Fürther Alu-Pech beim 0:2! Osnabrück ist im Ronhof obenauf

26.5.2020, 20:16 Uhr
Lila-Weißer Jubel am Laubenweg: Osnabrück machte Jamie Lewelings Fürthern am Dienstag einen Strich durch die 40-Punkte-Rechnung.

© Wolfgang Zink/Sportfoto Zink /Pool Lila-Weißer Jubel am Laubenweg: Osnabrück machte Jamie Lewelings Fürthern am Dienstag einen Strich durch die 40-Punkte-Rechnung.

Das Spiel begann mit einem Schock, gefolgt von einer Schweigeminute. Noch vor Anpfiff des zweiten Geisterspiels im Ronhof fiel beim Blick auf die Aufstellung auf, dass Havard Nielsen fehlte. Der norwegische Stürmer, der noch gegen den HSV beide Fürther Tore gemacht hatte, hatte sich nach einer Gehirnerschütterung im Abschlusstraining abmelden müssen. Opfer ganz anderer Art gedachten wenig später die 22 Spieler auf dem Feld – mit einer Schweigeminute für die Toten, die das Coronavirus weltweit bislang gefordert hat. An ihren Armen trugen die Kicker schwarze Binden. Es sind Bilder der Anteilnahme und Demut, die die auch jetzt in der Krise privilegierten Profifußballer damit aussenden wollen.

Ansage der Anhänger

Gleichzeitig prangte vor der leeren Nordtribüne, auf der normalerweise der organisierte Anhang steht, der Spruch: "Euer Business braucht Reformen - Kein Fußball ohne Fan". Mit zwei Chancen von Paul Seguin und David Raum - drüber und vorbei kamen die Fürther vom Anstoß weg gleich gut ins Spiel. Ein Spiel, das sie 0:2 verlieren sollten. Denn nach nur einer Umschaltaktion der Gäste in der 9. Minute stand es schon 0:1. Fürths linker Flügel mit Maximilian Wittek hinten ließ sich übertölpeln, Assan Ceesay bediente Spielführer David Blacha, der aus zwei Metern einschob. Tiefschlaf ausgenutzt mit einem simplen Spielzug.

Die Fürther ließen sich jedoch nicht aus der Ruhe bringen - durchaus im positiven Sinn. Sie erspielten sich bis zur Pause eine Handvoll Chancen. Doch der VfL blieb weiter gefährlich, klaute im gegnerischen Drittel immer wieder den Ball und wurde vor allem über die nie in den Griff zu bekommenden Blacha und Ceesay gefährlich.

Ex-Fürther Gugganig beginnt beim VfL

VfL-Trainer Daniel Thioune hatte seine Startelf ordentlich durcheinander gewirbelt, unter den vier Neuen war auch der Ex-Fürther Lukas Gugganig in der Abwehr. Er gehörte in der 39. Minute zu den Statisten, die beinahe den Ausgleich kassiert hätten. Der erneut quirlige Fürther Jamie Leweling erhaschte einen Fehlpass von Blacha am Osnabrücker Strafraum und gab ab zum völlig freistehenden Branimir Hrgota. Doch Torhüter Philipp Kühn lenkte dessen Schuss mit den Fingerspitzen an den Pfosten. Die wenigen Menschen im Ronhof stöhnten.

Dasselbe Geräusch brandete auf, als Timothy Tillman mit dem Pausenpfiff aus drei Metern vergab – hier war der Wurm drin, das war jetzt jedem klar. Kleeblatt-Coach Stefan Leitl korrigierte die Startelf mit einem Doppelwechsel: Julian Green und Daniel Keita-Ruel kamen für die glücklosen Tillman und Wittek.

Fernschuss nach Grätsche - 0:2!

Für ein paar Minuten änderte sich auch etwas: Nachdem die Gäste in der ersten Hälfte Foul um Foul gezogen hatten, ging es nun auch mal auf die Knochen der Fürther. So kam nach einer Grätsche gegen Leweling der eingewechselte Niklas Schmidt an den Ball und zog aus 20 Metern zum 0:2 ab – Keeper Sascha Burchert streckte sich vergebens (58.). Jetzt waren die Gastgeber verunsichert, hätten sich beinahe nur vier Minuten später das dritte Gegentor eingefangen. Ceesay vergab jedoch nach einem Schnitzer von Kapitän Marco Caligiuri beinahe fahrlässig. Die letzte halbe Stunde war geprägt von Wut bei den Fürthern – wohl am meisten über sich selbst. Denn an Ballbesitz mangelte es ebensowenig wie an Kampfgeist. Doch weder spielerisch kamen sie heute ans Ziel noch funktionierte das Pressing gegen die eigentlich unspektakulär, aber strukturiert spielenden Gäste. Zudem störten sie mit häufigem Lamentieren den Spielaufbau der Kleeblatt-Elf.

Slapstick mit der Spielvereinigung

Da wirkte die doppelte Kopfballchance von Keita-Ruel eine Viertelstunde vor Schluss wie Slapstick. Der VfL Osnabrück hatte das Tor vernagelt und holte tatsächlich seinen ersten Sieg seit Dezember. Ein typisches Spiel der zweiten Liga, in der – wie alle immer betonen – jeder jeden schlagen kann. Diesmal aber lag der Grund auf der Hand: Zu viele der 16 Fürther, die am Ende auf dem Feld gestanden waren, hatten sich über 90 Minuten weggeduckt. Nichts war es mit der 40-Punkte-Marke, die Leitl zu Beginn dieser Englischen Woche knacken wollte.

SpVgg Greuther Fürth: Burchert - Meyerhöfer, Jaeckel, Caligiuri, Wittek (46. Keita-Ruel) - Seguin (69. Sarpei) - Tillman (46. Green), Ernst - Leweling (69. Stefaniak), Hrgota, Raum

VfL Osnabrück: Kühn - Heyer, Gugganig, Trapp - Henning, Taffertshofer, Blacha (53. Schmidt), Wolze - Ouahim (82. Ajdini), Amenyido (62. Agu) - Ceesay

Tore: 0:1 Blacha (9.), 0:2 Schmidt (58.) | Gelbe Karten: Raum, Green - Trapp, Ouahim, Schmidt | Schiedsrichter: Reichel (Stuttgart)

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