Enttäuschendes Ergebnis

Florian Gruber: Plastikmüll im Meer bringt fränkischen Kitesurfer zu Fall

18.7.2021, 16:26 Uhr
Florian Gruber: Plastikmüll im Meer bringt fränkischen Kitesurfer zu Fall

© Foto: Martina Orsini/ IKA Media

Zufrieden ist er nicht, das ist Florian Gruber deutlich anzuhören. Beim ersten Weltcup-Rennen des Jahres wollte der Kitesurfer eigentlich dort hin, wo sein Name meistens zu finden ist: unter die besten Fünf der Gesamtwertung. Nach vier Tagen Wettkampf mit den Besten der Welt musste sich der 27-Jährige allerdings mit einem enttäuschenden 16. Platz zufrieden geben. Ein Ergebnis, das nicht so recht passen will zu Grubers gewohnten Leistungen, aber erklärbar ist.

Vor allem durch einen Trainingsunfall, der sich Mitte Juni auf dem beschaulichen Walchensee im bayerischen Voralpenraum ereignete. Nur ein paar Kilometer sind es von dort nach Garmisch-Partenkirchen, wo Gruber lebt, wenn er sich nicht gerade in Muhr am See aufhält.

Weil während einer Trainingseinheit ein Seil am Kite reißt, schnalzt ihm ein Metallteil gegen den rechten Daumen. Der Finger platzt auf, der Daumenknochen bricht gleicht zweimal, Blut läuft den Unterarm entlang. "Die Wunde musste mit sechs Stichen genäht werden", berichtet Gruber. Kitesurfen ist so erst mal nicht möglich. Ohne festen Griff lässt sich der Drachen nicht steuern, schon gar nicht bei Geschwindigkeiten von 60 bis 70 Stundenkilometern, wie sie Kitesurf-Profis häufig erreichen.

Tippen geht, surfen nicht

Gute drei Wochen kann Gruber nach seinem Unfall nicht auf dem Board stehen. Was aus sportlicher Sicht mehr als ungünstig ist, verhilft wenigstens der Bachelorarbeit zu einem erfolgreichen Abschluss. "Zum Glück war nur mein Daumen kaputt, ich konnte also weiterhin einigermaßen gut tippen", sagt Gruber. Die Arbeit ist inzwischen bei der Hochschule Ansbach eingereicht. Titel: "Eine Sportart wird olympisch – Auswirkungen und Effekte anhand des Beispiels Kitesurfen".

Für den Muhrer ein sehr praxisnahes Thema, schließlich will er dabei sein, wenn Kitesurfen im Jahr 2024 erstmals bei Olympia vertreten sein wird. Dann hoffentlich in wesentlich besserer Form als vor einigen Tagen vor der italienischen Südküste. "Ich war schon drei Tage vor Wettkampfbeginn vor Ort, um doch noch ein bisschen zu trainieren, aber so schnell wird man körperlich einfach nicht wieder fit", bilanziert er.

In den Rennen fehlt ihm oft die Energie, die Ausdauer, die es braucht, um vier Tage in Folge immer wieder den Kräften von Wind und Wasser zu trotzen. Zudem haben die Veranstalter in Kalabrien für die Athleten ein knackiges Programm mit besonders langen Strecken vorbereitet – denkbar ungünstig für einen, dessen Körper maximale Belastungen noch nicht wieder optimal verkraftet.

Risikofaktor Plastikmüll

Dabei läuft es am ersten Tag noch ganz gut, doch je länger der Wettbewerb dauert, desto schwerer fällt es Gruber, sein Niveau zu halten. Auch weil der Daumen Probleme macht. "Die ersten zwei Tage bin ich mit einer Schiene gefahren, aber die hat mich behindert", sagt er. Also Tape statt Schiene, was auch nicht viel besser ist. Weil der doppelte Bruch eben noch längst nicht ausgeheilt ist und der dünne Tapeverband den Daumen nur unzureichend schützt.

Am letzten Tag tut Gruber dann nicht nur der Daumen, sondern auch das Knie weh. "Ich bin auf eine Plastiktüte aufgefahren. Da stoppt das Board dann plötzlich ab. Ich habe mich mehrmals überschlagen und mir das Knie verdreht", berichtet er. Am Ende alles halb so schlimm, ernsthaft verletzt hat er sich bei dem Unfall nicht. Platz 16 schmerzt da mehr.

Mitte August soll das Ergebnis deutlich besser ausfallen, dann trifft sich die Kitesurf-Elite im nordfriesischen St. Peter-Ording zur Deutschen Meisterschaft. Wenig später, Anfang September, steht dann die Europameisterschaft an. Idealerweise will Gruber da unter den besten Fünf landen. "Ich steige jetzt dann wieder voll ins Training ein und habe bis zur EM ja noch ein bisschen Zeit", sagt er. Gute Voraussetzungen dafür, dass er bald schon wieder deutlich zufriedener mit seinen Leistungen sein kann.

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