Zengers Taktiktafel zum Karlsruher SC

Vorsicht vor Flanken: Was den FCN gegen den KSC erwartet

21.2.2021, 06:00 Uhr
3:2 nach 0:2: Die Spieler des Karlsruher SC um den Ex-Fürther Philipp Hofmann (2.v.r.) durften zuletzt in Sandhausen jubeln.

© Uwe Anspach, dpa 3:2 nach 0:2: Die Spieler des Karlsruher SC um den Ex-Fürther Philipp Hofmann (2.v.r.) durften zuletzt in Sandhausen jubeln.

Wie war das Hinspiel?

Relativ schwach. In einem Spiel ohne wirkliche gute Chancen trafen beide Mannschaften einmal. Lohkemper per abgefälschtem Fernschuss für den FCN, Wanitzek per Kopf für den KSC. In der Schlussphase sah Karlsruhes Kother Gelb-Rot, so dass der Club noch einmal zu Gelegenheiten kam, es blieb aber beim 1:1. Auffällig war beim FCN in diesem Spiel – und auch in vielen anderen – die schlechte Schussauswahl im Vergleich zum Gegner.

Viel zu oft brach der Club den Angriff ab und schoss einfach blind in Richtung KSC-Keeper Gersbeck. Das Nürnberger Tor wäre ohne Abfälschung auch nicht gefallen. Der KSC spielte hingegen seine Angriffe aus und schloss fast nur in Tornähe ab. Was der Club gut machte, trotz des Gegentors, war, dass er die Kopfballstärke der Badener weitgehend unterband, die so nur zweimal in der Partie aus dem Spiel heraus zu einem Kopfballabschluss kamen.

Was ist seitdem passiert?

Der KSC spielt das, was man beim FCN gerne gehabt hätte: eine sorgenfreie Saison. Mit sechs Punkten auf Platz drei besteht sogar noch eine kleine Chance auf mehr. Aber auch ohne diese Chance stehen die Karlsruher dafür, dass man mit kontinuierlicher Arbeit auch aus einem Abstiegskandidaten ein mehr als solides Zweitligateam machen kann. Seit dem Jahreswechsel hat der KSC in acht Spielen nicht verloren. In der Jahrestabelle 2021 belegen die Karlsruher damit Platz eins.

Die Herangehensweise ist ziemlich einfach zu beschreiben: Flanken, Flanken, Flanken. Fast zwanzig Mal pro Spiel gibt es eine Hereingabe von Außen. Doch Karlsruhe flankt nicht nur oft, sondern auch präzise: Nur Kiel und Aue bringen häufiger ihre Hereingaben zum Mann. Unter den fünf genauesten Flankengebern der Liga befinden sich drei Karlsruher. Im 4-1-4-1 des KSC schlagen sowohl die Außenverteidiger als auch die äußeren Mittelfeldspieler die Flanken. Das heißt Thiede und Goller von rechts, noch häufiger aber Heise und Lorenz von links.


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Der Aufbau der Karlsruher beruht zum einen auf jenen Pärchen auf der Außenbahn. Zum Teil werden die offensiveren Außen aber nicht von den Außenverteidigern, sondern direkt von den Innenverteidigern – Kobald und Bormuth – bedient. Die wählen dann den langen Ball. Deutlich seltener baut Karlsruhe auch über Gondorf, Choi und Wanitzek im Zentrum auf. Von hier aus wird oft schon das Zuspiel auf Stürmer Philipp Hofmann gewählt. Der agiert oft als Wandspieler, lässt den Ball dann wieder nach hinten prallen oder legt zur Seite ab.

Die explizite Nennung vieler Namen zeigt noch eine andere Stärke: Der KSC hat seine Stammelf gefunden. Christian Eichner muss selten umbauen, einzig Linksverteidiger Philip Heise fehlt. Seit der Ex-Cluberer sich am Oberschenkel verletzt hat, spielt hier Kevin Wimmer, der im Winter von Stoke gekommen ist.

Wie kann man sie knacken?

In den letzten Partien hatte der KSC vor allem dann Probleme, wenn er den Ball im Aufbau verlor. Wenn der Gegner – egal ob Sandhausen, Regensburg oder Bochum – schnell umschaltete und den direkten Weg zum Tor suchte, tat sich Karlsruhe schwer, den Abschluss zu verhindern, weil die Ordnung in der Rückwärtsbewegung fehlte. Oft entstanden die Fehler eher bei kurzen Bällen oder Ballverlusten im Dribbling. Womöglich auch deshalb setzt der KSC im Aufbau mehr als alle anderen Zweitligisten auf den langen Ball.

Zwingt man Karlsruhe in Zweikämpfe gegen den Ball, sind die Badener auch verwundbar. Nur Fürth verliert noch mehr Defensivzweikämpfe als der KSC, das wirkt sich aber nicht so tiefgreifend aus, da viele dieser Duelle gegen den Ball weit weg vom eigenen Strafraum geführt werden und – außer in den angesprochenen Umschaltsituationen – oft genug Absicherung vorhanden ist.

Auf wen muss der Club aufpassen?

Marc Lorenz. Der schlägt nicht nur teilweise die Ecken von links, sondern ist auch einer der gefährlichsten Passspieler der Liga. Nur Hamburgs Bakery Jatta spielt häufiger Pässe, die zu einem Abschluss führen. Das liegt ein wenig an seinen Ecken und auch ein wenig daran, dass niemand in der gesamten zweiten Liga so häufig in Tornähe flankt wie der gebürtiger Münsteraner. Darüber hinaus ist aber einfach festzuhalten: Lorenz ist Karlsruhes erfolgreichster Torvorbereiter mit sechs Assists.

Lorenz hat aber noch andere Qualitäten: So fängt er in der Rückwärtsbewegung viele Bälle ab, auch da kommt er für einen offensiven Außen auf Bestwerte in der zweiten Liga. Das liegt einerseits am Pressing, das der Karlsruhe SC zum Teil schon sehr früh beginnen lässt, aber auch an Lorenz‘ Spielweise. Besonders angesichts der Tatsache, dass die rechte Abwehrseite des FCN in den letzten Wochen immer eine Achillesferse war, ist also besondere Aufmerksamkeit gegen den linken Mittelfeldspieler gefordert.

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