Boxen

Geht das fränkische Box-Märchen von Arsumanjan weiter?

27.5.2021, 18:34 Uhr
Perfekter Sparringspartner: Deutschlands Nummer eins im Mittelgewicht, Vincent Feigenbutz (rechts), forderte Marten Arsumanjan im Training aufs Äußerste.  

© privat, NN Perfekter Sparringspartner: Deutschlands Nummer eins im Mittelgewicht, Vincent Feigenbutz (rechts), forderte Marten Arsumanjan im Training aufs Äußerste.  

Seit Sonntag ist das Team um Marten Arsumanjan in Berlin - und der Reporter erlebt am Telefon einen vergleichsweise entspannten Trainer Tuncay Kasim. "Wir haben alles getan, was in unserer Macht steht, jetzt muss es Marten halt noch im Ring umsetzen", sagt der Cheftrainer des AC Bavaria Forchheim.

Die Vorbereitung sei heuer deutlich besser gelaufen als vor einem Jahr, als Arsumanjan ziemlich überraschend den EU-Titelträger Björn Schicke zur Aufgabe gezwungen hatte. Ebenfalls ein Boxer des Agon-Stalls, ebenfalls in eigener Halle. Ein gutes Omen also für den Franken mit armenischen Wurzeln, der laut seinem Coach hart für seine erste offizielle Titelverteidigung gearbeitet hat.

Nicht nur wie gewohnt durch Läufe und Radtouren durch die Fränkische Schweiz an der Ausdauer - der Kampf geht maximal über zwölf Runden -, sondern auch an der Schlagkraft. "Wir haben dieses Mal sicherlich 70 bis 80 Prozent mehr mit der Pratze trainiert, das spüre ich an meinen Gelenken, die nach so vielen Schlägen von Marten richtig weh tun", berichtet Kasim. Und beim Sparring legten die Forchheimer ebenfalls zu: Sie hatten zunächst hochklassige Gegner aus Tschechien in die AC-Halle eingeladen, doch das Beste folgte zuletzt: ein Trainingslager in Karlsruhe. Dort stieg Marten Arsumanjan mit dem aktuell besten deutschen Boxer seiner Gewichtsklasse drei Tage lang in den Ring: Vincent Feigenbutz, der in der Weltrangliste nahe an den Top Ten rangiert - da wo der Wahl-Forchheimer erst noch hin möchte.

"Timing" verbessert

Das "Timing" sei dieses Mal auch deutlich besser geworden, freut sich Tuncay Kasim darüber, dass das Gewicht seines Schützling schon kampfreif ist. Im vergangenen Jahr musste er kurz vor dem Wettkampf einige Kilos abkochen, was natürlich auch an die Substanz geht. "Es läuft vieles gut bei uns", sagt der Trainer. Körperlich sei Marten topfit, jetzt müsse er es im Ring nur noch mentale Stärke zeigen.

In Spandau sind die beiden untergebracht, müssen keine Quarantäne einhalten, werden aber engmaschig getestet. Die Wettkampfstätte, eine eigens umgebaute Tennishalle habe man sich auch schon angesehen. "Wir haben uns akklimatisiert in der Hauptstadt." Der Kampf kann also kommen. Der Gegner auch - und das wird er. Piccirillo gilt als ein Boxer, der nur eine Richtung kennt: vorwärts. Für Kasim hat das einen Vorteil, denn der Kölner sei damit berechenbar: "Wir müssen den Kampf nur nicht ihm überlassen und selbst auch immer wieder Antworten finden." Und auf das Wohlwollen der Ringrichter kann sich der Titelverteidiger nur bedingt verlassen, schließlich ist Piccirillos Arbeitgeber der Gastgeber des langen Fight-Abends. Darum hofft Kasim, dass Arsumanjan wie zuletzt das bessere Stehvermögen hat und vielleicht auch durch K.o. gewinnen kann.

Aber insgesamt dürfte es ein Kampf auf Augenhöhe sein, der Herausforderer liegt auf Platz vier der deutschen Rangliste kurioserweise vor dem Titelverteidiger, der Rang acht belegt. Was aber vor allem daran liegt, dass Marten Arsumanjan außer Schicke noch keine namhaften Gegner vor den Fäusten hatte.

Ein Weltmeister als Maskottchen

Ein bisschen Glück kann aber nicht schaden. Und so sollen wie beim ersten Kampf in Berlin auch diesmal Marten Arsumanjans Bruder Sascha und deren Cousin Artur Abraham mit am Ring sitzen. Der 41-Jährige, der in Bierzelten rund um Nürnberg das Boxen lernte, wohnt in inzwischen in Berlin und war immerhin mehrfach Weltmeister. Und er hätte wohl nichts dagegen, falls der "kleine Cousin" in seine Fußstapfen träte.

Weil der Veranstalter AGON wegen Covid-19 keine Zuschauer zur Box-Gala zulassen darf, übertragen die Berliner ab 18 Uhr alle Kämpfe auf ihrem TV-Kanal (www.agon-sports.com/tv.html)

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