Geis ist heiß! Der FCN hat seinen Antreiber wieder

30.9.2020, 06:00 Uhr
Geis ist heiß! Der FCN hat seinen Antreiber wieder

© Foto: Wolfgang Zink

"Ich war schon ausgelaugt, sowohl körperlich als auch seelisch", sagt Geis rückblickend. Was man ihm auch ansah, etwa beim 1:1 in Kiel am letzten Spieltag. Ein Fußballer zwischen Genie und Wahnsinn. Tor vorbereitet, Tor mitverschuldet. Weil seine Zweikampfführung oft lasch wirkte. Halbherzig.

Geis rannte zwar regelmäßig über zehn Kilometer, kam aber mitunter einfach nicht hinterher. Wirkte irgendwie: platt. Die kurze Sommerpause nach einer fast zwölf Monate dauernden Runde kam für ihn keinen Tag zu früh. Ebenso: Robert Klauß, sein neuer Chef.

Der nächste Neuanfang in seiner Karriere, die ihn bereits bis in die Champions League geführt hatte. Physisch habe Geis in den fünfeinhalb Wochen Vorbereitung "einen wirklich guten Sprung" hingelegt, sagt Klauß, "man merkt, dass er jetzt auch die längeren Wege machen kann, dass er noch mehr in die direkten Duelle kommt."

Was im Umkehrschluss aber auch heißt: Vorher konnte Geis die längeren Wege nicht machen.

Spätestens seit Sonntag und dem 1:0 gegen Sandhausen ist nicht mehr viel Platz für Zweifel. Geis interpretiert seine Rolle vor der Abwehr jetzt ausgesprochen seriös, findet aber auch Zeit, um sich vorn einzuschalten. "Dass er ein überragender Fußballer ist und uns mit Ball extrem hilft, das wissen alle", sagt Klauß, dank verbesserter Ausdauerwerte aber eben seit kurzem auch gegen den Ball.

Die beiden scheinen prächtig zu harmonieren. Sich nicht gesucht, aber trotzdem gefunden zu haben. Was auch daran liegen könnte, dass sie unbedingt ihre Chance nutzen wollen. Für Klauß ist der Club die erste, für Geis vielleicht schon die letzte. Im zarten Alter von 27. "Seine Philosophie kommt mir sehr entgegen", sagt Geis, "der Trainer fordert viel Ballbesitz und dass wir dem Gegner unser Spiel aufdrängen." Ungefähr so wie am Sonntag in der zweiten Halbzeit, als Sandhausen phasenweise doch gehörig unter Druck geriet.

Besonders das Umschalten vom Verteidigen aufs Angreifen klappte zeitweise schon beachtlich. Geis forderte die Kugel, dirigierte, hatte häufig einen guten ersten Kontakt. "Was auch heißen kann, den Ball schnell nach vorn zu transportieren", sagt Geis. "Das liegt mir."

Klauß‘ Vertrauen scheint ihn zu beflügeln. Der Geis ist heiß. Drei eigene Torschüsse, fünf Torschussvorlagen, eine Torvorlage gegen Sandhausen, wie schon in Regensburg bereitete er den Nürnberger Treffer vor, am Sonntag mit seinem präzisen Eckstoß in der 77. Minute. Und Geis hat richtig Bock auf mehr. Auf mehr Spaß, auf mehr Erfolg.

Vergleich mit Tuchel

"Wie wir hier gerade spielen, macht einfach tierisch Spaß, ebenso, mit der Mannschaft jeden Tag zu arbeiten", sagt Geis, "jeder möchte beweisen, dass es diese Mannschaft besser kann." Viel schlechter als 2019/20 geht ja eigentlich auch nicht mehr. Geis, das hört man ihm an, hat sich einiges vorgenommen für die nächsten Monate.

Eine sorgenfreie Runde, das wär‘ doch schon was. So wie 2013/14 eine Klasse höher mit Mainz. Nachdem ihn ein gewisser Thomas Tuchel unbedingt haben wollte. So wie ihn jetzt Robert Klauß unbedingt haben möchte. Als zentrale Figur im Mittelfeld. "Ich sehe da schon gewisse Parallelen", sagt Geis und fühlt sich gar an seine Zeit beim 1. FSV erinnert. "Beide sind sehr akribisch, egal ob in der Trainingsvorbereitung oder in der Videoanalyse", sagt Geis, "wir können froh sein, so einen Trainer wie Robert Klauß zu haben." Ausgelaugt war einmal.

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