Handball-Bundesliga

Große Emotionen: HCE holt sich den Derbysieg

2.6.2021, 20:39 Uhr
Er ging voran: Johannes Sellin überzeugte im Derby als Torschütze und Anführer.

© Sportfoto Zink / Oliver Gold, Sportfoto Zink / OGo Er ging voran: Johannes Sellin überzeugte im Derby als Torschütze und Anführer.

"Alles für den Derbysieg" stand da geschrieben, auf einem Banner im Unterrang. Sie wussten alle, was die Stunde geschlagen hatte für den HC Erlangen. Die Mannschaft, die in den letzten Wochen so oft an ihre Grenzen und manchmal weit darüber hinaus gegangen war. Die nach acht Spielen im Mai und fast ebenso vielen Verletzten auf dem Zahnfleisch dahergekrochen kam. Die Vereinsführung, die trotzdem nicht müde geworden ist, die Spannung hochzuhalten vor diesem besonderen Spiel, wissend, dass danach elf Tage Pause warten. Und die Fans im diesmal erstaunlich gut gefüllten, erstaunlich lautstarken und von den Ordnungskräften der Arena darum immer wieder streng beäugten Block im Unterrang sowieso. Einmal pro Saison gegen Coburg verlieren ist eigentlich schon zu viel. Ein zweites Mal? Undenkbar.

Ein vorerst letzter Kraftakt war also gefragt, körperlich und mental. Und die Profis des HC Erlangen lieferten. In einem umkämpften Frankenderby legten sie alles, was ihre Körper noch hergaben, in die Waagschale und gewannen verdient mit 33:28. Der Abstieg ist für Erlangen damit kein Thema mehr, Coburg ist so gut wie weg.

Es ging gut los für den sichtlich emotionalisierten HC Erlangen, bei dem überraschend der gegen die Füchse umgeknickte Hampus Olsson im Kader stand. 2:0 führten die Hausherren nach Treffern von Christopher Bissel und Sebastian Firnhaber, auch weil Martin Ziemer im Tor die ersten drei Coburger Versuche entschärfen konnte. Vier Minuten später aber führten die Gäste, die an diesem Abend deutlich weniger zu verlieren hatten als der große fränkische Nachbar plötzlich mit 4:2.

Coburgs Keeper überragt im Kasten

Der HC Erlangen machte in dieser Phase gar nicht so viel falsch, biss sich aber am überragenden Jan Kulhanek zwischen den Pfosten des HSC 2000 die Zähne aus. Coburg verdoppelte so nach einer Viertelstunde den Vorsprung auf 7:3. Und die Mannschaft von Michael Haaß stand vor einer großen Herausforderung.

Als dann Benedikt Kellner auch noch für zwei Minuten des Feldes verwiesen worden ist, durfte man sich Sorgen machen um den HC Erlangen - der aber just in dieser Phase bewies, dass er noch lebt: Drei Tore gelangen ihm in Unterzahl, Johannes Sellin setzte nach Ablauf der Zeitstrafe sogar noch eins drauf. Und plötzlich stand es 9:9 (22.).

Sebastian Firnhaber, der in den letzten Wochen als Fels in der Brandung vorne wie hinten für Konstanz gesorgt hat, hatte bis dahin mit drei Fehlwürfen keinen guten Tag erwischt und es wurde noch schlimmer: Nachdem er einen Gegenspieler im Gesicht getroffen hatte, zeigte ihm das Schiedsrichter-Duo die Rote Karte. Jan Schäffer war fortan als Angreifer am Coburger Kreis gefordert, dort, wo er ab der kommenden Saison den Abwehrchef geben soll. Auch weil Schäffer zweimal traf und Sellin, der als emotionaler Anführer auftrat sogar fünfmal, führte der HCE zur Pause mit 14:13.

Kurz nach Wiederbeginn war es dann mal wieder Zeit für eine Verletzung: Schäffer humpelte zur Bank und ließ sich hinter ihr den Fuß verbinden, nun war Neuzugang Benjamin Meschke gefordert. Doch es schien an diesem Abend egal, wer da noch alles ausfallen sollte, Erlangen war nun im Derbymodus. Simon Jeppsson drehte auf, Sellin traf weiter wie er wollte und es das komplette Team wurde immer emotionaler: Tore wurden mit ausgebreiteten Armen bejubelt, Abwehraktionen wie die vielen des erneut erstaunlich guten Stefan Bauer mit gereckten Fäusten.

Noch einmal Rot und eine ausgerollte Botschaft

Die Gäste gaben jedoch nicht auf, auch nicht als Stepan Zeman ebenfalls Rot sah. Es reichte aber alles nicht. Der HC Erlangen gab alles für den Derbysieg. Und gewann. Am Ende rollten sie noch ein Banner in der Arena aus. Darauf stand: Handballmacht in Bayern.

Erlangen: Ziemer, Boieck; Sellin 9/2, Jaeger, Lex, Bialowas, Marschall, Kellner 2, Firnhaber 1, Bissel 6, Mosindi 2, Schäffer 4, Meschke 2, Jeppsson 6, Olsson, Bauer 1.

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