Grethlein: "Wir begegnen der Krise mit breitem Kreuz"

5.4.2020, 05:45 Uhr
Grethlein:

© Sportfoto Zink / DaMa

"Herausforderung für alle." So, auch nachzulesen in der Betreffzeile, ist die von der Anrede bis zum Titel 681 Worte fassende Erklärung von Thomas Grethlein überschrieben. Gerichtet war diese am Freitagabend per Mail an die - Stand Samstag - 23.758 Mitglieder des 1. FC Nürnberg, der wie alle Klubs in Deutschlands höchsten Spielklassen mit den enormen Auswirkungen der Corona-Pandemie auf den Fußball kämpft. Nachfolgend - ergänzt lediglich um ein paar Zwischenüberschriften, weiterführende Links und Bildergalerien - lesen Sie den Mutmach-Text von Thomas Grethlein, der seit 2014 Chef des Kontrollgremiums ist und seit Sonntag 62 Jahre alt ist, im Wortlaut...

 

Liebe Club-Mitglieder

unsere Welt hat sich binnen kürzester Zeit völlig verändert. Noch vor wenigen Wochen hat das niemand ahnen können. Was macht das mit uns? Offensichtlich ist: Manche von uns sind erkrankt, viele sind besorgt um ihre Nächsten, um Freunde und Bekannte. Und nicht wenige geraten wirtschaftlich in echte Bedrängnis. Manche Sorgen und Ängste sind abstrakt, viele Nöte sind konkret. Ungewissheit und Verunsicherung sind die beherrschenden Gefühlslagen.

Kontaktverbot, Distanz halten, Nähe vermeiden – das betrifft jeden, aber im Fußball geht das alles gar nicht, widerspricht überhaupt seinem Wesen. Das Spiel selbst ist ohne Körperkontakt nicht vorstellbar und auch wir Zuschauer lieben es, ein Teil der Menge zu sein und uns beim Torjubel abzuklatschen oder in den Armen zu liegen. Das Bild von einem einsamen Fußballzuschauer ist sicherlich eine Ikone der Traurigkeit. Der Fußball, der immer vereint, muss auf einmal mit der Distanz zurechtkommen.

Wir alle vermissen so viel von dem, was uns selbstverständlich war. Und ja, der Fußball, der sich oft so wichtig nimmt, erfährt gerade, dass vieles vorausgesetzt und gegeben sein muss, damit er das sein kann, was er ist. Vielleicht sieht er dies als Chance, nutzt sie, sich zu besinnen und die ein oder andere Korrektur vorzunehmen – auch wenn der Blick notgedrungen zunächst darauf gerichtet werden muss, dass und wie die Klubs beinahe aller Ligen die aktuelle Krise überhaupt überstehen. Und da ist der Fußball wirklich nicht alleine, das trifft auf alle andere Sportarten und auch Unternehmen zu.

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Die jetzt für uns wichtigsten offenen Fragen sind: • Kann die Saison zu Ende gespielt werden? • Wann kann überhaupt wieder Fußball gespielt werden? • Unter welchen Rahmenbedingungen könnte dies geschehen?

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"Der Club hat schon viele Krisen erlebt und durchgestanden"

Wir kalkulieren die unterschiedlichen Szenarien mit zahlreichen Alternativen im Detail. Nach allem, was man bisher sehen kann, entspricht die Anzahl der Risiken auch der Anzahl der Lösungsmöglichkeiten. Und dazu gehört auch, auf viele Eventualitäten vorbereitet zu sein. Unser Blick richtet sich insbesondere auf die nächste Saison; hier werden wir uns den größten Herausforderungen stellen müssen. Der Club, das ist auch ein Kennzeichen unseres Traditionsvereins, hat schon viele Krisen – und damit meine ich nicht nur sportliche Krisen – erlebt und durchgestanden. Anhänger des FCN wissen, dass Leben Glück und Unglück, Freude und Trauer, Euphorie und Niedergeschlagenheit ist. Und ein echter Cluberer lässt sich von schwierigen Situationen nicht ins Bockshorn jagen, sondern steht auf und macht das Beste draus – mit Optimismus, Kraft und Elan.

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Insofern kann der Club der aktuellen Situation sogar Gutes abgewinnen: Wir begegnen der Krise mit einem breiten Kreuz, denn unsere wirtschaftlich solide Basis, die wir uns in den letzten Jahren durch kaufmännische Sorgfalt erarbeitet haben, ermöglicht es, dass wir auch unter diesen erschwerten Bedingungen planvoll agieren können. Wir können den Zusammenhalt über unseren Verein und unsere Fans hinaus erweitern und dazu beitragen, dass wir alle gemeinsam diese Krise meistern – indem wir zusammenstehen und dort unterstützen, wo wir es können. Sei es durch die Aktion #ClubEinkaufshelfer, sei es mit den Heldentrikots, mit denen sich die Mannschaft und die Sponsoren bei jenen bedanken, die dafür sorgen, dass die medizinische Versorgung und die Versorgung mit Lebensmitteln gewährleistet ist. Diese Gemeinschaft, die ihren Ausgang bei unseren kompetenten und sehr engagierten Mitarbeitern im sportlichen Bereich, wie auch in der Verwaltung nimmt, macht mich stolz. Und ich möchte jeden ermuntern, in dieser außerordentlich schwierigen Situation dort seine Unterstützung und Hilfe anzubieten, wo es ihm möglich ist.

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"Zeigen wir gemeinsam Engagement und Zusammenhalt"

Wir sind der Club – und jeder weiß, dass dies mehr umfasst als die Mannschaft, die Geschäftsstelle oder die Gremien. Der Club, das sind wir alle. Lassen Sie uns alle zusammen das auch als Verpflichtung verstehen. Zeigen wir in unserer Region und darüber hinaus Solidarität für unsere Mitmenschen, zeigen wir gemeinsam Engagement und Zusammenhalt! Mein herzlicher Dank gilt schon jetzt den zupackenden Mitarbeitern des FCN sowie den Fans und den Sponsoren, die uns bei unseren Aktionen unterstützen und Ihnen allen, die – wo auch immer – einen Beitrag leisten.

"Als Cluberer sind Sie niemals allein!"

Irgendwann wird wieder Fußball gespielt. Und irgendwann werden wir das auch wieder gemeinsam im Stadion erleben dürfen. Ich freue mich jetzt schon drauf! Sehr sogar! Als Cluberer sind Sie niemals allein! Bleiben Sie gesund!

Es grüßt Sie herzlich und sportlich zugleich

Ihr Thomas Grethlein

Vorsitzender des Aufsichtsrates

+++ Behrens: "An unserem Verhalten hängen Leben" +++

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