Heute vor 25 Jahren: Vestenbergsgreuth kegelt die Bayern raus

14.8.2019, 05:51 Uhr
Heute vor 25 Jahren: Vestenbergsgreuth kegelt die Bayern raus

© Foto: Claus Felix, dpa

Der Vergleich mit David und Goliath war in diesem Fall noch untertrieben. Ein Regionalligist, ein Dorfverein, hatte gegen die Millionentruppe aus der Landeshauptstadt eigentlich nicht den Hauch einer Chance. Daran lassen seine Protagonisten auch im Jubiläumsjahr keinen Zweifel.

"Das war unglaublich, unfassbar, von so etwas konnten wir nicht einmal träumen", äußert sich der damalige TSV-Vorsitzende Helmut Hack fast wortgleich wie unmittelbar nach dem Abpfiff im Stadion. Das kleine Dorf erntete dicke Schlagzeilen - auch über Deutschland hinaus. Der Fußball verschaffte ihm einen enormen Bekanntheitsgrad und wirkte sich natürlich auch für die ortsansässige Teefirma Bauer positiv aus.

Mischung aus Routiniers und Talenten

Strahlender Held des Spiels war Roland Stein, der zwei Minuten vor dem Pausenpfiff das Tor des Tages erzielte. Doch Trainer Paul Hesselbach tendiert verständlicherweise zu einer anderen Auffassung: "Dieses Wunder war das Ergebnis einer großartigen Leistung der gesamten Mannschaft." Ihr Plus: Die Mischung aus Routiniers und Talenten stimmte.

Bayerns Marcel Witeczek im Kopfballduell mit dem aus Bad Windsheim stammenden Bernd Lunz.

Bayerns Marcel Witeczek im Kopfballduell mit dem aus Bad Windsheim stammenden Bernd Lunz. © Claus Felix/dpa

Zwei Abwehrspieler schafften es danach, sich im großen Fußball einen Namen zu machen: Harry Koch agierte jahrelang als geschätzter Manndecker beim 1. FC Kaiserslautern - und Frank Schmidt betreut als Trainer seit vielen Jahren mit beachtlichem Erfolg den Zweitligisten 1. FC Heidenheim. Als Libero bremste er mit seinen Abwehrkollegen damals die Bayern-Superstars aus. "Es war natürlich ein Spiel, das man nicht vergisst", sagt er heute, "denn als Regionalligist hast du gegen diese Truppe eigentlich überhaupt keine Chance."

Die tüchtigen Greuther wurden nicht nur stürmisch gefeiert, sie heimsten auch ein dickes Lob von Münchens Trainer Giovanni Trapattoni ein: "Vestenbergsgreuth hat nach hinten sehr diszipliniert gespielt", räumte der Italiener ein und ärgerte sich mächtig über seine Stars, die nur wenige klare Chancen herausgespielt hatten. Lothar Matthäus, aus dem nicht weit entfernten Herzogenaurach stammend, wusste, was auf ihn und seine Mitspieler wie Helmer, Kahn, Babbel, Papin, Jorginho oder Hamann zukommen würde: tiefe Schmach und Hohn für lange Zeit.

Es hatte ihnen in den 90 Minuten auch nichts genutzt, dass der Gegner mit einem Handicap klarkommen musste: Beim Aufwärmen hatte sich Stammtorhüter Günther Reichold verletzt, der 21-jährige Ersatzmann Ralf Scherbaum vertrat ihn. Und machte seine Sache laut Hesselbach ausgezeichnet.

Die Helden bleiben unvergessen

Vor allem mannschaftliche Geschlossenheit und taktische Disziplin ermöglichten den Triumph. Und: Der Faktor Zeit habe für seine Mannschaft eine wichtige Rolle gespielt, meint der damalige TSV-Trainer, "denn die Bayern sind nervös geworden, nachdem sie Chancen vergeben hatten". Hesselbach (68), der bis vor zwei Jahren als Scout für die SpVgg Greuther Fürth tätig war, hat sich vom Fußball verabschiedet. "Wenn ich an die Riesengehälter und an die wahnsinnigen Ablösesummen denke, verliert man die Lust am Fußball", begründet er seinen Abschied.

Eine Feier ist für den Tag des Jubiläums nicht vorgesehen. Aber die Helden sind nicht vergessen: Im TSV-Stadion steht eine Tafel aus Stein, auf der ihre Namen verewigt sind.

Die Aufstellung von damals: Scherbaum - Santl, Koch, Schmidt, Lunz - Wirsching, Ebner - Stein, Pfeuffer, Weigl - Hüttner (Einwechselspieler: Ernst, Latteier).

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