Reitsport

Fürther Spitzenreiterin: Sprehe hofft auf Olympia-Teilnahme

30.4.2021, 18:00 Uhr
Jörne Sprehe auf ihrem Pferd Chepetta, das sich in Valencia mit Herpes infizierte und kurz darauf eingeschläfert werden musste.  Foto: Andreas Pantel / ACP

© ANDREAS PANTEL Jörne Sprehe auf ihrem Pferd Chepetta, das sich in Valencia mit Herpes infizierte und kurz darauf eingeschläfert werden musste. Foto: Andreas Pantel / ACP

Wenigstens den Pferden geht Corona am Schweif vorbei. Die Springpferde im Horsepark Sprehe im Fürther Stadtteil Atzenhof erlebten wohl die ruhigste Zeit ihres Lebens. Sie durften seit Beginn der Pandemie regelmäßig bewegt, aber nicht durchgängig trainiert werden. Viel Betrieb herrschte in dem ehemaligen Flugzeughangar, der als Reithalle dient, in den vergangenen 14 Monaten nicht.


Wie die SpVgg Greuther Fürth: Das Geschäftsmodell der Sprehes setzt auf Ausbildung und Transfers


Für die fünf Amateure, die ihr Pferd im Horsepark eingestellt haben und dort trainieren, fanden 2020 nur wenige Turniere statt. Und der einzige Profi des Unternehmens, Jörne Sprehe, legte ohnehin die zweite Babypause ein. Insofern ist ihr Vater Josef Sprehe gar nicht wirklich frustriert, als er über sein Geschäftsmodell im Jahr 2020 berichtet: "Corona bremst, auch der Reitsport ist betroffen. Aber es war erlaubt, die Pferde zu bewegen, was wir hier im Horsepark mit strengsten Regeln getan haben."

Die Familie Sprehe lebt davon, junge Pferde zu kaufen, sie zu Springpferden auszubilden, auf Turnieren zu reiten und dann gewinnbringend zu verkaufen. Hinzu kommen die Preisgelder, die Jörne Sprehe mit verschiedenen Pferden im In- und Ausland erzielt. In alter Verbundenheit startet sie auf nationalen Turnieren für den Reitclub Herzogenaurach – im Alter von zehn begann sie dort das Reiten. International repräsentiert sie regelmäßig Deutschland.

Um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie gut die 38-Jährige ist: Für die verschobenen Olympischen Spiele in Tokio steht sie auf der "Longlist" des Bundestrainers, also im erweiterten Kader. Als nach ihrer Babypause im vergangenen Sommer das Aus für Olympia 2020 feststand, lichtete sich auch der Turnierkalender fürs restliche Jahr. "Es gab nicht den kompletten Stopp für die Reitprofis, aber einige gute Turniere sind ausgefallen", erklärt Josef Sprehe.

Die Sehnsucht nach Olympia in Tokio ist groß

Die Folge: mehr Reiter auf weniger Turnieren mit weniger Preisgeld. "Die Situation war erträglich, aber deutlich schlechter für den Profisport." Für Jörne waren es am Ende 15 statt 35 Wettbewerbe, an denen sie teilnahm. Die Sehnsucht nach Olympia in diesem Jahr ist demnach besonders groß. "Für uns war die Absage schon schade. Jetzt geht das Spiel von vorne los", sagt Josef Sprehe und meint damit: Die Longlist streicht der Bundestrainer auf drei Reiter zusammen, die dann ins Flugzeug nach Japan steigen dürfen.

Jörne würde ihren Hengst Stakki’s Jumper mitnehmen, ihr bestes Springpferd im Stall. Mit ihm war sie vor ihrer Schwangerschaft unter anderem die beste deutsche Reiterin in einem der vier Nationenpreisturniere in Rom. Josef Sprehe selbst wollte 2020 auch aus anderen Gründen die Korken knallen lassen: 70 Jahre alt ist er geworden. Doch zwei Anläufe, das zu feiern – zunächst in Spanien, dann mit dem Frankenfernsehen-Koch Rainer Mörtel in Fürth – scheiterten wegen der Kontaktbeschränkungen. "Jetzt starte ich im Sommer eben einen neuen Versuch."

Ganz so einfach ist das für Stakki’s Jumper wiederum nicht. "Er war 2020 mit 14 Jahren im besten Alter", berichtet Josef Sprehe. Ob er nun, ein Jahr älter, seine Form behalten hat? Auch die Amateurpferde wurden "nicht gerade besser", so Sprehe, weil sie nicht regelmäßig trainiert und auf Turnieren gefordert wurden.

Die fünf Reitschüler von Jörne Sprehe hätten zwar nicht mit ihren Pferden springen dürfen, aber immerhin ausreiten. Doch im Horsepark Sprehe entschied man sich für eine restriktive Auslegung der Regeln. "Es war erlaubt auszureiten, aber wir wollten nicht provozieren, weil zum Beispiel Leichtathleten nicht Sport treiben durften", erklärt Josef Sprehe. Wegen des Tierschutzes durften die Reiter immerhin die Halle nutzen. Timing und Fingerspitzengefühl bewiesen die Sprehes schon vor der Pandemie. "Wir haben vor Jörnes Schwangerschaft entschieden, uns von guten Pferden zu trennen", erzählt ihr Vater, der den Fokus bei "Neueinkäufen" auf junge Pferde gelegt hat.

Die Tragödie von Valencia

Sorgen bereitete dem Horsepark tatsächlich nicht Corona, sondern die Herpes-Krise in Valencia. Bei einem Turnier in der spanischen Stadt Ende Februar ist ein Pferde-Herpesvirus ausgebrochen, mehrere Tiere sind danach gestorben, darunter eines der Sprehes. "Es war komplett gelähmt und konnte nicht mehr laufen, es musste in einer Klinik eingeschläfert werden."

Die Tragödie überschattete den sportlichen Erfolg Jörnes, "sie war mit Abstand die beste Reiterin dort unter 600 Teilnehmern", sagt ihr Vater stolz. Doch das Virus beschäftigt die Szene nach wie vor, Vorwürfe machen die Runde, dass die Tiere zu eng untergebracht waren. "Es ist zu einfach, jetzt auf den Veranstalter zu schimpfen", winkt Josef Sprehe ab, "keiner hat mit der Mutation und ihrer Gefährlichkeit gerechnet."

Auch Pferde müssen PCR-Tests machen

Andere Reiter aus Deutschland seien "sofort zum Staatsanwalt gerannt", die Sprehes belassen es bei einem guten Vorsatz: "Wir hatten noch nie einen Herpesfall, aber in letzter Konsequenz werden wir das nicht verhindern können. Wir ziehen die Konsequenzen: bei Turnieren noch besser aufpassen, im Stall noch besser aufpassen."


Fürth hat mit Jörne Sprehe eine weltweit erfolgreiche Spitzenreiterin


Und so konzentrieren sich die Sprehes auf das Sportjahr 2021. Höhepunkte sollen neben Olympia die Fünf-Sterne-Turniere in Rom und Aachen werden. Stand jetzt sind auch die Deutsche Meisterschaft und die Nationenpreisserie geplant. "Es geht um Preisgelder und Punkte. In unserem Geschäftsmodell steigt der Pferde-Wert, wenn sie in Aachen starten", erklärt Josef Sprehe, den dann Corona doch ein wenig beschäftigen wird: Für internationale Wettbewerbe müssen seine Pferde PCR-Tests machen – wie wir Menschen.

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