HCE-Akteur Haaß warnt: "Das ist jetzt Abstiegskampf"

22.2.2020, 16:32 Uhr
HCE-Akteur Haaß warnt:

© Sportfoto Zink

Am Ende, tief im Bauch dieses riesigen Fußballstadions, in das sie in Stuttgart noch eine Multiplex-Sporthalle gebaut haben, hatte sich Rolf Brack verirrt. Noch nie war der Trainer des HC Erlangen in über 30 Jahren als Handballcoach zu Gast in der Scharrena gewesen. Nun war die Premiere daneben gegangen: 24:30 (11:16) verlor seine Mannschaft das ungemein wichtige Spiel gegen ein Team aus dem Tabellenkeller der Handball–Bundesliga.

Doch entziehen wollte sich Brack keiner Analyse: "Wir sind sehr selbstkritisch, wir sehen alle, dass wir das, was wir können, nicht abgerufen haben", sagte Kevin Schmidt stellvertretend. Das Unerklärliche – fehlende Zweikampfhärte, fehlende Leidenschaft nur eine Woche nach dem just durch diese Attribute regelrecht erzwungenen Heimsieg über Balingen – erklärte der Sportliche Leiter des HCE durch zu viel Passivität in der Deckung und zu wenig Abschlussstärke.

Rolf Brack wiederum, als er die Tür zum Presseraum gefunden hatte, klang im Ton drastischer. Von "haarsträubenden Aussetzern", sprach der 66-Jährige, von "abenteuerlichen Dingen", die seine Mannschaft beim so wichtigen Aufeinandertreffen mit dem TVB Stuttgart fabriziert hatte: "An Passivität war unser Spiel heute nicht zu übertreffen. Es war auch in der Höhe ein verdienter Ausgang."

Im Stich gelassen

Verflogen war von Beginn an einmal mehr in fremder Halle all das, was die Mannschaft nur eine Woche zuvor zu Hause noch ausgezeichnet hatte. "Wir gehen in der Startphase nicht in Führung, das hat uns schnell das Gefühl gegeben, dass es kein gutes Spiel werden wird. Und so kam es ja dann auch", meinte Michael Haaß, der Kapitän.

Doch die Mannschaft stemmte sich diesmal nicht im Kollektiv Zweikampf für Zweikampf mit aller Härte dagegen und erzwang so ihr Glück. Nein, es war wie so oft: Wenn es nicht läuft beim HC Erlangen gibt es niemanden, der seine Mitspieler mitreißen kann. Haaß immerhin versuchte es mit großer Leidenschaft, konnte in der Deckung aber ebenso wenig ausrichten wie seine Nebenleute. Im Angriff immerhin überraschte er mit frechen Würfen und guten Anspielen. Er wurde aber von Halbrechts, Halblinks sowie im zuletzt noch so effektiven Tempospiel im Stich gelassen.

Kommt Steffen Fäth aus Mannheim?

Verstärkungen wie Simon Jeppsson aus Flensburg sowie ein Interesse an Steffen Fäth aus Mannheim – das Kevin Schmidt nicht kommentieren wollte – sind nach dieser Saison folgerichtig. Doch noch geht es darum, diese Bundesligarunde bestmöglich zu beenden.

"Wir sehen, dass Balingen nicht der Befreiungsschlag war, den wir uns erhofft hatten", meinte Haaß bitter. Selbst nach dem sehr guten Start in Hälfte zwei, als Erlangen den Rückstand zwischenzeitig auf 15:16 verkürzen konnte, "haben wir uns zu schnell wieder runterziehen lassen". Drei freie Würfe entschärfte der überragende Jogi Bitter im Stuttgarter Tor – während auf Erlanger Seite viel zu viele Würfe einschlugen.

Alles nur Kopfsache?

"Es bleibt dabei, dass es nur eine Kopfsache ist", findet Michael Haaß. Der Trainer – ob er nun Eyjolfsson oder Brack heißt – habe da kaum Einflussmöglichkeit, findet Schmidt: "Wenn du 25 Ballverluste hast oder im Alleingang aufs Tor verwirfst – kann der Trainer da doch nichts dafür. Im Gegenteil, Rolf (Brack, d. Red.) spricht das Negative klar und deutlich an. Nur so kommen wir weiter."

Hoffnung macht, dass die Leistungen zuletzt ebenso schnell und rasant nach oben ausschlugen wie nach unten. Geändert hat sich an der Gesamtsituation auch noch nichts: Erlangen muss am kommenden Donnerstag zu Hause unbedingt die Eulen Ludwigshafen schlagen. "Alles oder nichts", sagt Michael Haaß, "das ist jetzt Abstiegskampf." Ein Heimsieg ist die Tür, die dort hinausführt. Man muss sie jetzt nur finden.

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