Grethlein zu Bader-Nachfolge: "Wir wollen eine gute Lösung"

2.8.2015, 15:58 Uhr
Sucht einen neuen Sportvorstand: FCN-Aufsichtsratschef Thomas Grethlein.

© Sportfoto Zink / DaMa Sucht einen neuen Sportvorstand: FCN-Aufsichtsratschef Thomas Grethlein.

Die Wahl trifft der Aufsichtsrat unter dem Vorsitz von Thomas Grethlein, der auch ein konkretes Kandidatenprofil im Hinterkopf hat.

NZ: Herr Grethlein, Sie sagen, dass der Raststätten-Rapport gar nicht der ausschlaggebende Grund für die Trennung gewesen sein soll . . .

Thomas Grethlein: Die Entscheidung ist schon davor gefallen. Ich saß mit Martin Bader am Mittwochabend bereits zusammen, als das mit der Raststätte bekannt wurde und die Berichterstattung ihrerseits erfolgt ist.

NZ: Sehen Sie den Vorfall also gar nicht so schlimm?

Grethlein: Es war sicherlich nicht glücklich. Aber dass es diesen Sturm auslöst und man gar nicht mehr die rationalen Argumente, die es dafür auch gegeben hat, berücksichtigt, hat mich überrascht.

NZ: Welche Argumente gab es denn dafür, die Mannschaft vorzuführen?

Grethlein: Wir waren völlig konsterniert. Es stand 0:4 und dann kamen die Sicherheitsbeauftragte und der Fanbetreuer und haben uns berichtet, was sich bei den Fans abspielt. Wir wollten dann einfach verhindern, dass es an diesem Abend noch schlimmer würde. Das war unser leitender Gedanke.

NZ: Es baute sich eine bedrohliche Kulisse auf. Teile der Fangruppe der Ultras haben angekündigt, der Mannschaft am Valznerweiher einen „super Empfang“ zu bereiten. Verleiht man diesen Anhängern damit aber nicht zu viel Macht, indem man auf ihre Forderungen eingeht?

Grethlein: Ich stimme Ihnen ja zu, dass es im Endeffekt nicht glücklich war oder keine besonders kluge Entscheidung, aber man muss die Situation sehen. Wenn man in Ruhe darüber redet, kommt man vielleicht zu einer anderen Entscheidung. Wir wollten einfach eine Eskalation verhindern und sind der Empfehlung der Fanbeauftragten gefolgt.

NZ: Was sprach dann für eine Trennung von Herrn Bader?

Grethlein: Wir waren an einem Punkt, wo wir nicht mehr richtig agieren konnten, wo alles, was vorfällt, unter diesem Raster gesehen wird und eine Schuldzuweisung an Herrn Bader erfolgt. Ein Interpretationsmuster. Man hat dann auch gemerkt, dass er sich immer mehr zurückgezogen hat und die Belastung auch viel mehr gespürt hat. Er konnte ja fast schon nicht mehr richtig atmen. Und wir von unserer Seite haben dann empfunden, dass das den Verein auch lähmt.

NZ: Warum noch ein Aufschub bis zum 30. September?

Grethlein: Wir wollten zeigen, dass es keinen unmittelbaren, konkreten Anlass gibt und es auch kein Rausschmiss ist. Außerdem wollten wir, dass die Transferperiode bis Ende August noch abgedeckt ist, und Herr Michael Meeske (ab September Vorstand Marketing, Verwaltung und Finanzen beim Club, Anmerkung der Redaktion) in seinem ersten Monat noch von ihm begleitet wird. Herr Bader kennt den Verein ja wie kein Zweiter. Wir haben uns ja wirklich einvernehmlich getrennt. Und diese Dinge sollten noch geregelt werden.

NZ: Wie läuft die Suche nach dem Nachfolger?

Grethlein: Das ist die Kernkompetenz des Aufsichtsrats. Wir werden Sondierungsgespräche führen, dann wird sich ein Kreis herauskristallisieren und dann werden wir in unserem Gremium mit noch acht beschlussfähigen Mitgliedern darüber abstimmen. Mit dem einen oder anderen Kandidaten hat man ja auch schon mal gesprochen, weil wir natürlich auch unsere Kontakte pflegen. Wir bekommen aber auch völlig absurde und teils erheiternde Bewerbungen.

NZ: Wie lautet das Anforderungsprofil?

Grethlein: Wir tendieren eher zu etwas Jüngerem, wenn auch das Alter keine ausschlaggebende Rolle spielt. Er muss selbstverständlich sportlich kompetent, aber nicht unbedingt auch Ex-Sportler sein. Er sollte auch wirtschaftliches Verständnis mitbringen, also ein ökonomisch-sportlich denkender Fachmann sein. Erfahrung und der Nachweis, sein Können schon bewiesen zu haben, ist uns sehr wichtig.

NZ: Ist eine Lösung aus den eigenen Reihen denkbar? Es würde ja auch bedeuten, dass der Verein Geld sparen könnte.

Grethlein: Denkoptionen gibt es viele. Man sollte alles berücksichtigen, er müsste sich dann eben mit den externen Optionen messen. Wir wollen aber keine schnelle Lösung, sondern eine gute.

 

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