TC Höchstadt

Ex-Profi-Beachvolleyballerin bringt Brasilien in den Landkreis Erlangen-Höchstadt

16.11.2021, 06:00 Uhr
Die Beachvolleyballerin Pauline Alves da Silva aus Brasilien trainiert jetzt beim TC Höchstadt und arbeitet in Herzogenaurach, das hier ist ein Foto aus ihrer Zeit als Profi.

© privat, NN Die Beachvolleyballerin Pauline Alves da Silva aus Brasilien trainiert jetzt beim TC Höchstadt und arbeitet in Herzogenaurach, das hier ist ein Foto aus ihrer Zeit als Profi.

Die deutsche Hektik hat auch da Silva bereits fest im Griff. "Very busy", also sehr beschäftigt, war sie die vergangenen Tage. Da Silva arbeitet seit Januar bei einem großen Sportartikelhersteller in Herzogenaurach. Das Gespräch führte Sie auf Englisch, was sie nicht davon abhielt, eine interessante Geschichte zu erzählen.

Die Flucht vor dem Profi-Dasein

Ihre Liebe zum Beachvolleyball begann am Strand in Rio de Janeiro. Nicht verwunderlich, ist Beachvolleyball in Brasilien sowas wie American Football für Amerikaner oder Fußball für Engländer. Aus der Liebe und viel Talent wurde schnell eine Lebensaufgabe, und da Silva strebte eine Karriere als Profi-Spielerin an.

Der große Durchbruch war ein international stark besetztes Turnier im südamerikanischen Lima, dass sie im Alter von erst 19 Jahren gewann. 2015 feierte sie in Slowenien einen weiteren Turniersieg, ehe Zweifel an ihrem Dasein aufkeimten.

Sie begann ein Studium, entdeckte eine neue Art, wie der Alltag aussehen kann: "Ich war mein ganzes Leben lang ein professioneller Athlet. Der feste Tagesablauf, die strikten Routinen, der mentale Druck, all das hing mir irgendwann zum Hals raus", gibt sie zu.

Als da Silva ihr Studium mit dem Master abschloss, verlangte das Arbeitsleben ihre volle Aufmerksamkeit. "Ich hatte dann keine Zeit mehr für zwei Jobs", sagt sie. Also beschloss sie, das Kapitel "Profi-Beachvolleyballerin" abzuschließen und in ein neues Abenteuer aufzubrechen.

Österreich - die Basis in Europa

Doch wie kommt es, dass eine Brasilianerin, die ihr gesamtes Netzwerk in der Heimat hat, plötzlich in Franken auftaucht? Die Gründe liegen in ihrer sportlichen Vergangenheit. "Meine Wettkämpfe führten mich ganz oft nach Österreich, da finden im Sommer viele Turniere statt", sagt sie. Eine Art "zweites Zuhause" wurde der Nachbarstaat für da Silva.

So kam es, dass sie vom Verband ein Jobangebot als Beachvolley-Balltrainerin bekam. Doch da Silva hatte einen anderen Traum. "Ich wollte schon immer für Adidas arbeiten" sagt sie. Also bewarb sie sich. "Als das Job-Angebot kam, zögerte ich keine Sekunde."

Mit dem Zug aus Bregenz fuhr Sie nach Deutschland, am Hauptbahnhof in Nürnberg angekommen erwartete sie aber zuerst der Lockdown-Hammer. "Das war schade, alle Geschäfte hatten zu, die Stadt war wie leer", sagt sie. So gestalteten sich die ersten Wochen im neuen Land schwierig, "ich konnte wenig von der deutschen Kultur und der Gesellschaft mitnehmen, außerhalb meiner Arbeit natürlich".

TC Höchstadt als Glückskandidat

Das sich eine brasilianische Profi-Beachvolleyballerin in der Region befindet, sprach sich natürlich schnell herum in der Szene. "Aber ich habe mich auch aktiv umgehört, ob und wo es hier eine Beachvolleyball-Community gibt", sagt da Silva. Schnell lud sie der TC Höchstadt zu einem Sommer-Camp als Trainerin ein. Auch der mittelfränkische Volleyballverband zeigt bereits Interesse an da Silva. Mittlerweile ist sie offizielle Trainerin im Verein. Dass sie es ernst meint, entgeht im Gespräch mit ihr nicht.

"Ich möchte meine ganze Erfahrung an die Jugend weitergeben", sagt sie. Da kommen ihr solche Einladungen sehr entgegen, sie freut sich über jede Einzelne. "Ich liebe es, anderen etwas beizubringen", schwärmt da Silva.

Ein weinendes und lachendes Auge

Ihre Zeit als Profi-Spielerin vermisst da Silva in der Regel nicht. "Außer bei den Olympischen Spielen dieses Jahr hatte ich schon sehr gemischte Gefühle beim Zusehen", sagt sie. "Die tolle Atmosphäre dort, die sportlichen Höchstleistungen, ich kenne das ja alles und kann mich gut in die Athletinnen hineinversetzen."

Doch was überwiegt, ist ihre einmalige Chance, ein Leben nach dem Sport, so wie sie sich es gewünscht hat, anzustreben. "Ich bin sehr glücklich in Deutschland und über die Möglichkeit, hier mit meiner neuen Arbeit andere Wege als im Profisport zu gehen", sagt sie. Am meisten Gefällt ihr der Charme der kleinen Städtchen und der Natur hier in Deutschland, "sowas gibt es in Brasilien einfach nicht", sagt sie.

Ihre Familie und Freunde unterstützten da Silva bei ihren Zielen, vermisst werden Sse trotzdem. "Ich fliege über die Weihnachtszeit nach Hause, denn sie fehlen mir natürlich sehr", sagt da Silva. Wenn Sie dann im nächsten Jahr wieder nach Deutschland kommt, wird der Weg dahin weniger aufregend. Dann ist bereits alles da. Der Job, der neue Freundeskreis und eine gemütliche Wohnung in Herzogenaurach.

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