Hanno Balitsch gehört wieder zum Nürnberger Profiteam

4.12.2013, 09:44 Uhr
Hanno Balitsch darf wieder mit den Profis trainieren.

© Sportfoto Zink Hanno Balitsch darf wieder mit den Profis trainieren.

Man hat wiederholt allerhand Gutes über Hanno Balitsch gehört. „Ganz bestimmt kein Miesepeter und kein Stinkstiefel“, sagte zum Beispiel Sportvorstand Martin Bader, sei dieser Fußballprofi – das war während der jüngsten Jahreshauptversammlung des 1.FC Nürnberg, als die Mitglieder wissen wollten, wie er denn so sei. Dieser Balitsch, der einmal Nationalspieler war, aber gerade in der Regionalliga Bayern für Nürnbergs zweite Mannschaft kickte.

Dort hörte man auch nur Gutes über Hanno Balitsch. Der Ex-Nationalspieler engagierte sich auf den Landpartien durch den Freistaat, das U23-Team hatte einigen Erfolg und mit Balitsch einen Anführer, der mit Eifer bei der Sache war – gegen Buchbach, Aschaffenburg, Bamberg, Hof und Schweinfurt.

Zur selben Zeit rannte die Bundesligamannschaft des 1.FC Nürnberg vergebens einem Erfolgserlebnis hinterher – und es stellte sich die Frage, warum Hanno Balitsch, 334 Bundesligaspiele, eigentlich in der Regionalliga rackert. Die Frage ist nie wirklich beantwortet worden, bis heute nicht, sieht man einmal davon ab, dass Michael Wiesinger, damals noch Cheftrainer, „sportliche Gründe“ für seine Mitte September getroffene Entscheidung nannte, Balitsch in die Regionalliga zu delegieren – jenen Balitsch, der bis dahin unter dem Trainer Wiesinger in jedem Spiel von Beginn an auf dem Platz gestanden hatte.

Welche sportlichen Gründe das sein sollten, erfuhr man auch nicht – die Angelegenheit lief unter interne Verschlusssache, die Mitspieler trotzdem zu fragen, führte nicht weiter. Was sich Balitsch wohl hätte zuschulden kommen lassen? Die Antwort war ein Achselzucken. Heute sagt Martin Bader, Balitsch habe sich in den zweieinhalb Monaten in der Regionalliga vorbildlich verhalten, sehr professionell, er habe „Initiative an den Tag gelegt“. Die wenigstens öffentlich nie schlüssig erklärte Suspendierung ist etwas überraschend nun aufgehoben, in einem offenbar sehr konstruktiven Gespräch zwischen Bader, Balitsch und Trainer Gertjan Verbeek wurde die Rückkehr des Vize-Kapitäns in den Profibetrieb geregelt.

Freundlich, aber nicht bequem

Verbeek ist ein Freund offener Worte, er kann sogar gut mit konstruktivem Widerspruch leben, er wünscht sich das: Profis, die sich beteiligen – nicht nur auf dem Platz, und nicht zuletzt aus diesem Grund war Hanno Balitsch im Januar 2012 nach Nürnberg geholt worden, interessanterweise von Trainer Dieter Hecking, der sich zu gemeinsamen Zeiten bei Hannover 96 an diesem Profi gelegentlich auch reiben konnte.

Aber deshalb wollte Hecking Balitsch haben: als einen Spieler, der dem etwas schwammigen Profil des gern zitierten mündigen Sportlers Konturen gibt. Balitsch ist ein höflicher, intelligenter Mensch, in seinen Umgangsformen angenehm, er denkt mit, bequem ist er nicht. Nach allem, was man aus Andeutungen erahnen kann, war es nicht mehr, was zu seiner Suspendierung führte.

Ein paar kontroverse interne Diskussionen, wie sie ständig vorkommen in jedem Betrieb, ein Profi, der dazu seine Meinung sagt: Das genügte offensichtlich in nervösen Zeiten; der Eindruck, dass es – wie es im Fußball dann heißt – darum ging, im Abstiegskampf ein Zeichen zu setzen, irgendeines, drängte sich jedenfalls auf, und die Botschaft sollte wohl sein: Seht her, so geht es, nehmt den Balitsch als Warnung. Man könnte es auch Aktionismus nennen.

Das ist legitim, aber nicht ganz fair – weil das beharrliche Schweigen zu Hintergründen Platz für Spekulationen ließ, auch wenn immerhin Bader von Anfang an bemüht war, die nicht aufkommen zu lassen. Das jüngste Gespräch mit Balitsch nennt Bader angenehm, der Spieler habe einen guten Eindruck hinterlassen und „erkannt, dass er möglicherweise etwas überzogen“ habe – allerdings, wie Bader auch sagt, wohl von Sorge ums Team und gutem Willen getrieben.



Hanno Balitsch mag dazu nichts sagen, auch auf Anfrage nicht. Auch das ist: professionell, wenngleich ein wenig schade, denn so wird diese seltsame Causa wahrscheinlich nie richtig erhellt. Seit gestern, seit der Absage des Spiels in Rain am Lech, ist die U23 in der Winterpause, Balitsch kehrt zurück in den Profibetrieb – spätestens am Montag, vielleicht früher, für Bundesligaeinsätze darf er sich dann, so ist es vereinbart, im Wintertrainingslager empfehlen. Dann gibt es Antworten. In der Art des Fußballs: auf dem Platz.

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