Heiny kommt aus Lübbecke

Ein Kämpfer für den HC Erlangen

15.1.2022, 12:54 Uhr

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Die schlimmste Katastrophe war sein größtes Glück. Gut, ganz so würde es Lutz Heiny vermutlich nicht unterschreiben. Damals, als ihm mit gerade einmal 21 Jahren bei der HSG Nordhorn das Kreuzband riss, bedeutete das zunächst die größtmögliche Enttäuschung. Als A-Jugendlicher hatte der Rechtshänder schließlich schon im Rückraum der Zweitligamannschaft mitspielen dürfen, ja, Heiny war gerade dabei, sein junges Leben mit dem Handball auf der einen und dem Studium auf der anderen Seite zu organisieren.

Kreuzbandriss mit 21

„Ich hab dann nicht lange gehadert“, sagt Lutz Heiny. Wie es bis heute seine besondere Stärke ist, hat er die Dinge so angenommen, wie sie sind und in der Reha aus dem Problem eine Lösung gemacht: „Ich habe entschieden, jetzt im Studium ordentlich Tempo zu machen.“ Mit nur 25 Jahren legte er den Bachelor in Architektur ab und schuf sich so eine Ausnahmesituation für einen Profisportler. In der Regel legen die ihre Berufsausbildung immer in die Zeit nach der Karriere. „Das gibt mir heute ein paar zusätzliche Prozent“, sagt Heiny. Sich neben Training, Reise und Spiel nicht mehr um Vorlesungen, Hausarbeiten oder Prüfungen kümmern zu müssen, gibt ihm Ruhe und Freiraum, um sich voll auf Handball zu konzentrieren. Im Nachhinein, findet er, waren es all die Tage mit Training und Lernen, nicht selten von 9 bis 23 Uhr, wert: „Ich habe viel Einsatz gegeben, aber auch sehr viel zurückbekommen."

"Sehr großer Anteil am Erfolg"

Nun soll es noch mehr werden: Im Sommer 2022 wechselt Lutz Heiny von Bundesliga-Konkurrent TuS Lübbecke zum HC Erlangen. Mit mittlerweile 26 Jahren ist er zwei Mal in die Bundesliga aufgestiegen, ist zum Leistungsträger avanciert, der, so teilt es der abgebende Verein mit, „sehr großen Anteil am derzeitigen Erfolg“ besitzt - der Aufsteiger steht auf einem Nichtabstiegsplatz, man hätte ihn liebend gern behalten. Ende Oktober warf er Lübbecke mit sieben Toren aus dem linken Rückraum zum historischen 29:25-Heimsieg über Rekordmeister THW Kiel - und plötzlich kannte ihn ganz Handball-Deutschland. Immer wieder war er im starken Eins-gegen-Eins durchgebrochen, kämpfte zudem im Deckungsverbund wie ein Löwe.

Vielseitig, schnell, athletisch

In Erlangen, wo sie aus wirtschaftlichen Gründen immer ein wenig genauer hinschauen müssen, um aufstrebende Talente den entscheidenden Schritt früher als die Konkurrenz zu erkennen, war Heiny bereits aufgefallen. „Er ist ein vielseitiger, athletischer und schneller Rückraumspieler, der auch in der Abwehr seine Stärken hat“, sagt Raul Alonso. Was er nicht sagt: Für Nikolai Link und Steffen Fäth wird es auf Halblinks eng werden. Denn der HCE-Sportdirektor und Interimstrainer sieht auch in der außergewöhnlichen Mentalität einen wertvollen Impuls für seine Mannschaft: „Lutz ist ein echter Kämpfer.“ Einer, der, wie Heiny selber über sich sagt, für die ungewöhnlichsten Probleme immer nach den bestmöglichen Lösungen sucht. „Das ist, was mich an Architektur so begeistert.“ Und das ist, weshalb sich Lutz Heiny für seinen nächsten Karriereschritt beim HC Erlangen entschieden hat.

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