Höchstadts SpradeTV-Team: Leidenschaft ist kein Makel

29.3.2021, 15:18 Uhr
Nicht ganz unumstritten: Lukas Meyer (li.) vom SpradeTV-Team des HEC.

© Thomas Hahn, NN Nicht ganz unumstritten: Lukas Meyer (li.) vom SpradeTV-Team des HEC.

Die Empörung einiger Gästefans ist verständlich. Da sitzt man als Eishockey-Fan vor dem Bildschirm, muss zusehen, wie sich das eigene Oberliga-Team ein blödes Gegentor fängt – und der Kommentator hat nichts Besseres zu tun, als vor Freude herumzubrüllen. Wenn zwei so gegensätzliche Emotionen aufeinander prallen, ist der Shitstorm nicht weit.

Wie Bela Rethy oder Wolf Fuß, nur ehrenamtlich

Deshalb bekommen selbst professionelle TV-Kommentoren häufig einen ab. Frag nach bei Claudia Neumann, Bela Rethy oder Wolf Fuß. Egal, was sie tun, Recht machen können sie es niemandem. Ein Kommentator, der gerne laut und emotional wird, ist auch Lukas "Luke" Meyer vom Sprade-TV-Team des Höchstadter EC. Im Gegensatz zu den Neumanns, Rethys und Fußens dieser Welt ist er kein Profi, sondern arbeitet ehrenamtlich. In Echtzeit über Sport zu berichten ist nichts, was man mal so eben nebenbei machen kann. Es erfordert eine präzise, aufwändige Vorbereitung. Dass die Sprade-TV-Kommentatoren das alles in ihrer Freizeit stemmen, ist aller Ehren wert.

Trotzdem muss sich vor allem Meyer schon die gesamte Saison über viel Kritik in den sozialen Netzwerken gefallen lassen. Am Sonntag gipfelte das darin, dass der SC Riessersee gar zum Boykott der Höchstadter Sprade-TV-Übertragungen aufrief. Damit wurde die Diskussion endgültig bizarr.


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Denn die Eishockey-Oberliga lebt davon, keine gelackte Profi-Liga, sondern eine Dazwischen-Liga zu sein. Sie bietet ansehnlichen Sport und semi-professionelle Strukturen, aber sie erhält ihre Faszination vor allem von ihren Typen, die ihren Sport mit Leidenschaft leben. Spieler, die zwischen Training und Wochenend-Partien an der Supermarkt-Kasse sitzen oder malochen gehen. Ehrenamtliche, die jede Minute Freizeit für ihren Verein opfern. Das macht diese Liga aus. Und Lukas Meyer ist so ein Typ.

Boykott-Aufrufe und Shitstorms: Das ist bizarr

Ja, in seiner Begeisterung für den Sport und seine Mannschaft schlägt er manchmal über die Stränge. Aber Begeisterung ist ansteckend. Wem hören Menschen, die sich nicht so sehr für Eishockey interessieren wohl lieber zu: Einem Kommentator, der nüchtern Statistiken zur Torschusseffizienz aufzählt? Oder einem, dessen Stimme sich vor Begeisterung für seinen Sport fast überschlägt?


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Es ist völlig legitim, dass sich gerade Fans der gegnerischen Mannschaften daran reiben, dass sie Kritik üben. Aber wenn auf Eishockey-Leidenschaft Boykott-Aufrufe und Shitstorms folgen, wird es bizarr. Freilich, auch ehrenamtliche Kommentatoren können und müssen sich verbessern. Aber Typen wie Lukas Meyer sind kein Makel für SpradeTV und die Oberliga - sie sind ein Geschenk.

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