Handballer nach Ägypten - HCE spielt Ball zurück

30.11.2020, 20:09 Uhr
So also soll das laufen: DHB-Chef Andreas Michelmann (links) und Mark Schober, der Generalsekretär des nationalen Handballverbands, äußern sich zum WM-Thema.

© Rainer Jensen, dpa So also soll das laufen: DHB-Chef Andreas Michelmann (links) und Mark Schober, der Generalsekretär des nationalen Handballverbands, äußern sich zum WM-Thema.

In der Debatte um eine Verschiebung der Weltmeisterschaft in Ägypten hat die Führung des Deutschen Handballbundes ein klares Machtwort gesprochen und zumindest die Teilnahme der deutschen Mannschaft an der Endrunde vom 13. bis 31. Januar 2021 zugesagt.

"Diskutiert haben wir genug"

"Die WM kann ein Mittel gegen den Corona-Blues sein", sagte DHB-Vorstandschef Mark Schober in einem gemeinsamen Interview mit DHB-Präsident Andreas Michelmann der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und ergänzte: "Ich denke daran, dass der Handball der Gewinner ist, wenn wir spielen". Und Michelmann betonte: "Diskutiert haben wir genug. Jetzt spielen wir und gucken, wie weit wir kommen."


Verträge, Corona, Europapokal: HCE-Boss Bissel spricht


Die Teilnahme der DHB-Auswahl sei in Zeiten der Corona-Krise eine Risikoabwägung. "Wir wissen, dass wir Risiken eingehen. Wenn wir alle das Risiko auf null setzen wollen, dürfen wir auch keine Bundesliga spielen", sagte Michelmann und stellte klar: "Aktuell überwiegt die Chance das Risiko". Laut Schober gehe es für den Verband dabei nicht darum, "mit der WM Geld zu verdienen oder einem Fernsehpartner treu zu bleiben, sondern darum, dass Handball stattfindet." Das Team von Bundestrainer Alfred Gislason trifft in der Vorrunde in Gizeh auf Ungarn, Uruguay und Neuling Kap Verde.

"Will ein Spieler nicht spielen, werden wir das akzeptieren"

Für Michelmann ist die Verschiebung der WM keine Option. Die Liga und die Klubs seien zwar Teil des deutschen Handballs. "Aber wir haben die Gesamtinteressen des deutschen Handballs zu vertreten. Da ist die WM extrem wichtig." Diese Position habe man auch den Leistungsträgern Uwe Gensheimer, Johannes Bitter, Hendrik Pekeler und Patrick Wiencek bei einem Gespräch in der Vorwoche vermittelt. "Will ein Spieler nicht spielen, werden wir das akzeptieren", sagte Schober.


Enttäuschung pur: Der HCE verliert in Lemgo mit 23:24


Zudem sprächen auch sportpolitische Gründe für eine Teilnahme des EM-Fünften. "Man stelle sich vor, wir wären Gastgeber der WM 2021, wir würden allen Gästen garantieren, dass wir für die Sicherheit der Spieler in der Bubble alles tun, und dann kommen Frankreich, Spanien und die Skandinavier und sagen: Wir fahren nicht nach Deutschland! Das fänden wir bestimmt nicht witzig", sagte Michelmann.

Bissel: "Die Verantwortlichen müssen dann dafür gerade stehen"

Wegen des großen Termindrucks in dieser Saison waren zuletzt vor allem aus der Bundesliga vermehrt Rufe nach einer WM-Verschiebung laut geworden. Carsten Bissel, der Aufsichtsratschef des HC Erlangen, hielt auch am Montag an seiner Kritik fest, das Turnier auf dem Höhepunkt der Pandemie durchzuführen. Am Ende entscheidet die Liga über die Abstellung der Spieler. Bereits am Mittwoch könnte eine Entscheidung fallen. Sollte die Stimmung doch noch kippen, "werden wir uns keiner Mehrheit verschließen", sagt Bissel.


Auweh, HCE! Links unerträglicher Sofa-Abend


Im Umkehrschluss fordert Bissel, dass "sportpolitisch und juristisch" klar festgelegt wird, wer dafür die Verantwortung trägt, sollte es in der "Blase" von Kairo doch zu Ansteckungen kommen und der Ligabetrieb wie schon nach den jüngsten Länderspielen ins Wanken geraten. "Die Verantwortlichen", sagt Bissel, "müssen dann dafür gerade stehen."

Keine Kommentare