Gewinner beim FCN: Nürnberger bringt Nürnberg weiter

6.2.2020, 05:41 Uhr
Eigentlich ist Fabian Nürnberger gar kein linker Verteidiger, sondern zentraler Mittelfeldspieler - beim Club brauchten sie fast eineinhalb Jahre, um das zu merken.

© Sportfoto Zink / Daniel Marr Eigentlich ist Fabian Nürnberger gar kein linker Verteidiger, sondern zentraler Mittelfeldspieler - beim Club brauchten sie fast eineinhalb Jahre, um das zu merken.

Dass etwas im Busch sein könnte, zeichnete sich bereits beim Trainingsauftakt ab. Der 1. FC Nürnberg präsentierte da mit Philip Heise noch einen Linksverteidiger, den mittlerweile dritten - so dass sich die Frage förmlich aufdrängte, was aus den anderen beiden werden soll.

Erst Niendorf, dann Nürnberg - und nur eine Niederlage 

Tim Handwerker ist immerhin deutscher U21-Nationalspieler und Fabian Nürnberger auch ziemlich talentiert, wie sie im Sportpark Valznerweiher nicht erst seit dem Trainerwechsel im November finden. Der gebürtige Hamburger, im Sommer 2018 nach seinem Abschied vom Niendorfer TSV zunächst für Nürnbergs U21 vorgesehen, hatte in der Hinserie immerhin fünf Einsätze in der Zweiten Liga, mit ihm in der Startelf setzte es lediglich in Bochum eine Niederlage. 

Trotzdem trauten ihm damals nicht viele den Durchbruch zu, jedenfalls nicht in nächster Zeit. Seit einem ausführlichen Gedankenaustausch mit Jens Keller ist aber vieles, ja fast alles anders. Auch seine Rolle im Club.

Damir Canadis Nachfolger soll ein Fan des feinen Technikers sein, der nicht viel von eigenem Ballbesitz zu halten scheint. Nürnberger weiß meistens schon vorher, wer Sekundenbruchteile später für ein Zuspiel infrage kommt und wer nicht.

Seine Tiefenwahrnehmung ringsum ermöglicht ihm, Räume fast perfekt zu deuten und auch effektiv zu nutzen.

 

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Gegen den SV Sandhausen überzeugte Nürnberger neben Hanno Behrens im Zentrum besonders mit seiner 100-prozentigen Passquote. Zuverlässig lief er in der Rückwärtsbewegung zudem viele Lücken zu, ohne dabei groß aufzufallen. Hauptsache keine Fehler machen.

Dass die Sportliche Leitung in der Januar-Transferperiode darauf verzichtete, noch einen Defensiv-Strategen zu holen, hing auch mit Nürnbergers Fortschritten in den vergangenen Wochen zusammen. Mögliche Kandidaten wären entweder maßlos überteuert gewesen oder einfach nicht gut genug. Respektive nicht besser als der umfunktionierte Nürnberger.

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"Viele andere Positionen" habe der schon gespielt, erzählte Keller also beim Trainingsauftakt am 4. Januar, man müsse auch immer schauen: "Was ist für die Entwicklung eines Spielers das Beste?

Polyvalente Erinnerungen im Club-Museum

Das Beste für Nürnberger soll sein, wieder mehr in der Mitte herumzurennen, wo er einst auch groß geworden ist beim HSV. "In der Jugend war ich auch mal Linksaußen, Sechser, Achter", erzählt Nürnberger im Club-Museum, wo in den Vitrinen etliche Pokale vor sich hin glänzen.

Nürnberger demütig: "Ich bilde mir darauf jetzt nichts ein"

Im Vergleich zu den dort allgegenwärtigen Vereinslegenden ist Nürnberger so etwas wie der Gewinner der Vorbereitung, noch ein kleines Licht, obwohl er kürzlich sogar mithelfen durfte, in der ersten Halbzeit des zumindest emotional bedeutsamen Tests ein 1:1 gegen die A-Bayern zu holen. Bereits da hatte sich angedeutet, dass Keller zeitnah etwas vorhaben könnte mit Nürnberger.

Am Sonntag, als der Trainer mit Johannes Geis lediglich einen defensiven Mittelspieler aufbot, um dafür die Offensivreihe hinter der Spitze zu verstärken, schlug endgültig Nürnbergers Stunde. "Ich hab‘ mich gut gefühlt", sagt er, ohne sich jetzt gleich als unverzichtbar einzustufen: "Ich bilde mir darauf jetzt nichts ein." Dafür ist Nürnberger auch viel zu intelligent; weil er im Sommer 2015, zum Vorbereitungsauftakt der HSV-U17, das Gefühl hatte, dass es ihm familiär und schulisch gerade alles etwas zu viel wird, "äußerte ich den Wunsch, aufzuhören", sagt Nürnberger, "kurzzeitig hatte ich das Interesse am Fußball verloren."

Den Umweg über Eintracht Norderstedt und den Niendorfer TSV würde er trotzdem wieder nehmen. "Fußballerisch war es vielleicht ein Rückschritt, menschlich hat es mich zwei, drei Schritte nach vorn gebracht", findet der 20-Jährige, der auch am Samstag in Osnabrück (13.Uhr, Live-Ticker auf nordbayern.de) wieder gesetzt sein dürfte an Hanno Behrens’ Seite.

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So wie gegen Sandhausen möchte er seine Mannschaft da unbedingt wieder erleben: "Extrem motiviert, mit einem extrem guten Teamspirit, das ganze Spiel über nur positiv." Und mit einem linken Verteidiger, der nicht Fabian Nürnberger heißen wird. Nicht mehr.


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