Hecking: "Immer schade, wenn Vereine wie der Club absteigen"

11.5.2019, 11:04 Uhr
Hecking:

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Am Donnerstag war auch noch der Aufzug kaputt. Wer nach oben wollte im dreistöckigen Vereinszentrum des 1. FC Nürnberg, musste die Treppen nehmen, auch die Fußballer. Von wegen Fahrstuhlmannschaft.

Abergläubische Menschen vermuteten gleich eine metaphysische Ursache hinter dem Schaden. Immerhin wohnt dort der deutsche Rekordaufsteiger – der für seinen vielbeachteten Titel aber eben erst achtmal absteigen musste.

Am Samstag könnte es zum neunten Mal so weit sein, falls sich der sogenannte Fußballgott wie so oft in letzter Zeit an einem anderen Bundesliga-Standort vergnügen sollte. Oder gar wieder in seinem Kölner Keller.

Pereira und Ewerton fehlen

Ein bisschen Beistand von oben kann nicht schaden im Spiel der diesmal wirklich letzten Chance, zumal Pereira und Ewerton verletzungsbedingt fehlen. Den Aufzug außer Betrieb zu nehmen wird nicht genügen. "Jetzt haben wir unseren Showdown", sagt Christian Mathenia, der famose Torwart. Den ersten von möglicherweise zwei oder sogar drei, würde man die beiden Relegationstermine zusammenfassen.

Nur ein Sieg gegen Borussia Mönchengladbach (Samstag, 15.30 Uhr, Live-Ticker auf nordbayern.de) würde den Club noch mindestens eine Woche in der höchsten Klasse halten, allerdings darf der VfB zeitgleich nicht gegen Wolfsburg gewinnen. Mit zwei oder drei Punkten Rückstand wäre am nächsten Samstag tatsächlich noch alles möglich. Wenn Nürnberg nach Freiburg muss und Stuttgart nach Schalke.

Daran glauben sie im Sportpark Valznerweiher, nach wie vor, davon träumen sie. Ob es sogar ein Wunder wäre nach dem bisherigen Saisonverlauf, ist ihnen dabei relativ egal. Hauptsache drinbleiben, irgendwie.

Gladbach braucht die Punkte

Das würde natürlich auch Dieter Hecking sehr gut gefallen, allerdings könnte Nürnbergs Ex-Trainer am Samstagnachmittag mit seiner Borussia eben auch Schicksal spielen für den Club. Mönchengladbach braucht ebenfalls unbedingt einen Sieg, um noch eine Chance zu haben auf die Champions League. Sollte Frankfurt oder Leverkusen (beide 54 Punkte) gewinnen und die Borussia (52) nicht, würden Platz vier und die Königsklasse schlagartig am Horizont entschwinden.

Auch für die Elf vom Niederrhein ist es somit ein Endspiel, mehr Brisanz ist eigentlich nicht möglich. Dass er seinen ehemaligen Arbeitgeber bei einem Erfolg im Max-Morlock-Stadion in die Zweite Liga zurückschicken würde, kann Hecking leider nicht ändern.

"Es ist immer schade, wenn solche Vereine wie der Club absteigen", sagte Hecking am Donnerstag in der Pressekonferenz, eine nicht auszuschließende Niederlage gegen die Borussia wäre für ihn aber nicht der alleinige Grund. "Es waren 32 Spieltage vorher mitentscheidend, dass sie ihr Ziel nicht erreichen."

Als er 2009 kurz vor Weihnachten anfing beim damaligen Aufsteiger, stand der 1. FC Nürnberg mit seiner besseren Zweitliga-Vertretung und zwölf Punkten auf Rang 17. Anders als in der vergangenen Winter-Transferperiode ließ Hecking aber personell ordentlich nachrüsten.

Breno (der sich bereits Anfang März schwer verletzte) und Ottl kamen auf Leihbasis vom FC Bayern, Tavares vom HSV. Ausschlagebend für die Rettung via Relegation dürfte aber vor allem der Bundesliga-Crashkurs für seine jungen Wilden wie Gündogan, Diekmeier oder Choupo-Moting gewesen sein.

Der Aufzug geht wieder

Nürnbergs aktueller Jahrgang tat sich hingegen lange schwer damit, auf höchstem Niveau richtig konkurrenzfähig zu werden. Auch in den bislang elf Versuchen nach dem Trainerwechsel hat der Club lediglich acht Punkte geholt, macht zwei Runden vor Schluss insgesamt 19.

Dass sie trotzdem noch fleißig hochrechnen, ist nicht normal. "Die Hoffnung wird erst zu Ende sein, wenn sie faktisch abgestiegen sind", befürchtet Hecking, "sie werden sicher alles probieren, um den Abstieg noch abzuwenden, darauf müssen wir uns einstellen."

Der Fußballgott hat es wenigstens versucht; seit gestern geht der Aufzug allerdings wieder, gehüpft sei er "zwischen dem Ersten und Zweiten", wie eine freundliche Dame mitteilt. Zumindest im Sportpark Valznerweiher ist der Club jetzt also wieder: ein Fahrstuhlverein.

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