Hans-Peter Ehrbar ist die gute Seele des SV Schwaig

18.1.2021, 11:10 Uhr
Hans-Peter Ehrbar ist die gute Seele des SV Schwaig

© Foto: Stefan Hippel

Wer Hans-Peter Ehrbar in den vergangenen Jahren am Sonntag anrief, der hörte im Hintergrund oft den Sound der Turnhalle. Einen wilden Stimmenmix, das Quietschen von Turnschuhen auf dem Linoleumboden, manchmal auch kurzen Jubel. Seine Wochenenden verbringt Ehrbar seit vielen Jahren regelmäßig in einer Sporthalle – ob nun als Trainer, Abteilungsleiter oder einfach nur gute Seele des SV Schwaig.

Mit Ruhe und Gelassenheit sprach er dann über die Spiele seiner Volleyballer in der zweiten Liga am Abend zuvor. Wer einen Kontakt brauchte, hatte ihn Sekunden später auf dem Handy. Als er sich, trotz aller Hektik im Hintergrund, freundlich verabschiedet hatte, kümmerte er sich wieder um seine Jugendmannschaft, mit der er gerade irgendwo in Franken unterwegs war.


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Der Volleyball ist Hans-Peter Ehrbars Leben. Dabei war es keine Liebe von klein auf, nichts, was seine Augen schon als kleines Kind leuchten ließ. "Ich war ein Späteinsteiger und habe erst mit 16 oder 17 in der Jugend gespielt", erinnert sich der 62-Jährige. Wenig später trainierte er auch schon eine Nachwuchsmannschaft, er wurde Spielertrainer der zweiten Mannschaft und später auch deren Trainer. "Ich war von 17 bis Anfang 50 mit der zweiten, dritten und vierten Mannschaft immer irgendwo zwischen Landesliga und Kreisklasse unterwegs", sagt er.

Die vielen schönen Momente in diesen Jahren treiben ihn auch heute noch an. Sie sind der Grund, warum er sein ganzes Leben dem Volleyball widmet. "Der Sport hat mir viel gegeben", sagt Ehrbar, "dann gebe ich dem Sport auch wieder etwas." Es ist eine typische Ehrbar-Antwort. Eine unaufgeregte, sachliche, die eines Menschen, der zu jeder Zeit in sich zu ruhen scheint. Für das Etwas-Geben hat er nie einen Cent gesehen, "es ist ein Ehrenamt. Andere sammeln Briefmarken oder Bierfilzla."

Seit acht Jahren Zweitligist

Als einst ein Jugendwart gesucht wurde, meldete sich Ehrbar. Nach vier Jahren trat die Abteilungsleitung zurück, zusammen mit drei Kollegen nahm sich Hans-Peter Ehrbar auch dieser Aufgabe an. "Da war ich Mitte 30", blickt er zurück, "und seitdem mache ich das." 25 Jahre steht er nun schon an der Spitze der Abteilung, kümmert sich um den Nachwuchs genauso wie um die erste Mannschaft, die den SV Schwaig in der zweiten Bundesliga vertritt. Und, natürlich, das erwähnt Hans-Peter Ehrbar fast nebenbei, ist er auch noch Schiedsrichter – und bildet auch selbst welche aus.

Dabei steht er nie im Mittelpunkt. Manche Menschen, die in normalen Zeiten in die Hans-Simon-Halle kommen, kennen ihn womöglich nur, weil er nach dem letzten Ballwechsel die wertvollsten Spieler beider Mannschaften ehrt. Seit acht Jahren ist der SV Schwaig nun schon ununterbrochen in der zweiten Liga daheim, in der Tabelle findet man den SVS stets weit vorne. Die zweite Mannschaft spielt in der Regional-, die Frauenmannschaft in der Bayernliga.

Hans-Peter Ehrbar hätte allen Grund, stolz auf sich zu sein – er kümmert sich zusammen mit Trainer Milan Maric ja um die Zusammenstellung der Mannschaft und die Zusammenarbeit mit Sponsoren. "Es ist gerade sicher die erfolgreichste Phase des SV Schwaig", sagt Ehrbar. "Stolz ist aber keine Attitüde, die ich habe. Stolz bin ich eher, wenn unsere Jungs Bayerischer Meister werden."

Fast ein bisschen zu viel Zeit

Wenn Hans-Peter Ehrbar doch mal daheim ist, gibt es keine Probleme wegen seines Hobbys, das doch ein bisschen zeitintensiver ist als Briefmarkensammeln. "Meine Frau hat mich so kennengelernt", sagt er, "sie unterstützt mich, sitzt bei Heimspielen an der Kasse oder begleitet unseren Sohn zu Auswärtsspielen." 14 Jahre ist Ehrbar junior alt, in der U12 hat der Papa ihn noch selbst trainiert. Ob er es nach oben schaffen kann? "Ich weiß nicht, ob er so groß wird", sagt Ehrbar. "Talent hat er schon."


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Der Name Ehrbar wird in den kommenden Jahren jedenfalls weiter eng verbunden sein mit dem SV Schwaig. "Natürlich hat man mal Schwankungen im Enthusiasmus", sagt Hans-Peter Ehrbar, aber vom Volleyball hat er noch lange nicht genug – im Gegenteil. Seit ein paar Jahren ist er im Ruhestand, doch die Pandemie bremst auch die Schwaiger Volleyballer. "Ich habe momentan fast bissl zu viel Zeit", sagt Ehrbar. "Ich kann keine Jugendmannschaft trainieren, bei Heimspielen sind keine Zuschauer in der Halle. Es gibt einfach wenig zu organisieren, wenn alles ruht."

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