"Fit und hungrig wie noch nie": Awdijan will den Titel

8.11.2018, 20:25 Uhr
Seine Entwicklung will er vorantreiben: Wanik Awdijan kämpft am Samstag um die Junioren-WM.

© Foto: Roland Fengler Seine Entwicklung will er vorantreiben: Wanik Awdijan kämpft am Samstag um die Junioren-WM.

Muss er ja auch nicht, immerhin symbolisiert dieser Abend im heimischen Box-Gym am Kohlenhof den nächsten Schritt auf der Karriereleiter. Wobei man im Hause Awdijan selbstredend von einem weiteren Sieg des Local Hero ausgeht. Für den Titel der International Boxing Federation hat er monatelang trainiert, hart geschuftet, auf vieles verzichtet und den Fokus allein auf dieses Duell um die WM-Krone der Junioren ausgerichtet. "Ich bin so fit und hungrig wie noch nie", sagt er selbst, und was bei anderen im nicht uneitlen Boxgeschäft wie Prahlerei oder Narzissmus klingen mag, erinnert bei dem Nürnberger an Selbstsicherheit. In sich ruhend, ausgewogen, stabil. Awdijan weiß, wieviel er trainiert hat – und noch mehr: wofür er sich dieser Schinderei unterworfen hat.

Training in den Alpen

Seit Juli bereitet er sich vor, auf
diesen großen Abend: stundenlange Einheiten im Ring, in der Endphase unzählige Sparringsrunden, das mit optischen Reizen forcierte Schnelligkeitstraining, die langen Läufe rund um den Rothsee, der Ausflug in die Alpen mit vielen Höhenmetern und die Schwitzkuren dazwischen. Wenn der 23-Jährige morgen Abend zu martialischer Musik, Fanfarenklängen und dem Jubel seiner Fans einmarschiert wie ein Gladiator im alten Rom, wird er all das aber ausblenden. Inklusive des Drucks, der auf ihm lastet. Die Nervosität wird da sein, wie vor jedem Kampf, sagt er, "aber ich bediene mich meiner Routine, das hilft", erklärt er und lächelt.

24 Kämpfe hat er seit seinem Profidebüt als jüngster Faustkämpfer Deutschlands 2012 absolviert, 23 davon hat er gewonnen. Aufgrund zweier Operationen stand er in diesem Jahr erst dreimal im Ring. Auch diese Zwangspausen haben den Techniker mit den schnellen Händen reifen lassen, und noch immer gilt er als die größte deutschen Nachwuchshoffnung im Mittelgewicht. Aber was heißt das schon? Im Boxen zählen Talent, Fleiß und Wille nur bedingt.

Die Zukunft liegt nicht in Deutschland

Die Möglichkeiten in Deutschland sind aus Awdijans Sicht begrenzt. Mit Sauerland ringt der ehemals größte Boxstall ums finanzielle Überleben, negative Schlagzeilen von drohender Insolvenz und ausstehenden Gagen trüben das Bild. Von netten Komplimenten und großspurigen Versprechungen der Sauerländer – "Wanik ist ein Rohdiamant" – kann er nicht leben. So sieht der Nürnberger seine Zukunft in Nordamerika – dem Land, in dem zumindest erfolgreiche Boxer noch unbegrenzt Träume haben dürfen. Die Kontakte sind geknüpft, die Pläne für 2019 geschmiedet, klingen durchaus vielversprechend und dürfen dennoch nur Zukunftsmusik sein.

Wer zwei Schritte auf einmal macht, stolpert nicht selten. So steht für Awdijan zunächst das Duell mit dem "Monster von Bagamoyo" an, wie sich Ally eines martialischen Kampfnamens bedient. Der 21-Jährige gilt als aggressiver Vorwärtsboxer. Der Mann aus Tansania ist keiner, der sich hinter einer Doppeldeckung verschanzt und nur auf seine Chance lauert. "Er kommt sicher nicht hierher, um zu verlieren", zeigt sich Awdijan respektvoll und weiß: "Er wird genauso hungrig sein wie ich."

Heute treffen die beiden Kontrahenten erstmals bei der offizielle Waage aufeinander. Ab 14 Uhr in den Räumen des "La Cultura" in der Gebersdorfer Straße wird es auch darum gehen, den Gegner der eigenen Stärke zu versichern. Imponiergehabe gehört da dazu. Awdijan hat das längst verinnerlicht. "Am Samstag wird für ihn Endstation sein", sagt er, lächelt und lässt diesen Satz doch wie eine Drohung klingen.

Keine Kommentare