Fürth-Chef Azzouzi fordert "konkretes Handeln" bei Rassismus

3.3.2020, 16:36 Uhr
Rachid Azzouzi wurde 1971 in Marokko geboren, kam aber bereits mit zwei Jahren nach Deutschland. Als Fußballer spielte er für den MSV Duisburg, Fortuna Köln und die SpVgg Greuther Fürth.

© Sportfoto Zink / Wolfgang Zink Rachid Azzouzi wurde 1971 in Marokko geboren, kam aber bereits mit zwei Jahren nach Deutschland. Als Fußballer spielte er für den MSV Duisburg, Fortuna Köln und die SpVgg Greuther Fürth.

Herr Azzouzi, beim Spiel gegen den VfB Stuttgart wurde in der Fürther Fankurve ein Banner "Kleeblattfans gegen Rechts" gezeigt. Freut Sie das in diesen Tagen?

Rachid Azzouzi: Natürlich freut mich sowas. Es macht mich auch stolz. Es geht aber um viel mehr, um Rassismus, Sexismus und Homophobie. Plakate und Worte sind nur das eine – das andere sind die Taten, das konkrete Handeln. Ich hätte mir gewünscht, dass auf Schalke, als ein Spieler rassistisch beleidigt wurde, genauso durchgegriffen worden wäre wie jetzt in Hoffenheim. Es ist die Aufgabe des Schiedsrichters, da eine Durchsage machen zu lassen und aufzuhören, Fußball zu spielen. Das ist ein gesellschaftliches Problem. Ich spüre das in den vergangenen Jahren immer stärker. Es ist hoffähiger geworden, Diskriminierungen zu äußern. Ich lebe seit 47 Jahren in Deutschland, Rassismus hat mich mein ganzes Leben lang begleitet. Der Rechtsruck in ganz Europa ist sehr bedenklich und macht mir auch ein bisschen Angst.Ist es nicht bezeichnend, dass der DFB so konsequent durchgreift, wenn es gegen einen weißen Mann geht – und nicht, wenn es einen farbigen Spieler betrifft?

Azzouzi: Ich hoffe nicht, dass es so ist. Es kann sein, dass erst die rassistischen Beleidigungen und jetzt die gegen Hopp dazu geführt haben, dass endlich durchgegriffen wird. Es darf aber nicht passieren, dass gestreikt wird, wenn es gegen einen weißen, wohlhabenden Mann geht – und bei einem farbigen Spieler nicht. Es gilt, die rauszufiltern, die sich so äußern und ihnen zu sagen, dass man sie nicht haben will.

Sie und Ihr Kollege Holger Schwiewagner sitzen in verschiedenen DFL-Gremien. Können Sie darüber Einfluss nehmen?

Azzouzi: Natürlich versuchen wir das. In einer Kommission kann man schon aufzeigen, wie es ist, als Migrant von so etwas betroffen zu sein. Der Fußball ist schließlich eine Bühne für manche Menschen, ihre kranken Sichtweisen publik zu machen.

Sie wurden ja auch schon Opfer.

Azzouzi: Ich habe das immer erlebt. Hier in Fürth wurde ich als Spieler von Einzelnen als Kameltreiber beschimpft. Damals bin ich ein Jahr nicht mehr in die Kurve gegangen. Und wenn man reist, ist man immer mehr der, der zufällig kontrolliert wird. Es sind ganz viele subtile Dinge.


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Muss sich ein Verein wie das Kleeblatt vielleicht noch deutlicher positionieren?

Azzouzi: Die Spielvereinigung und ihre Anhänger stehen für Vielfalt, für Toleranz und Antirassismus. Aber ja: Vielleicht müssen wir noch klarer Stellung beziehen.