Fränkischer Sportschütze kurz vor der Qualifikation zur Europameisterschaft

8.4.2021, 18:19 Uhr
Fränkischer Sportschütze kurz vor der Qualifikation zur Europameisterschaft

© Hanna Bühlmeyer

„Gestern ist es richtig gut gelaufen.“ Selbst durchs Telefon ist hörbar, dass da jemand richtig glücklich über seine Leistung ist. Ende März waren die Nationalkader-Schützen des Deutschen Schützenbunds (DSB) am Olympiastützpunkt in Garching-Hochbrück bei München beisammen, um in internen Ausscheidungswettkämpfen auszutragen, wer die Nationalfarben bei der Europameisterschaft in Osijek, Kroatien, tragen darf. Diese werden – hoffentlich – vom 24. Mai bis 5. Juni 2021 stattfinden können.

Der 24-jährige Student der Elektro- und Informationstechnik (TH Nürnberg) durfte sich sogar in zwei Disziplinen messen. Zunächst trat er am Donnerstag mit dem Luftgewehr an, doch hier lief es gar nicht. Mit mageren 618 bzw. 623 Ringen war er überhaupt nicht zufrieden und wurde auch nur Neunter von neun Schützen der Vorauswahl.


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Am Tag darauf startete er dann in seiner Paradedisziplin, dem Dreistellungskampf, mit dem Kleinkalibergewehr. Und das lief, wie schon erwähnt, richtig gut: Gleich zu Beginn im Kniendschießen („meine Wackeldisziplin“) schaffte er 392 Ringe: 32 Treffer landeten in der Zehn, nur achtmal gab es lediglich neun Ringe. Und genauso gut ging es weiter: Beim Liegendschießen schrammte er mit 399 von 400 möglichen Ringen nur ganz knapp an einem perfekten Ergebnis vorbei und auch im abschließenden Stehendschießen erreichte er hervorragende 391 Ringe. Die 1.182 Ringe waren natürlich persönliche Bestleistung und außerdem drei Ringe über dem bisherigen deutschen Rekord. Mit dieser Topleistung wurde er zweitbester Schütze der Vorauswahl und darf sich nun schon etwas mehr als leise Hoffnungen darauf machen, einen Startplatz bei den Europameisterschaften zu bekommen.

Fränkischer Sportschütze kurz vor der Qualifikation zur Europameisterschaft

© Hanna Bühlmeyer

Daniel Karg bezeichnet sich selbst als „Spätzünder“. 2011, mit fünfzehn Jahren, begann er bei der Schützengilde in Eckersmühlen. 2013 wechselte der zu den Sportschützen zur FSG Hilpoltstein und wurde schnell in den Bayernkader berufen und in der Auswahlmannschaft der RWS Franken eingesetzt. 2017 erhielt er dann das Angebot der SSG Dynamit Fürth, in der 1. Bundesliga zu schießen. Betreut wurde er in dieser gesamten Zeit in Mittelfranken von Landestrainer Marco Müller. „Ihm habe ich sehr viel zu verdanken.“

Nach zwei Fürther Jahren wechselte er dann 2019, auch der Liebe wegen, zur FSG "Der Bund" München. Seine Freundin, Hanna Bühlmeyer, schießt dort in der Bundesliga und ist im Landeskader Bayern. Der Umzug sollte sich für ihn als doppelter Glücksgriff erweisen. Mit dem neuen Trainer Norbert Ettner, der im Jahr 2000 bei Olympia in Sidney gestartet war, konnte er sein Niveau noch weiter anheben und wurde in die Nationalmannschaft berufen.

Wegen Corona hat er davon leider bisher nur wenig gespürt. „Es war eher ein trockenes Jahr.“ Es fanden kaum Wettkämpfe und Lehrgänge statt und er hofft natürlich, dass sich das noch in diesem Jahr wieder ändern wird.


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Seit Januar 2021 darf er sich nun auch als Sportprofi bezeichnen, denn er hat – im Wettbewerb mit anderen Schützen – einen der wenigen begehrten Plätze als Sportsoldat bekommen. Diese Plätze bei der Bundeswehr werden vom Verband (DSB) abhängig vom Kaderstatus besetzt. „Da musste ich mich auch gegen Flinte, Pistole und Bogen durchsetzen.“ Im Winter absolvierte er die für Sportler verkürzte Grundausbildung und gab seine Bachelorarbeit ab. „Danach habe ich vor, nebenher, wenn es der Sport zulässt, meinen Master an der Uni Erlangen zu beginnen.“ Diese Förderung gilt freilich immer nur für ein Jahr, er muss also jedes Jahr wieder Topleistungen bringen.

Nun darf er sich völlig auf die Vorbereitung der nächsten beiden Ausscheidungswettkämpfe konzentrieren. Die zweite Runde findet am 9. und 10. April in der Halle am Bundesstützpunkt Sportschießen in Hannover statt. Ende April wird es dann in der dritten und letzten Ausscheidungsrunde auf die Freiluftanlage gehen, voraussichtlich in seinem neuen „Wohnzimmer“, dem Olympiastützpunkt in Hochbrück.

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