Fürth feiert seine Derby-Sieger bis tief in die Nacht

13.8.2014, 05:59 Uhr
Die Freude kannte keine Grenzen: Mit dem 5:1-Triumph über den Club feierten die Fürther einen historischen Derbysieg.

© Sportfoto Zink / MeZi Die Freude kannte keine Grenzen: Mit dem 5:1-Triumph über den Club feierten die Fürther einen historischen Derbysieg.

Fürth und Nürnberg, zwei Schwestern, die so nahe beieinanderliegen und doch so verschieden sind. Ein Spiel mit all seinen schönen und unschönen Begleiterscheinungen enthüllte einmal mehr, was den Fußball in der Kleeblattstadt von dem in der Noris unterscheidet. „Wir wollten Spaß haben, das ist das Wichtigste in so einem Spiel“, erklärte Fürths Routinier Goran Sukalo nach 90 mitreißenden Minuten das Erfolgsrezept einer Truppe, die im Sommer einen neuerlichen Radikal-Umbruch wie schon in der Vorsaison überraschend schnell kompensiert hatte.

Bei der Spielvereinigung stand ein Kollektiv auf dem Platz, in dem sich jeder völlig verausgabte und Fehler des Kollegen ausbügelte. Wie geschlossen sich diese Einheit bereits am zweiten Spieltag einer beinahe noch jungfräulichen Saison präsentierte, war schon erstaunlich. Zumal der schwere Verkehrsunfall von Mittelstürmer Ilir Azemi die Mannschaft vier Tage vor dem Derby noch in eine „Schockstarre“ versetzt hatte, wie Trainer Frank Kramer anmerkte. „Das war eine sehr schwere Woche für uns“, meinte denn auch Goran Sukalo und seine in 269 Erst- und Zweitligaspielen erworbene Ritterrüstung fiel kurzzeitig von dem 32-jährigen Slowenen ab. „Wir wussten, was das Derby für die Menschen in Fürth bedeutet. Wir wollten kämpfen. Für sie und für Ilir. Er ist immer bei uns, in jeder Minute.“

Er weiß genau, was er will: Goran Sukalo gibt nicht nur im Fürther Mittelfeld den Ton an. Der Routinier spricht schon jetzt vom Aufstieg in die Bundesliga.

Er weiß genau, was er will: Goran Sukalo gibt nicht nur im Fürther Mittelfeld den Ton an. Der Routinier spricht schon jetzt vom Aufstieg in die Bundesliga. © Sportfoto Zink / MaWi

Wenn Fußballprofis so in Pathos schwelgen, kann das Ausdruck eines Zusammengehörigkeitsgefühls sein oder aber Ratlosigkeit verdeutlichen. Brasiliens Nationalmannschaft war bis zu jenem historischen Montagabend im Ronhof dafür das beste Beispiel. Unter dem Druck, alles und noch etwas mehr für ihren verletzten Superstar Neymar zu geben, zerbrach die Selecao. Fürths Fußballer hingegen schienen von dem Druck nichts zu spüren, den sie sich mit der Ansage, für ihren schwer verletzten Teamkollegen zu spielen, selbst aufgebürdet hatten. „Ilir ist nicht nur ein Teamkamerad. Er ist ein Bruder für uns. Wir wollten ihm zeigen, dass wir an ihn denken“, fasste die in dieser Situation sehr ernste „Stimmungskanone“ Stephan Schröck die Befindlichkeiten rund um den Ronhof zusammen. Erst am Freitag hatten Trainer Kramer und Martin Meichelbeck, Leiter der Lizenzabteilung, Azemi in der Klinik besucht. „Sehr emotional“ sei das gewesen, berichtete Kramer: „In so einem jungen Kerl kommt da viel hoch. Die Auswirkungen des Unfalls sind noch gar nicht abzusehen. Auch wenn du stark sein musst, kannst du selbst auch nicht alles schlucken.“

Einfach zur Tagesordnung übergehen wollte man in Fürth an diesem Abend nicht. Den Moment durften die Protagonisten bis morgens um zwei Uhr in der Partymeile Gustavstraße zusammen mit ihren Fans genießen. Sie alle kosteten von diesem süßen Gefühl, wenn der Außenseiter den Aufstiegsfavoriten alt aussehen lässt und tausende Menschen damit glücklich macht. Wie wertvoll der DerbySieg wirklich ist, wird die Zukunft zeigen. „Rückenwind ohne Ende“ erhofft sich Präsident Helmut Hack, während Sukalo nach dem wenig aussagekräftigen Sprung an die Tabellenspitze vom Aufstieg in die Bundesliga redete: „Wenn man hoch will, muss man genau so spielen. Für mich sind wir einer der Favoriten für den Aufstieg.“

Die Euphorie nach dem sportlichen Feiertag, wie man ihn in der Kleeblattstadt nur nach Siegen über den Club zelebriert, basiert nicht zuletzt auf dem ausgeprägten Torriecher, den die Fürther Elf gegen den Club bewies. Viele Chancen brauchte sie nicht, um am Ende mit 5:1 zu triumphieren. Das war längst nicht immer so. Daraus aber mehr als den ersten Schritt einer Entwicklung abzuleiten, kam zumindest Trainer Kramer bei aller Hochstimmung nicht in den Sinn. „Man wird erst in einigen Spielen sehen, ob wir den Killerinstinkt wirklich haben“, meinte der 42-Jährige vorsichtig. „Es war ein tolles Fußballfest, das wir alle genossen haben.“ Die „harte Arbeit“, die Kramer ankündigte, begann bereits gestern um 12 Uhr. Mit einem lockeren Laufprogramm für die müden Derby-Helden.

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