HC Erlangen

Wie ein ausgehungertes Löwenrudel! HCE überzeugt gegen die Löwen

16.5.2021, 19:26 Uhr
"Es ist schön zu sehen, zu was die Mannschaft zu leisten im Stande ist", sagt Trainer Michael Haaß über seinen HCE.

© Oliver Zimmermann via www.imago-images.de, NN "Es ist schön zu sehen, zu was die Mannschaft zu leisten im Stande ist", sagt Trainer Michael Haaß über seinen HCE.

Die schönen Überraschungen haben sie in den vergangenen Jahren natürlich dankend angenommen bei der Marketingabteilung des HC Erlangen. Hier eine denkbar knappe Niederlage gegen den übermächtigen Turnverein Hassee-Winterbek aus Kiel, da eine Punkteteilung gegen die Spielgemeinschaft aus Flensburg-Handewitt, einmal sogar ein Heimsieg gegen die Rhein-Neckar Löwen. Mit "Sensation" haben sie ihre Pressemitteilungen dann überschrieben oder zumindest mit "knapp an einer Sensation vorbei".

Für den Verein, so sagte es Kreisläufer und Neu-Nationalspieler Sebastian Firnhaber aber einmal unter der Saison, müsse es darum gehen, solche Ergebnisse in Zukunft nicht mehr als Sensation zu begreifen. Sie sollten zur Gewohnheit werden.

Noch ist es nicht soweit.

"Aber das ist eben Sport"

Eine Woche, nachdem die Mannschaft von Michael Haaß zu Hause in der eigenen Arena nach einem blutleeren Auftritt dem Abstiegskandidaten Eulen Ludwigshafen unterlegen war, zeigte sie beim Tabellendritten Rhein-Neckar Löwen eine ihrer bisher stärksten Leistungen. Der 30:26 (17:16)-Sieg geriet dabei in gewisser Weise historisch, auch wenn es dafür keine offizielle Statistik gibt: Es war der erste Auswärtssieg bei einem Topteam in der noch relativ jungen Bundesliga-Geschichte des HC Erlangen. Vor allem war es eine taktische Meisterleistung und ein furioser Kraftakt gleichermaßen.

Beim ersten von vier Spielen in acht Tagen wollte sich Haaß mit seinen Spielern zunächst einmal einfach nur "ein gutes Gefühl" holen, am Ende wurde es viel mehr als das. Wobei den Trainer am Sonntagmorgen nach einer sehr kurzen Nacht auch ein wenig "Wehmut" überkam. Natürlich habe er sich nach der Leistung am Samstagabend mal wieder gefragt: Warum nicht immer so? "Aber das ist eben Sport", sagt Haaß, "es ist schön zu sehen, zu was die Mannschaft zu leisten im Stande ist."

Löwen auf der Suche nach sich selbst

Erneut musste er auf Schlüsselspieler wie Klemen Ferlin, Petter Overby oder Sime Ivic verzichten, bei den Gastgebern waren Uwe Gensheimer und Jannik Kohlbacher allerdings auch nur in Freizeitkleidung erschienen. Trotzdem: Bei Spielbeginn schien der aktuelle Jahrgang des zweimaligen deutsche Meisters im Vergleich immer noch überlebensgroß, bereits nach knapp sieben Minuten ahnten die Gäste aber, dass an diesem Tag in der Mannheim-Arena mehr drin sein könnte, als nur knapp an einer Sensation vorbeizuschrammen.

5:1 stand es da für den HCE, während sich die Rhein-Neckar Löwen nach zuletzt ebenfalls recht blutleeren Auftritten offenbar weiter auf der Suche nach sich selbst befanden.

Hampus Olsson, nach langer Zeit mal wieder in der Startformation, sorgte für erste Nadelstiche, Simon Jeppsson erinnerte sich wieder an seinen Zug zum Tor und Steffen Fäth deutete bei seinem ehemaligen Arbeitgeber früh an, dass er sich einiges vorgenommen hatte bei seiner Rückkehr.

Fäth trifft die richtigen Entscheidungen

In der Abwehr sehr variabel, im Angriff mit viel mehr Druck als zuletzt – die Löwen waren beeindruckt. Allerdings nicht lange. Bald hatten sie den Rückstand in Überzahl wieder aufgeholt, in die Pause ging der HCE trotzdem mit einer hauchdünnen Führung, weil Nico Büdel den Ball noch einmal ansatzlos Richtung Andreas Palicka schleuderte.

17 Würfe parierte der Löwen-Torhüter am Samstag, dass es trotzdem nicht zum Sieg reichte, sagte viel aus über die Leistung der Gäste. Zehn Minuten vor Schluss drohte die Partie beim Stand von 22:23 noch einmal zu kippen, aber Firnhaber trieb seine Kollegen mit einer "Wahnsinns-Energieleistung" (Haaß) weiter an, Martin Ziemer hielt die entscheidenden Bälle und Fäth traf immer wieder die richtigen Entscheidungen (sechs Tore, sieben Vorlagen).

Wir haben gekämpft wie die Löwen", sagte Fäth anschließend lustigerweise. Tatsächlich wirkten sie nach der Niederlage in der Vorwoche wie ein ausgehungertes Löwenrudel. Und die dem Namen nach echten Löwen wie handzahme Kätzchen.

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