Protest gegen Ungarische Regierung

Gegen Ungarn: Münchner Arena soll in Regenbogenfarben strahlen

20.6.2021, 13:10 Uhr
Die Stadt München fordert, beim EM-Spiel gegen Ungarn ein Zeichen gegen Homophobie zu setzen.

© Tobias Hase/dpa Die Stadt München fordert, beim EM-Spiel gegen Ungarn ein Zeichen gegen Homophobie zu setzen.

Es soll ein europaweit sichtbares Zeichen gegen Ausgrenzung und für Toleranz sein: Das Münchner EM-Stadion in Regenbogenfarben getaucht, während auf dem Rasen Deutschland im letzten Vorrundenspiel am Mittwoch auf Ungarn trifft. Die Stadt München will es so, Aktivisten und viele Fans im Netz bejubeln den Vorschlag. Sie wollen damit gegen die ihrer Meinung nach homo- und transfeindliche Haltung der rechtsnationalen Führung Ungarns protestieren.

Doch ob die bunten Farben, die weltweit als Symbol für Toleranz und sexuelle sowie geschlechtliche Vielfalt gelten, wirklich vom Stadionrund aus in die Welt strahlen, war drei Tage vor dem Spiel noch offen. Das letzte Wort hat als EM-Ausrichter die Europäische Fußball-Union UEFA - und die hat sich offiziell noch nicht zu der Initiative geäußert.


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Das werden die Fußballfunktionäre aber wohl bald müssen, denn am Montag will der Münchner Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) die UEFA mit einem Brief zum Regenbogen-Protest auffordern. "Der OB wird bereits morgen einen Brief an die UEFA schreiben", sagte seine Sprecherin am Sonntag der Deutschen Presse-Agentur. "Das ist ein wichtiges Zeichen für Toleranz und Gleichstellung", sagte Reiter.

Der Münchner Stadtrat hatte zuvor fraktionsübergreifend gefordert, die EM-Arena für das Spiel in Regenbogenfarben leuchten zu lassen. "Die Landeshauptstadt bekennt sich zu Vielfalt, Toleranz und echter Gleichstellung im Sport und in der ganzen Gesellschaft", heißt es in dem Antrag, über den formell erst am Mittwoch, dem Spieltag, entschieden werden soll.

Ball liegt bei der Uefa

Die Stadt hat das freilich nicht zu entscheiden, der Ball liegt nun im Feld der UEFA. Auf Anfrage gab es dort zunächst aber keine Reaktion auf den Vorstoß, der unter anderem vom Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD) begrüßt wird.


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Hintergrund des Protestes ist ein Gesetz, das die Informationsrechte von Jugendlichen in Hinblick auf Homosexualität und Transsexualität einschränkt und das erst am Dienstag vom ungarischen Parlament gebilligt wurde. Das Gesetz gilt als besonderes Anliegen von Ministerpräsident Viktor Orban. Entsprechend laut war die Forderung nach einem klaren Zeichen bei der Fußball-EM in Deutschland geworden. Unklar war am Sonntag, ob Orban das Spiel im Stadion verfolgen wird.

Fußball ist Orban sehr wichtig. So konnte er es als Erfolg verbuchen, dass vier Spiele dieser EM in der Hauptstadt Budapest ausgetragen werden. Und bei den bisherigen beiden Spielen der ungarischen Elf in der heimischen Puskas Arena zeigte er sich jeweils medienwirksam mit Fanschal auf der Tribüne.

Eine in Regenbogenfarben leuchtende Münchner EM-Arena dürfte ihm vermutlich nicht besonders gefallen - anders als dem Lesben- und Schwulenverband. "Gerade weil wir im "Pride Month" sind. Das wäre ein klares Zeichen", sagte LSVD-Bundesvorstand Christian Rudolph zu der Idee. Er ist zugleich erster Ansprechpartner für geschlechtliche und sexuelle Vielfalt beim Deutschen Fußball-Bund (DFB). Die UEFA sei nun gefordert, "das Vorhaben zu unterstützen", sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Sein Verband sei "in engem Austausch mit dem DFB".

Das will der Stadtrat

Nach dem Willen der Stadträte soll auch das Münchner Rathaus mit Regenbogenfahnen beflaggt werden. "Anlässlich des EM-Spiels Deutschland gegen Ungarn ist es der Landeshauptstadt München wichtig, ein sichtbares Zeichen der Solidarität mit der LGBTI Community in Ungarn zu setzen, die unter der aktuell verschärften homo- und transphoben Gesetzgebung der Ungarischen Regierung zu leiden hat", hieß es in dem Antrag. Das Spiel gegen Ungarn sei eine Möglichkeit, "die Botschaft zu senden, dass München für eine bunte, vielfältige und tolerante Gesellschaft steht".

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