann nach der WM bis zur Zeit nach den Olympischen Spielen komplett auf den Profi-Sport konzentrieren dürfen – hoffentlich dann ohne weitere Harakiri-Blitz-Genesungsprogramme.

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