Grethlein: "Club wird Pendler zwischen den Ligen bleiben"

8.2.2018, 21:04 Uhr
Thomas Grethlein, der Aufsichtsratsvorsitzende des FCN, denkt, dass sein Verein die Ligazugehörigkeit in der Zukunft noch öfter wechseln wird.

© Sportfoto Zink/ DaMa Thomas Grethlein, der Aufsichtsratsvorsitzende des FCN, denkt, dass sein Verein die Ligazugehörigkeit in der Zukunft noch öfter wechseln wird.

Deutlich wurde das bei einem Gespräch im Nürnberger Presseclub. "Wir müssen versuchen, uns dauerhaft unter den ersten 25 zu halten. Wenn wir aufsteigen, ist es nicht unrealistisch, dass wir nach zwei, drei Jahren wieder absteigen." Die wirtschaftlichen Bedingungen ließen derzeit nichts anderes zu: "Es wird uns nicht aus eigener Kraft gelingen, ein etablierter Erstligisten zu werden. Unter den derzeitigen Bedingungen werden wir ein Pendler zwischen den Ligen bleiben." Ändern könne man dies möglicherweise durch eine Ausgliederung des Profifußballs, sodass Investoren in den Verein investieren können. Diese sollen zusammen maximal 25 Prozent erwerben können und bestenfalls aus der Region stammen.

Was das Geld angeht, belegt der Club derzeit nicht die ersten Plätze in der zweiten Liga. „Wir haben einen Etat von ungefähr 14 Millionen Euro“, berichtet Grethlein, der seit 2014 Mitglied des Aufsichtsrates ist. Die Aufsteiger der vergangenen Saison hatten dagegen 20 Millionen Euro zur Verfügung. "Oft geht Erfolg auch mit Geld einher", sagt der Vorsitzende des Aufsichtsrates. Aber auch Mannschaften mit großem Geldbeutel hätten oft Probleme, auf dem Platz ein gutes Spiel zu zeigen. "Bei 1860 München haben wir gesehen, dass großes Geld allein nicht ausreicht", ist sich Grethlein sicher, "man muss auch den Verantwortlichen vertrauen."

"Wer ein bisschen besser spielt, bleibt nicht beim Club"

Den Riss zwischen 1. und 2. Liga, den der Club schon jetzt finanziell deutlich spürt, könne man auch an den Gehältern sehen. „Wir haben einen Spieler aus Leipzig verpflichtet, der - obwohl er keine einzige Minute Bundesliga gespielt hat - das doppelte unseres Bestverdieners bekommen hat“, erklärte Grethlein. Im Gespräch verriet er auch, was ein Zweitliga-Spieler auf dem Konto hat: "Der Durchschnittsverdienst in der 2. Liga liegt im Moment bei 25.000 bis 30.000 Euro im Monat. Wenn man sich nicht ganz dumm anstellt", reiche das zum Leben.

Doch Vereine mit einem geringen Etat hätten oft Probleme, gute Spieler zu halten. "Wer ein bisschen besser spielt, wird nicht unbedingt beim Club bleiben", meint Grethlein. Eine Rolle spielen dabei auch die Berater der Spieler. Diese sitzen bereits bei 15-jährigen Nachwuchsspielern mit am Tisch. Haben Spieler jedoch die Möglichkeit, bei einem anderen Verein ein Vielfaches zu verdienen, "dann würden die auch ohne ihren Berater wechseln."

Kanzlerin Merkel: "Jetzt steigt ihr aber wieder auf"

Trotz der finanziellen Sorgen sei der FCN immer noch eine etablierte Marke in der Fußballwelt - was scheinbar auch Bundeskanzlerin Angela Merkel weiß. Ulrich Maly, Nürnbergs Oberbürgermeister und FCN-Aufsichtsratsmitglied, habe ihm folgende Geschichte erzählt: "Als Uli Maly kürzlich die Kanzlerin getroffen hat, hat sie ihm gleich gesagt: 'Jetzt steigt ihr aber wieder auf!'"

Der Verein sei ein großer Imageträger für die Stadt - nicht nur bei der Kanzlerin. Laut Maly stehe der Club in dieser Hinsicht noch vor dem Christkindlesmarkt, so Thomas Grethlein. Und ein Aufstieg könnte das Ansehen der Stadt sogar noch steigern. „Der Fokus liegt ganz anders auf einer Stadt, wenn ihr Verein jeden Sonntag vor dem Tatort auf der Bundesliga-Tabelle erscheint.“

"Aber ein Pokalsieg kann immer mal passieren"

Ein gutes Drittel aller Einnahmen des Vereins sind Gelder, die Fernsehsender zahlen, um die Spiele zeigen zu dürfen. Die TV-Sender haben dafür einen großen Einfluss, wann die Spiele stattfinden, oftmals auch auf Kosten der Fans. "Die Sender wollen die Spiele natürlich zu unterschiedlichen Uhrzeiten zeigen", erklärt Grethlein. So kommen dann auch Spieltermine unter der Woche zustande. "Wir haben unsere Fans hauptsächlich von Würzburg bis Ingolstadt", erklärt der Aufsichtsratsvorsitzende, "beginnt ein Spiel dann um 17:30 wie vor zwei Jahren gegen Fürth ist das natürlich katastrophal. Viele schaffen es dann nicht mehr ins Stadion."

Nachdem das Publikum immer wieder nachbohrte, wann es denn wieder erfolgreiche Zeiten und große Triumphe gäbe, stellte der Aufsichtsratsvorsitzende klar: "In Nürnberg tun wir immer so, als ob die Meisterschaften nur kurz zurücklegen würden und jeder tut so, als hätte er mindestens sieben von neun miterlebt. Aber unsere großen Zeiten waren in den 20er Jahren." Ein bisschen Hoffnung gab er den Fans dennoch mit auf dem Nachhauseweg: "Aber ein Pokalsieg kann immer mal passieren."

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