Hindernisläufer Martin Grau hat Olympia im Fokus

22.2.2021, 10:02 Uhr
Hindernisläufer Martin Grau hat Olympia im Fokus

© Foto: Bernd Thissen/dpa

Der große Traum von Martin Grau heißt immer noch Tokio. Darauf trainiert er hin, darauf ist seine gesamte Planung abgestimmt. Für den 28-jährigen Hindernisläufer aus dem Höchstadter Ortsteil Biengarten ist es vielleicht die letzte Möglichkeit, an Olympischen Spielen teilzunehmen. Doch ob die wirklich wie geplant am 23. Juli beginnen können, ist bekanntlich unklar.

"Das ist eine schwierige Nummer. Ich würde mir persönlich sehr, sehr wünschen, dass es stattfindet", sagt Grau. Er rechnet damit, dass die Spiele nicht noch einmal um ein Jahr verschoben werden können, sondern in diesem Fall ganz ausfallen. "Dann wird es schwierig. Ob ich nochmal vier Jahre dranhänge, weiß ich noch nicht. Dann bricht mir vielleicht ein Lebensziel weg."

Keine Spiele um jeden Preis

Trotzdem will der Leichtathlet auch keine Spiele, die um jeden Preis durchgezogen werden. "Wenn es aus objektiven Gründen nicht vertretbar ist, dann muss ich damit leben. Es kann ja keiner was dafür. Dann muss Menschlichkeit siegen", sagt Grau. Und auch eine bevorzugte Impfung für Olympia-Sportler sieht er kritisch. "Bevorzugt fände ich nicht gut. Es gibt so viele andere Gründe, warum Menschen geimpft werden müssen", findet Grau. "Ich würde mich aber schon impfen lassen, wenn es so weit kommt."

So lange die Möglichkeit auf Olympia besteht, so lange ist Graus Saisonplanung darauf ausgerichtet. "Wir peilen eigentlich nur Tokio an. Wenn das wegfällt, fällt für uns viel weg", sagt Grau. Eigentlich hätte in diesem Jahr bereits ein Trainingslager in Südafrika stattfinden sollen, es musste wegen der Pandemie aber abgesagt werden. So trainiert Grau in Erfurt.

Zwischenstation für Wettkampf-Praxis

Auf dem Weg nach Tokio waren selbst die Deutschen Hallen-Meisterschaften in Dortmund an diesem Wochenende nur eine Zwischenstation, um Wettkampf-Praxis zu sammeln. Während Grau bei Olympia in seiner Parade-Disziplin Hindernislauf antreten würde, ging er in der Rudolf-Körnig-Halle über die 3000 Meter an den Start.

Dort galt er im Vorfeld als einer der Favoriten, schließlich war er in dieser Saison als einziger Teilnehmer unter acht Minuten gelaufen. Doch das Rennen war nicht schnell – und lag Grau, der für das LC Top Team Thüringen startet, deshalb nicht. Zwar ging der 28-Jährige gegen Ende ins Tempo, doch er wurde dafür nicht belohnt. Am Ende landete er nicht nur hinter Sieger Mohamed Mohumed (LG Dortmund), auch Marcel Fehr und Nils Voigt spurteten ihm noch davon. "Es war ein taktisches Rennen, es war relativ bald klar, dass wir keine schnelle Zeit laufen würden", sagte Grau.

"Ich brauche noch zwei gute Rennen"

Dennoch hielt sich die Enttäuschung in Grenzen, denn der Höchstadter befindet sich momentan noch im Grundlagen-Training. Die entscheidenden Rennen kommen noch, denn für Tokio muss Grau sich erneut qualifizieren.

Dazu muss er entweder unter einer Zeit von 8:22 Minuten bleiben – nicht unbedingt ein realistisches Ziel, denn bislang ist Grau das noch nie gelungen. Oder drei gute Rennen zwischen 8:25 und 8:30 Minuten abliefern. Seine Zeit bei der Weltmeisterschaft von Doha 2019 von 8:26,79 zählt noch dazu. "Ich brauche noch zwei gute Rennen", sagt er.

Das Qualifikations-System funktioniert ähnlich wie eine Zehnkampf-Tabelle. Für jede Zeit gibt es Punkte, für gute Platzierungen Bonuspunkte. Vor allem der Deutschen Leichtathletik-Meisterschaft im Juni in Braunschweig käme eine Schlüsselrolle zu. Zudem will Grau bei den geplanten Meetings in Dessau und Rehlingen starten, hofft zudem auf den ein oder anderen internationalen Wettkampf.

"Viel kann man nicht rennen, dafür müssen zwei sitzen", sagt er. Damit der große Traum von Olympia trotz aller Schwierigkeiten Wirklichkeit wird. Das größte Hindernis dafür bleibt die Pandemie.

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