Der Schwede trifft, darf aber nicht zu Olympia

Mister zuverlässig: Jeppsson trägt den HCE

21.6.2021, 06:00 Uhr
Mister zuverlässig: Jeppsson trägt den HCE

© Foto: imago images/Eibner

Die Villa Kunterbunt? "Nein, die kenne ich nicht", überlegt Simon Jeppsson. Das stimmt nur so halb, denn auf Schwedisch heißt das Haus von Pippi Langstrumpf Villa Villekulla. "Ah ja, klar kenn’ ich die", sagt Jeppsson, der Schwede, und muss lachen. Die von Astrid Lindgren erschaffene Fantasiewelt rund um ein starkes, freches Mädchen ist dem Rückraumschützen des HC Erlangen natürlich ein Begriff, ebenso wie dem Pay-TV-Sender Sky, der Jeppsson und seinen Mannschaftskollegen am Samstagabend einen neuen Spitznamen verpasste: die Villa Kunterbunt eben.

Kunterbunt zusammengewürfelt aus Nachwuchsspielern, aus nachverpflichteten (Ex-)Handballern und aus denen, die halt sonst noch da sind. Zu Letzteren gehört Jeppsson, der für die Offensive wohl wichtigste Mann der Erlanger. Neun, elf und neun Tore erzielte der baumlange Rechtshänder in den letzten drei Partien, 164 schon insgesamt in dieser Bundesliga-Saison. Nur 14 Spieler trafen in dieser Spielzeit öfter, und das ist umso bemerkenswerter, wenn man bedenkt, dass auch er schon mehrere Wochen verletzt war.

"War nicht geplant"

Am Samstagabend hat Jeppsson Sekunden vor Schluss das entscheidende Tor zum 27:25-Endstand erzielt, wer auch sonst. "Wir hatten Freiwurf und nur noch einen Pass übrig", sagt Jeppsson. "Ich wollte einfach auf das Tor werfen." Tat er dann aber nicht. "Ich habe gesehen, dass im Block zwei Mann hochgesprungen sind", also hat er den Ball noch einmal geprellt, umlief den Block und warf dann freistehend das letzte Tor des Spiels. "Das war nicht geplant", erklärt Jeppsson, aber toll war es dennoch: "Es ist immer etwas Besonderes, wenn man ein Spiel entscheiden kann."

Besonders ist auch diese Saison für den HC Erlangen verlaufen, in vielerlei Hinsicht: besonders schmerzvoll, weil kaum ein Profi von Verletzungen und dem Coronavirus verschont wurde. Aber auch besonders zusammenschweißend, das bewiesen die letzten Auftritte, als die "Villa Kunterbunt" ein ums andere Mal über sich hinauswuchs, um andere, weniger gebeutelte Teams zu ärgern. "Die jungen Spieler machen das richtig gut, sie gehen mutig in die Lücken", findet Jeppsson. "Es macht Spaß zu sehen, wie alle als Team spielen, ohne großartig taktische Varianten anwenden zu können. Aber dafür haben wir Herz, Willen und Kampf."

Zwei Spiele stehen noch an in dieser Woche, dann hat die Mammutsaison ein Ende. Es geht zu Hause in Nürnberg gegen Jeppssons Ex-Klub Flensburg und abschließend steht eine Fahrt nach Nordhorn an. "Wir wollen die Saison gut zu Ende spielen und dass sich niemand mehr verletzt", so der Schwede, der im kürzlich verkündeten Olympiakader seines Landes keinen Platz bekam. Vier Wochen Urlaub stehen dann also an, "ich werde viel Zeit in Schweden verbringen", sagt Jeppsson. Und vielleicht manchmal an die Villa Kunterbunt denken.

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