Gomez und Chancenwucher: Das kann Club-Gegner Stuttgart

9.12.2019, 10:13 Uhr
Gomez und Chancenwucher: Das kann Club-Gegner Stuttgart

© Uwe Anspach/dpa

So ist die Lage: Es rumort hinter den Kulissen des VfB Stuttgart, der heute Abend (20.30 Uhr/Live-Ticker auf nordbayern.de) den 1. FC Nürnberg zum Duell der Bundesliga-Absteiger empfängt. Vier der letzten fünf Spiele haben die Schwaben verloren, von den letzten sieben lediglich zwei gewonnen.

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Angesichts dieser negativen Bilanz ist es fast ein Wunder, dass der VfB noch auf Rang vier steht und mit einem Sieg über den Club wieder auf den Relegationsplatz klettern kann. Der sofortige Wiederaufstieg bleibt das Saisonziel des fünffachen deutschen Meisters, der im Mai nach einem total verkorksten Jahr in der Relegation am 1. FC Union Berlin gescheitert war.

 

Abseits und Kabinenschlaf 

Top & Flop: Stuttgart verfügt - mit Ex-Nationalspieler Mario Gomez an der Spitze - zweifellos über hochkarätiges Offensivpotenzial. Doch das große Manko ist die Chancenverwertung. 20 Tore aus 15 Spielen sind ein mäßiger Wert für eine Spitzenmannschaft, nur acht Ligakonkurrenten trafen bislang noch seltener. In fast allen bisherigen Spielen betrieb die üppig besetzte Angriffsreihe einen hohen Aufwand, übte starken Druck auf die Gegner aus, belohnte sich aber zu selten.

Zudem steht man oft mit der Abseitsregel auf Kriegsfuß: Zuletzt beim 1:2 in Sandhausen wurden Gomez gleich drei Treffer aberkannt, weil er in der verbotenen Zone stand. Augenfällig ist auch die Häufung früher Gegentore: In Sandhausen lag der VfB bereits nach 44 Sekunden (!) mit 0:1 hinten, zwei Wochen zuvor beim 0:1 in Osnabrück fiel das Tor des Tages in der vierten Minute.

Der VfB-Coach steht unter Zugzwang 

Im Fokus: Nicht wenige Insider behaupten, der Krisengipfel gegen den zuletzt auf den Abstiegsrelegationsplatz abgestürzten Club wäre schon ein Schlüsselspiel für Trainer Tim Walter. Der kicker berichtete nach der Pleite in Sandhausen von atmosphärischen Störungen zwischen dem wortgewaltigen, stets sehr selbstbewusst auftretenden Coach und der Vereinsführung mit Sportvorstand Thomas Hitzlsperger und Sportdirektor Sven Mislintat.

Letzterer äußerte nach dem Sandhausen-Spiel überdeutlich Kritik an Walters Philosophie vom Besitzfußball, die nicht so recht aufgehen mag: "Wir können nicht nur immer davon reden, viel den Ball zu haben, sondern wir müssen auch die nötigen Ergebnisse erzielen." Die Stuttgarter Nachrichten berichteten, dass intern Siege von Walter gefordert worden seien. Ansonsten würden dem Coach, der im Sommer vom Ligarivalen Holstein Kiel an den Neckar kam, Konsequenzen drohen. 

Die Bilanz: Das fränkisch-schwäbische Duell zählte schon immer zu den Klassikern des süddeutschen Fußballs. 90 Mal trafen die Traditionsklubs bislang in Pflichtspielen aufeinander. Der Club landeten 29 Siege, der VfB 41, die restlichen 20 Partien endeten unentschieden. In der 2. Bundesliga lief man sich erst viermal über den Weg, zuletzt im April 1977 - die Franken landeten einen 4:0-Auswärtssieg. Unvergessen bleibt das Pokalfinale 2007, als der FCN mit 3:2 nach Verlängerung seinen ersten Titelgewinn nach 39 Jahren feierte. 

Man kennt sich: Für Club-Trainer Jens Keller war der VfB Stuttgart die erste Station im Profifußball: Im Oktober 2010 wurde er vom Co-Traier zum Chefcoach und Nachfolger von Christian Gross befördert. Von Kindesbeinen an hatte Keller selbst für die Schwaben gekickt und als Eigengewächs den Sprung zu den Profi geschafft. Felix Lohkemper ist der einzige Club-Profi mit VfB-Vergangenheit, auf der Gegenseite trugen Daniel Didavi, Philipp Förster, Philipp Klement und Torwart Fabian Bredlow bereits das FCN-Trikot.

Wahlkampf mit Cem Özdemir 

Und sonst so? Parallel zu den sportlichen Turbulenzen läuft im Hintergrund ein Wahlkampf. Unternehmer Claus Vogt und Buchhandlungsgeschäftsführer Christian Rietmüller bewerben sich um das Präsidentenamt des im Juli zurückgetretenen Wolfgang Dietrich. Vogt will Grünen-Politiker Cem Özdemir und Ex-Trainer Rainer Adrion als Aufsichtsratsmitglieder ins Boot holen. 

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