FCN-Legende Volkert wäre heute 75 Jahre alt geworden

28.11.2020, 06:00 Uhr
Georg Volkert wurde mit dem 1. FC Nürnberg 1968 Meister.

© Volkert Georg Volkert wurde mit dem 1. FC Nürnberg 1968 Meister.

Wer weiß, ob er als Linksaußen des Frankenteams im Himmel die gegnerischen Abwehrreihen aufmischt und Max Morlock mit Flanken versorgt. Oder ob er als Manager mehr die Fäden im Hintergrund zieht. Prädestiniert wäre Georg "Schorsch" Volkert für beides. Hat er doch zu Lebzeiten beide Aufgaben zur Zufriedenheit der Fußballfans im tiefen Süden Deutschlands wie auch im hohen Norden erfüllt. Am 28. November hätte der am 16. August dieses Jahres verstorbene Sportler seinen 75. Geburtstag gefeiert – sicher auch im Kreise seiner früheren Mitspieler, schließlich sind die einstigen Club-Spieler ein verschworener Haufen, der das Thema Freundschaft und Kameradschaft bis heute groß schreibt, soweit die Corona-Pandemie derzeit zulässt.


Club stürmte 1968 mit nur 15 Spielern zum neunten Meistertitel


Als 16-Jähriger war Volkert von der SpVgg Ansbach zum 1. FC Nürnberg gewechselt, was sich der Club 1963 immerhin 3000 Mark kosten ließ. Das Geld war gut angelegt: 1968 wurde der 1. FCN mit dem nur "Schorsch" Gerufenen deutscher Meister – nicht zuletzt auch dank der Flügelzange mit dem Linksaußen Volkert und seinem Pendant Zvezdan "Zick-Zack" Cebinac auf der rechten Seite. Die fütterten Franz Brungs und Heinz Strehl in der Mitte mit Flanken und brachten es gemeinsam es auf zwölf Tore und 27 Vorlagen.

Seine rasanten Flügelläufe trugen den Ansbacher bis in die Nationalmannschaft, in der er es zwischen 1968 und 1977 auf zwölf Einsätze brachte. Den Rücken nach hinten hielt ihm damals Fritz Popp frei, der vor kurzem seinen 80. Geburtstag gefeiert hat und sich einst bei Auswärtsfahrten mit Volkert das Zimmer teilte. "Ich habe gesagt: Fritz, ich will Dich nicht vor mir sehen! Und er hat gesagt: Ich will Dich auch bei mir nicht haben! Ich habe immer die Ansicht vertreten: Wenn ein Stürmer hinten in der Abwehr ist, schafft das Probleme", hatte Volkert der Nürnberger Zeitung 2018 das Zusammenspiel der beiden auf der linken Spielfeldseite beschrieben.


Meisterspieler verstorben: Trauer um FCN-Legende Volkert


"Für 300.000 oder 400.000 Mark", so erinnerte er sich Jahrzehnte später, verkaufte der Club den beidfüßigen Dribbler nach dem Abstieg 1969 an den FC Zürich. Weitere Karrierestationen des durchaus streitbaren, mitunter auch unbequemen Volkert waren der Hamburger SV (1971-1978), der VfB Stuttgart (1978-1980) und für ein letztes Jahr noch einmal der Club, mit dem er 1981 den Bundesliga-Klassenerhalt schaffte. Kurios ging seine Karriere zu Ende: Mach dem entscheidenden 2:0-Sieg gegen Arminia Bielefeld, das am vorletzten Spieltag den Verbleib im Oberhaus bedeutete, verletzte sich Volkert beim Jubel mit den Fans, so dass er in der letzten Begegnung in Leverkusen verletzt fehlte.

Bei Hamburger Amateurvereinen ließ er seine Karriere ausklingen. 410 Erstligaspiele, 125 Tore und der Ruf eines der treffsichersten Elfmeterschützen (31 von 35) stehen seither in den Bundesliga-Annalen. Seinen größten Erfolg feierte Volkert allerdings auf internationaler Ebene: Beim 2:0-Sieg des HSV im Finale des Europacups der Pokalsieger gegen Anderlecht erzielte er das 1:0 per Elfmeter (80.), legte in der Schlussminute Felix Magath das 2:0 auf und sicherte so den Hanseaten ihren ersten europäischen Titel. Später prägte er als Manager die Geschicke des Hamburger SV, FC St. Pauli und schließlich die seines damals in die Drittklassigkeit abgestiegenen Herzensverein 1. FC Nürnberg.


Für Volkert ist der FCN eine Herzenssache


2017 hatte Georg Volkert einen Herzinfarkt erlitten, seitdem hatte er gesundheitliche Probleme und konnte deshalb auch nicht an den 50-Jahr-Feiern anlässlich des 7:3-Sieges über Bayern München und der letzten Meisterschaft des Club teilnehmen. Im November 2019 zeichnete ihn Ministerpräsident Markus Söder mit dem Bayerischen Verdienstorden aus und würdigte ihn in seiner Laudatio als "fränkische Fußball-Legende". Am 16. August starb Volkert, der seit langem in Sachsen vor den Toren seiner Geburtsstadt Ansbach gelebt hatte, in Erlangen im Alter von 74 Jahren an Herzversagen.

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