FCN in der Krise: Misidjan und Mintal sorgen für Unruhe

26.6.2020, 12:52 Uhr
Über Twitter teilt Virgil Misidjan mit, dass er fit ist, die medizinischen Tests ergeben allerdings scheinbar etwas anderes.

© Sportfoto Zink / Thomas Hahn Über Twitter teilt Virgil Misidjan mit, dass er fit ist, die medizinischen Tests ergeben allerdings scheinbar etwas anderes.

Es läuft derzeit nicht rund für den 1. FC Nürnberg – auf und neben dem Platz. Am letzten Spieltag der Saison kann der mit hohen Erwartungen gestartete Club noch auf den Abstiegs-Relegationsplatz der 2. Fußball-Bundesliga abstürzen. Es ist eine Situation, die sie so am Valznerweiher nicht erwartet haben. Es ist vor allem eine Situation, in der jede Nachricht das Potenzial hat, gegen die Verantwortlichen ausgelegt zu werden.


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Virgil Misidjan hat jetzt zum Beispiel so eine Nachricht produziert. Misidjan ist ein Offensivspieler, den noch der Sportvorstand Andreas Bornemann verpflichtet hat. Den Abstieg aus der ersten Liga konnte Misidjan nicht verhindern helfen – und als es dann um den Wiederaufstieg gehen sollte, verletzte sich Misidjan. Er hat noch kein Spiel absolviert in dieser Saison, fühlt sich jetzt aber offenbar einsatzbereit. Auf Twitter veröffentlichte Misidjan Video-Mitschnitte seines Trainings. Sein Kommentar dazu: "Schaut das aus, als wäre ich nicht fit?" Und, gefragt nach einem Einsatz: "Mein Ziel war es, die letzten Spiele der Saison mitzumachen, aber ich kann die Entscheidung anderer nicht beeinflussen."

Das klingt sehr nach einer Kritik an den Verantwortlichen beim 1. FC Nürnberg. Denen ist das aber jetzt erst einmal einerlei. Misidjan, so sagt es Pressesprecher Christian Bönig, könne schon sagen, dass er sich fit fühlt. Nur hätten eben medizinische Tests ergeben, dass der Niederländer noch nicht bereit ist für eine Rückkehr ins Mannschaftstraining. Für ein Spiel schon gleich gar nicht. "Das sagen also nicht wir, sondern sein Körper", sagt Bönig.

Dass da einer der Angestellten mindestens missverständliche Dinge über die sozialen Medien verbreitet – sie nehmen es beim Club zumindest nach außen jetzt einfach einmal schulterzuckend hin, was vielleicht die beste Strategie ist in diesen Zeiten. Die Konzentration liegt auf der Partie in Kiel, mit der sie eine schlimme Saison zu retten versuchen.

Erras vor dem Abschied

Mithelfen könnte dann wieder Patrick Erras. Der Mittelfeldspieler fehlte beim Debakel gegen den VfB Stuttgart gelbgesperrt, gehörte in den drei Partien zuvor aber zu den besseren Nürnbergern. In Kiel könnte Erras wieder für etwas mehr Stabilität im Nürnberger Zentrum sorgen – und vielleicht sein letztes Spiel im Club-Trikot absolvieren.

Es wäre das Ende einer Beziehung, die seit 13 Jahren anhält. 2007 wechselte Erras aus der Oberpfalz ins Nachwuchsleistungszentrum und wurde bald zum Profi befördert. Jetzt wird sein Vertrag nicht verlängert. Es gibt viele, die das schade finden, obwohl Erras noch nicht wieder jene Form erreicht hat, die ihn vor einer schlimmen Knie-Verletzung zu einem der aufregenderen Club-Talenten haben werden lassen.

Stütze der U21 verlässt den FCN

Zuletzt zeigte sich Erras formverbessert, hatte sich aber wohl schon vorher gegen eine Ausweitung der Zusammenarbeit mit dem 1. FC Nürnberg entschieden. Ein potenzieller Nachfolger ist neuerdings nicht mehr verfügbar. Robin Heußer, ein zentraler Mittelfeldspieler aus der vereinseigenen U21, verabschiedet sich zum SSV Ulm. Sein Trainer produzierte dazu eine Nachricht in den klassischen Medien. "Er ist sportlich und menschlich ein großer Verlust für den FCN", sagte Marek Mintal der Bild-Zeitung, "er wäre gerne beim Club geblieben, sieht für sich aber keine Chance mehr, bei den Profis zum Zuge zu kommen."


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Es ist wieder eine Nachricht, die ihnen in der Schaltzentrale am Valznerweiher nicht gefallen kann. Dass da mit Heußer einer geht, der der zweiten Mannschaft eine Stütze war, aber eben nur in der Regionalliga: Viele gibt es nicht mehr, die in diesen turbulenten Zeiten zugänglich sind für eine solche Argumentation, zumal es ja immer noch möglich ist, dass man in der 3. Liga eine Mannschaft schon wieder komplett neu planen muss.

Es entstehen einfach keine guten Nachrichten und beim Club wünschen sie sich wahrscheinlich, der ganze Verein bestünde nur aus Spielern wie dem zurückhaltenden Patrick Erras. Der produziert sogar dann, wenn er sich öffentlich äußert, selten einmal Nachrichten, vor allem keine schlechten.

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