Handball- Bundesliga

Kollaps in Durchgang zwei: HCE geht gegen Hannover baden

21.10.2021, 20:55 Uhr
Enttäuscht: Petter Overby wäre gerne anders vom Spielfeld gegangen.

© Sportfoto Zink / Wolfgang Zink, Sportfoto Zink / Wolfgang Zink Enttäuscht: Petter Overby wäre gerne anders vom Spielfeld gegangen.

Tagsüber hatte Sturm Ignatz die Bäume rund um die Arena Nürnberger Versicherung ordentlich durchgeschüttelt, am Abend wollten das in der Arena die Handballer des HC Erlangen mit den Kollegen des TSV Hannover-Burgdorf machen. Die Mannschaft von Michael Haaß hat sich in dieser Saison bislang vor allem dadurch Respekt erarbeitet, dass sie in der Abwehr kräftig und unerschrocken zupackt.

Genau das erwarteten die Verantwortlichen auch am Donnerstagabend gegen Gäste, die sich vor ihrer Reise nach Franken als Tabellenvorletzter getarnt hatten. Im Vorfeld waren Haaß und Geschäftsführer René Selke deshalb in erster Linie als Mahner gefragt, um Spieler und Fans daran zu erinnern, dass die Mannschaft von Ex-Bundestrainer Christian Prokop deutlich besser ist als ihr aktueller Ruf.

Nach starken ersten 30 Minuten war die Erlanger Deckung und vor allem der Angriff aber nur noch ein Stürmchen - und wirkten die Gastgeber nach 60 Minuten so geknickt wie viele Äste vor der Halle. Endstand: 31:35.

Steinert meldet sich krank

Nur 20 Tore hatte sich der HCE in der Vorwoche gegen Lübbecke eingefangen - allerdings auch nur 21 erzielt. Während das Zupacken bisher meistens hervorragend funktioniert, hakt es im Angriff zuweilen noch ganz ordentlich, weshalb eine Nachricht vor Spielbeginn bei allen Beteiligten doch für einige Sorgenfalten gesorgt haben dürfte: Christoph Steinert, bester Erlanger Werfer, meldete sich am Morgen krank ab, die Tore mussten vor 3325 Zuschauern also andere erzielen.

Antonio Metzner zum Beispiel, der in Lübbecke noch böse ins Krankenhaus gefoult wurde und sich gegen Hannover trotzdem rechtzeitig arbeitsfähig meldete. Oder Mittelmann Nico Büdel, der auf ungewohnter Position aushelfen musste, wenn Metzner eine Pause brauchte. Oder natürlich Simon Jeppsson, der immer wieder seine Sprungfedern einsetzte, sieben Treffer erzielte, sich aber zu viele Fehlwürfe und Abspielfehler leistete.

In den vergangenen Jahren hatten die Vergleiche mit Hannover immer wieder unentschieden geendet, diesmal wollte Haaß nach zwei Heimniederlagen in Folge die zwei Punkte unbedingt da behalten. Nach 13 Minuten sah es erstmals so aus, als könnte das diesmal tatsächlich gelingen. 8:5 stand es da für die Gastgeber, obwohl Prokop Sekunden zuvor die erste Auszeit beantragt hatte, um seine Handballer wachzurütteln. Zwei Minuten in Unterzahl hatte der HCE da schon gut überstanden und weil Torhüter Klemen Ferlin bereits fünf Bälle pariert hatte und sich Metzner nach einem ersten Fehlwurf wieder unbeirrt in die Deckung der Gäste schmiss, schien alles möglich.

Dass Hannover, das bislang fast nur gegen Topteams hatte antreten müssen, besser als sein Ruf ist, durfte die Mannschaft erst ab Mitte der ersten Halbzeit vorführen. Nach 21 Minuten stand es 11:11 - und durften sich die Chefmahner Haaß und Selke bestätigt fühlen.

In der Folge zog der HC Erlangen immer wieder auf zwei Tore davon - immer wieder fand der TSV Hannover-Burgdorf einen Weg zurück in die Partie; sogar als die Gastgeber kurz vor der Halbzeit eine Führung von vier Toren herausgespielt hatten (28./16:12). Nikolai Link war da alleine in riesigen Schritten einen Tempogegenstoß erfolgreich zu Ende gelaufen, Ferlin hatte ein weiteres Mal die Finger an den Ball gebracht, Prokop zuckte erneut nervös mit der grünen Karte mit dem weißen T. Weil der HCE die feurige Stimmung in der Arena und die Überlegenheit aber nicht weiter ausnutzte, stand es zur Pause 16:14.

Der Schlüssel blieb also die Deckung - und da verließen den HCE nach dem Seitenwechsel diesmal viel zu früh Kräfte. Schien die Begegnung nach 52 Minuten erneut auf ein Unentschieden zuzusteuern (28:28), kippte sie Sekunden später völlig und unerwartet. Nach der ersten Führung der Gäste kollabierte Erlangen regelrecht auf allen Positionen. Die Mahnungen hatten nichts genutzt.

Erlangen: Ferlin; Jeppsson 7, Metzner 7, Büdel 4, Bissel 3, Sellin 2, Link 2, Firnhaber 2, Leban 2, Olsson 2, Zechel, Overby, Jaeger.

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