HCE und Ice Tigers: Rote Parties, weiße Nächte

18.2.2020, 20:21 Uhr
Jedes Jahr am 31. Oktober jubeln die Ice Tigers und ihre Fans ganz in rot.

© Roland Fengler Jedes Jahr am 31. Oktober jubeln die Ice Tigers und ihre Fans ganz in rot.

Im Kunsteisstadion am Sahnpark gab es über die Dauer von einem halben Jahrhundert nur ein Motto: Eishockey. Obwohl das SED-Politbüro in den 70er Jahren die Förderung hatte streichen lassen, überlebte die Liebe zum Eishockey, auch ohne Material, ohne Geld, in einem verfallenden Eisstadion. Nach der Wende aber wurde Crimmitschau zur Boomtown, zumindest, was das Eishockey angeht. Doch 2020 reicht das offenbar nicht mehr. 2020 braucht es mehr. 2020 braucht es einen Veteranentag, um die Menschen zu einem Zweitligaspiel in den Sahnpark zu locken. Am 21. Februar empfangen die sogenannten Eispiraten den EV Landshut in speziell für diesen Mittwochabend designten Camouflage-Trikots, um ehemaligen und aktuellen Bundeswehrsoldaten ihren Respekt zu zollen.


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Als "erstes Profi-Eishockeyteams Deutschlands" – der dazugehörige Tweet war der erfolgreichste in der Social Media-Geschichte des Klubs. Wobei die Mehrzahl der Antworten in die Schublade Shitstorm einzuordnen sind. Zum Beispiel: "Opa, hol deine Uniform vom Dachboden, wir fahren nach Crimmitschau." Nicht jeder Beitrag war so humorvoll. Vergleichsweise niedlich ist dagegen das Stürmchen, das den Thomas Sabo Ice Tigers entgegenbläst. Dass das DEL-Gründungsmitglied für die Ladies’ Night am Dienstagabend (19.30 Uhr) gegen Augsburg mit eingeölten Profis wirbt und der Aussicht auf ein Gläschen Prosecco und ein Geschenk vom Namenssponsor, triggert nicht zu Unrecht vor allem jene weiblichen Eishockeyfans, die sich tatsächlich für den Sport interessieren.

Weil es aber offenbar sehr viel mehr Fans gibt, die sich nicht daran stören, dass Eishockey- und Handballaufführungen in der Arena Nürnberger Versicherung immer mal wieder durch Nebenhandlungen aufgewertet werden, setzen die beiden erstklassigen Untermieter auch weiterhin auf Mottospieltage. Die Ice Tigers hatten vor der heutigen Ladies’ Night bereits die Red Party und den Family Day veranstaltet. Der HC Erlangen hatte zum Club Day, zur Black Night und am 1. Weihnachtsfeiertag zu "Deutschlands größtem Handballwichteln" (es gibt nur ein Handballwichteln in Deutschland) geladen und erst am jüngsten Donnerstag zur White Night im Heimspiel gegen Balingen-Weilstetten – wobei es Mira Olk wichtig war, dass dieser Abend nicht ausgewählt worden war, weil sich der HC Erlangen zwar in der immer mal wieder besten Liga der Welt etabliert hat, Balingen-Weilstetten aber eher nach Kreisliga B Neckar-Zollern klingt.

Es begann mit Sabos Lieblingsfarbe

"Nein, da geht es eher um die Termine. Unsere Black Night findet immer zum letzten Heimspiel im Jahr statt", sagt die Marketingbeauftragte des Vereins, "und das war in diesem Jahr das Spiel gegen die Füchse Berlin. Da hätten wir die Arena auch so voll gehabt." Immer wieder wird bei den wöchentlichen Meetings in der Geschäftsstelle des HC darüber diskutiert, was man den Zuschauern Neues bieten könne, was eine schöne Umschreibung dafür ist, neue Kundenkreise zu erschließen. Sowohl der HCE als auch die Ice Tigers haben treue Fans, die immer kommen, egal ob sich der THW Kiel, die Kölner Haie oder die Schwenninger Wild Wings in der Arena vorstellen. Allen anderen müssen die beiden Klubs einen Anreiz bieten. Bislang funktioniert das sehr gut, bei seinen vier Highlight-Spielen hat der HCE im Schnitt 6249 Eintrittskarten verkauft, über die gesamte Saison liegt der Schnitt bei 5010 Zuschauern.

Bei den Ice Tigers ist das ähnlich, die sich ursprünglich für jeden Monat einen besonderen Spieltag vorgenommen hatten. Rock the House, Fasching on Ice und der School‘s Day aber fanden in dieser Saison nicht statt. Zur Red Party und zum Family Day aber kamen im Schnitt 5946 Zuschauer, generell liegt der Schnitt bei 5052 Besuchern. Eventmanagerin Sandra Troppmann berichtet von Anfragen von Zuschauern, die bereits wissen wollen, wann der Family Day stattfindet, bevor das in der Terminplanung überhaupt festgelegt ist. Rote Parties, schwarze und weiße Nächte, es war Thomas Sabo, der manchen Spielen das Bunte entzogen hatte. Inspiriert durch die Eventisierung US-amerikanischer Sportereignisse ließ der Schmuck-Unternehmer die Ice Tigers am 29. Oktober 2009 erstmals in Schwarz auflaufen. Als die Eishockey-Trikots schwarz wurden und die Ice Tigers die Red Party veranstalteten, übernahm der HC Erlangen die Black Night. Und weil sich das trotz des organisatorischen Mehraufwands lohnte, kamen weitere Mottos hinzu. Nur ein Veteranentag ist weiterhin nicht in Planung.

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