Früher Chefstratege, jetzt Co-Trainer
Gala in Baku: Ein Nürnberger Pokalheld spitzt aufs EM-Halbfinale
3.7.2021, 08:39 UhrDer Gesprächspartner meldet sich auf Deutsch. Dass er um 7.35 Uhr überhaupt ans Handy geht, könnte bedeuten, dass man in Baku anruft, in Aserbaidschans Hauptstadt ist es schon zwei Stunden später. Oder, mit einem freundlichen Menschen wie Tomas Galasek verbunden ist, am Vortag des EM-Viertelfinales zwischen Tschechien und Dänemark. In diesem Fall ist beides wahr. Die Stimmung nach dem Holland-Sieg? Ist immer noch bestens, sagt Galasek, "wir haben uns sehr mit den Fans gefreut". Einen Ballabend wie diesen hatte auch zu Hause keiner erwartet. Obenauf gegen Oranje, 2:0 im Achtelfinale gegen favorisierte Niederländer, die nach einem Handspiel Rot und nach einer für sie generell recht unerquicklichen Partie eine verdiente Niederlage kassierten.
Niedergemähte Tulpen und "Momente, für die man Fußball spielt"
Die heimische Presse tanzte nur allzu gerne mit. "Die Tschechen haben die Tulpen niedergemäht“, krakeelte die Tageszeitung Lidove noviny, verpasste es aber, eine Anzeige für Rasenmäher danebenzusetzen. "Es war die geballte Fußballpracht. Das volle Stadion in Budapest war Zeuge einer weiteren Sensation bei dieser Europameisterschaft", ergänzte Pravo mit Blick auf den neuerlichen Coup kampf- und spielstarker Tschechen beim Kontinentalturnier. "Ausgezeichnete Arbeit, die Herren", notierte das Boulevardblatt MF Dnes berauscht. Und schob ein "und jetzt mit Gebrüll auf die Dänen" hinterher. Ob Tomas Galasek das gelesen hat?
Beteiligt am jetzt schon außerordentlichen Erfolg der Tschechen, der gegen eben jene Dänen heute verlängert werden soll (18 Uhr, ARD und Magenta TV), ist der Mann, dem Brüllattacken außerhalb einer Kabine reichlich fremd sind, allemal. Tomas Galasek ist ein ruhiger und ausgeglichener Charakter. Und beim Narodni Tym Co-Trainer und Assistent von Nationalcoach Jaroslav Silhavy. Dass Tomas Galasek bei der EM auch ein Abgesandter des 1. FC Nürnberg ist, hätte bis Mitte Mai gleichsam uneingeschränkt gegolten. Im Frühsommer jedoch verließ der 48-Jährige, dessen Re-Integration in den Club - vorgenommen vom damaligen Sportvorstand Robert Palikuca - allseits gelobt worden war, den FCN wieder. Nach zwei Jahren als Assistent bei der U17, um neben seiner Tätigkeit für die Nationalmannschaft im Trainerteam seines Heimatvereins Banik Ostrau den vielzierten "nächsten Schritt zu gehen". Freudenfeste wie in Budapest hatte Galasek als Spieler auch in der Noris gefeiert. 2Momente, für die man Fußball spielt", wie er sagt. Von 2006 bis 2008 am Neuen Zabo beschäftigt, hatte der 69-malige Nationalspieler als Strukturgeber des Mittelfelds maßgeblichen Anteil am Gewinn des DFB-Pokals. Rauschhafte Ballabende, wie im Halbfinale des Cup-Wettbewerbs gegen Frankfurt, bei dem ein Freistoß des Nürnberger Chefstrategen die Vorentscheidung brachte, gingen dem größten Erfolg der jüngeren Vereinsgeschichte voraus. “Ich freue mich für Gala, dass es bei ihm beziehungsweise den Tschechen so gut läuft und drücke die Daumen gegen Dänemark. Wer weiß, vielleicht schaffen sie ja noch einmal eine Überraschung“, schickt Inzwischen-Aufsichtsrat Chhunly Pagenburg, der beim 4:0 gegen die Eintracht den Schlusspunkt setzte, an die Adresse seines alten Teamkollegen.
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"Der Professor", wie Marek Mintal Galasek gerne nannte, verbesserte mit seiner überragenden Spielintelligenz den ganzen Club. Etwas, was auch der Grund dafür war, warum Hans Meyer den mit zahlreichen Titeln dekorierten Tschechen im vorgerückten Alter von Ajax Amsterdam nach Nürnberg geholt hatte.
Dass Tschechiens Co-Trainer nach dem schönen Abend in Budapest zahlreiche Glückwünsche aus Nürnberg erreichten, versteht sich von selbst. Oder aus Eckental, wo der Lebensmittelpunkt der Galaseks bleiben wird. Nach dem Spiel in Baku wird sich das hoffentlich wiederholen, wünscht sich der ehemalige Club-Kapitän. "Wir wollen weiterkommen", sagt Galasek, "wie bei der EM 2004 ins Halbfinale". Wie damals also, als es der Mittelfeld-Optimierer die Tschechen in die Vorschlussrunde führte. Einfach wird das gegen Dänemark nicht, weiß Nürnbergs Pokalheld. Selbst nicht mehr klarer Außenseiter begegne man einer Landesauswahl “mit ebenfalls starkem Teamgeist, deren Zusammenhalt durch die Geschichte mit Christian Eriksen noch größer geworden ist“.
Celustka? Als Innenverteidiger zwei Klassen stärker
Gerüstet für eine weiteren EM-Coup sieht Mannschaften-Verbesserer Galasek das tschechische Kollektiv gleichwohl. “Alle Spieler arbeiten hart füreinander und wir sind ein Team, das nicht einfach zu schlagen ist", hatte dieser der niederländischen Zeitung De Telegraaf vor dem Erfolg gegen die Elftal erklärt. Und Recht behalten. Dafür, dass Tschechien weiter überrascht, könnten auf dem Feld zwei Ex-Nürnberger sorgen. Ondrej Celustka, beim Club einst unauffälliger Rechtsverteidiger, bei dem sie beim FCN wohl verkannten, dass er ein "bomben Innenverteidiger" (Galasek) ist. Und vielleicht sogar der in Polen zum Torjäger gereifte Tomas Pekhart, der sich schwertut, an Tschechiens Sturm-Ass Patrik Schick (vier Turniertore) vorbeizukommen. Ein weiterer Gala-Abend scheint möglich - und vielleicht sogar noch ein Telefonat um 7.35 Uhr.
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