Gut auf Platz 18: Köllners anderer Blick auf den Club

21.1.2019, 10:11 Uhr
"Wir sind auf einem guten Weg", sagt Michael Köllner. Doch der FCN hat zum rettenden Ufer mit Blick auf seine Ergebnisse derzeit mehr Luft nach oben als Köllner zur Überdachung seiner Bank.

© Sportfoto Zink / DaMa "Wir sind auf einem guten Weg", sagt Michael Köllner. Doch der FCN hat zum rettenden Ufer mit Blick auf seine Ergebnisse derzeit mehr Luft nach oben als Köllner zur Überdachung seiner Bank.

Köllner übernahm damals einen in Richtung dritte Liga schlingernden Club, stabilisierte ihn, ohne dass auf dem Weg zum Klassenverbleib die Leistungen auf dem Platz wirklich atemberaubend besser wurden. Köllner tangierte das nicht, er wollte nur das Licht sehen und wurde durch den gewonnenen Abstiegskampf in dieser bewundernswerten Sichtweise auf die Dinge bestätigt.

Eine Saison später wurde alles nur noch besser und wer da irgendwann auf dem Weg zum Aufstieg den Eindruck bekam, dass Köllner zwischen sich und dem Licht, das dem Club auf dem Weg zurück in die erste Liga schien, keinen großen Unterschied machte, lag nicht komplett daneben.

"Das beste Saisonspiel" 

In dieser ersten Liga muss der 1. FC Nürnberg allerdings viel Dunkelheit aushalten - und wirkt nun Köllners Interpretation der Welt mitunter mindestens eigenwillig. Erstmals angedeutet hatte sich das kurz vor Weihnachten. Der Club und Köllner hatten gerade das wichtige Heimspiel gegen den SC Freiburg 0:1 verloren, da sprach Köllner in der Jahresabschluss-Pressekonferenz vom zwischen der 20. und 70. Minute "besten Saisonspiel".

Da wunderte sich dann doch der ein oder andere Zuhörer, widmete sich dann aber dem weihnachtlichen Stress. Es folgte eine kurze Wintervorbereitung, die langjährigen Beobachten Angst machte, nicht aber dem noch nicht so langjährigen Trainer Köllner, der zwar das ein oder andere misslungene Testspiel einräumte, ansonsten aber das tat, was er am liebsten macht: schwärmen.

Nach dem Spiel gegen die Hertha aus Berlin, das nun der misslungenen Wintervorbereitung mit einem misslungenen Start in die Rückrunde ein Ende bereitete, hatte dann Köllner seinen stärksten Auftritt als Köllner.

Sein Berliner Kollege Pal Dardai hatte sich gerade launig bei seiner Mannschaft beschwert, dass die ihm nicht noch ein viertes Tor geschenkt hatte, da wollte sich Köllner bei niemandem beschweren. Gut, bei den Schiedsrichtern, die nach 48 Minuten keinen Elfmeter erkennen wollten, als Mikael Ishak im Berliner Strafraum zu Fall gekommen war. Aber ansonsten: war da viel Licht.

In der Ordnung kontrolliert

Vielleicht sogar mehr als gegen Freiburg, wollte einer der Journalisten wissen. Ja, sagte Köllner und begann dann eine knapp sieben Minuten andauernde Lobhudelei auf den Tabellenletzten, der jetzt seit September auf einen Bundesligasieg wartet.

"Wir waren offensivstärker als gegen Freiburg, haben mit mehr Druck Fußball gespielt und haben gezeigt, dass wir das Spiel zu Hause gewinnen wollen", sagte Köllner. Dass sie es nicht gewonnen hatten? "Entscheidend war die 48. Minute und dass wir nicht selbst in Führung gehen", sagte Köllner. Dass sie nach der Führung dann erst sehr spät gewechselt haben, nämlich in der 82. Minute, ob das vielleicht nicht ein Fehler war, wollte dann noch einer wissen. Nein, sagte Köllner, "wir haben in der 77. Minute gewechselt".

 

Das war einigermaßen lustig und vor allem sehr eindeutig falsch, aber für Köllner waren die Wechsel - oder die ausgebliebenen Wechsel - sowieso nicht entscheidend an diesem Nachmittag. "Wir haben ja das Spiel in der Ordnung gut kontrolliert und die Spieler auf dem Platz haben alles dafür gegeben, das Spiel noch einmal zu drehen", sagte Köllner.

Spätestens jetzt war es ihm offensichtlich egal, dass sie das Spiel eben nicht mehr hatten drehen können und alles noch ein wenig düsterer geworden war für den Club im Tabellenkeller. Dass am Vortag die Konkurrenz gemeinschaftlich verloren hatte, der Club aber diese Vorlage nicht für sich hatte nutzen können? "Wir sind nicht der große Verlierer in diesem Quartett", sagte Köllner, "die Situation ist gleich geblieben und nächste Woche ist wieder ein neuer Spieltag. Schaut euch die Paarungen an, wir haben da eine große Chance zu punkten und für die anderen wird es schwer."

"Ich glaube schon, dass wir auf einem guten Weg sind" 

So ging das dann noch ein wenig weiter. Irgendwann sagte Köllner dann noch das: "Ich glaube schon, dass wir auf einem guten Weg sind." Das sieht ein Großteil der Fußball-Republik gerade sehr entschieden anders. Der kann sich aber natürlich auch irren, dieser Großteil. 

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