FCN-Spieler haut bei den Australian Open drauf

11.2.2021, 11:30 Uhr
 „Auf diesem Niveau weiß jeder, wie man Tennis spielt“: Der Bosnier Tomislav Brkic startet bei den Australian Open.

© Armin Durgut/PIXSELL, NNZ  „Auf diesem Niveau weiß jeder, wie man Tennis spielt“: Der Bosnier Tomislav Brkic startet bei den Australian Open.

Die Geschichte klingt verrückt. Wenn am Donnerstag in Australien ein Bosnier und ein Pakistani gegen zwei Spanier Tennis spielen, dann wird das auch einige Menschen in Nürnberg interessieren. Knapp 16 000 Kilometer Luftlinie vom verschneiten und eiskalten Franken entfernt scheint in diesen Tagen die Sonne, die Menschen können im T-Shirt durch die Gegend spazieren – oder bei den Australian Open Tennisspielern aus aller Welt bei ihrem Sport zuschauen.

Während in Deutschland über Lockerungen und die vermeintlich beste Strategie im Kampf gegen das Coronavirus gestritten wird, hat Australien die Lage dank strenger Vorgaben und klarer Ziele gut im Griff. Wie diese Vorgaben aussehen, erlebte Tomislav Brkic schon vor ein paar Wochen. Der 30-jährige Bosnier ist bereits am 15. Januar nach Australien geflogen, wo er erst einmal zwei Wochen in Quarantäne musste und ständig auf das Virus getestet wurde.

Auch in der vierten Liga

Anfang Februar hat er bei einem ATP-Turnier in Melbourne gespielt, seit ein paar Tagen bereitet er sich intensiv auf die erste Runde der Australian Open vor. Mit seinem Doppelpartner Aisam-ul-Haq Qureshi, einem 40-jährigen Pakistani, spielt er seit dem Donnerstagmorgen (deutscher Zeit) gegen die Spanier Pedro Martínez und Pablo Andujar. Klingt alles nicht nach der großen, glitzernden Tenniswelt – in Nürnberg werden trotzdem einige Leute verfolgen, was Brkic so treibt.

Denn Tomislav Brkic ist auch ein Spieler des 1. FC Nürnberg, seit mehreren Jahren schlägt er immer wieder am Valznerweiher auf. Der Tennis-Club ist zwar nicht mehr so groß und erfolgreich wie einst, doch auch in der dritten und vierten Liga spielen auf den Top-Positionen oft ausländische Profis – so wie Brkic.

Freunde in Franken

Der Kontakt kam damals über den inzwischen verstorbenen Club-Manager Franz-Josef Wich zustande. Als der FCN 2019 schnellstmöglich der Bayernliga entfliehen wollte, da ließen sie auch Brkic zu den wichtigen Spielen einfliegen. Der lieferte und gewann seine Spiele, inzwischen ist der Club wieder in der Regionalliga daheim – und möchte gerne perspektivisch in die Bundesliga zurück.

Brkic wird dann gerne wieder regelmäßig nach Franken kommen, "ich habe Freunde in Nürnberg und konnte sie dann immer sehen", sagt er. "Die Menschen im Verein sind sehr nett, ich kenne sie seit Jahren und fühle mich dort inzwischen auch ein bisschen zu Hause."

Derzeit ist er mit den Gedanken aber ganz bei den Australian Open. Erst vor eineinhalb Jahren hat er sich aufs Doppel konzentriert, das Turnier jetzt ist sein erster Grand Slam mit einem Partner an der Seite. Mit guten Leistungen will Brkic sich in den nächsten Monaten in der Rangliste weiter nach oben arbeiten, "es ist hart, auf diesem Niveau weiß jeder, wie man Tennis spielt", sagt er.

Seine Heimat, das Meer zwischen Kroatien und Bosnien, wird er erst einmal nicht sehen. Von Melbourne geht es nach den Australian Open direkt weiter nach Südamerika, wo er in Argentinien und Chile weitere Turniere spielen will. Zwei Monate war er dann unterwegs, alleine fühlt er sich aber nicht. "Die zwei Kinder meines Bruders rufen mich jeden Tag an", erzählt Brkic. Und in Nürnberg drücken ihm die Menschen vom Tennis-Club die Daumen.

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