Hopp nach Hass-Plakaten: "Warte gespannt, wie alles ins Rollen kommt"

1.3.2020, 16:30 Uhr
Dietmar Hopp: "Wenn ich nur im Entferntesten wüsste, was diese Idioten von mir wollen, dann würde es mir alles leichter fallen, das zu verstehen."

© Uwe Anspach, dpa Dietmar Hopp: "Wenn ich nur im Entferntesten wüsste, was diese Idioten von mir wollen, dann würde es mir alles leichter fallen, das zu verstehen."

"Warum soll ich nicht mehr in mein Stadion gehen? Die Personen, die das anrichten, müssen dann halt weg bleiben. Ich warte jetzt gespannt ab, wie das jetzt alles ins Rollen kommt", sagte der Mäzen der TSG 1899 Hoffenheim am Sonntag in einem Sport1-Interview.

Warum der Milliardär immer wieder als Zielscheibe in der Fußball-Bundesliga auserkoren wird, ist ihm selbst ein Rätsel. "Wenn ich nur im Entferntesten wüsste, was diese Idioten von mir wollen, dann würde es mir alles leichter fallen, das zu verstehen", sagte der 79-Jährige. "Ich kann mir nicht erklären, warum die mich so anfeinden. Das erinnert an ganz dunkle Zeiten."

Kontrollausschuss des Deutschen Fußball-Bundes ermittelt

Wegen Schmähungen durch Anhänger des FC Bayern war am Samstag die Partie der Münchner bei der TSG zweimal unterbrochen worden. Die Bayern-Führungsriege und zahlreiche Spitzenfunktionäre solidarisierten sich mit Hopp. "Mir geht es den Umständen entsprechend. Es ist leider eine neue Dimension erreicht", sagte er. "Ich habe diese Solidarität gesehen und gespürt und es ist natürlich eine große Hilfe, dass da jetzt durchgegriffen wird."


Kommentar: Wer Dietmar Hopp schützt, muss alle schützen


Der Kontrollausschuss des Deutschen Fußball-Bundes ermittelt. Das DFB-Sportgericht hatte zuletzt Fans von Borussia Dortmund für die nächsten zwei Jahre von Spielen in Sinsheim ausgeschlossen, weil sie Hopp erneut auf einem Plakat im Fadenkreuz gezeigt hatten.

Hopp-Schmähungen auch am Sonntag in Berlin

Auch am Sonntag bei der Begegnung zwischen Union Berlin und dem VfL Wolfsburg tauchten in der Kurve von Union Berlin Schmäh-Plakate gegen Dietmar Hopp auf. Beim 2:2 (1:0) der Berliner gegen den VfL Wolfsburg schlossen sich zahlreiche Anhänger der Berliner am Sonntag dem wütenden Protest gegen den Deutschen Fußball-Bund an und nahmen dafür Hoffenheim-Mäzen Hopp via Plakat ins Fadenkreuz. Die Partie war wie schon das Duell des FC Bayern bei der TSG 1899 Hoffenheim gleich zweimal unterbrochen, die Teams standen kurz vor der Halbzeit minutenlang im Kabinengang.


Nach Hopp-Beschimpfungen: Fanorganisation kritisiert DFB


Beherrschendes Thema war lange Zeit wie schon an anderen Bundesliga-Standorten die Machtprobe der Fans mit dem DFB. Zunächst kritisierten die Anhänger hinter dem Union-Tor auf Plakaten den Verband: "2017 Kollektivstrafen abgeschafft, nun Hopp hofiert und zwei Schritte zurück gemacht!" Die Partie war für wenige Momente unterbrochen. Nachdem wenig später Hopp diffamiert wurde, schickte Schiedsrichter Bastian Dankert die Teams vom Feld.

"Das ist ein absolutes No-Go", sagte Union-Manager Oliver Ruhnert zu den Anfeindungen gegen Hopp beim Streamingdienst DAZN in der Halbzeitpause. "Persönliche Beleidigungen oder Verunglimpfungen sind einfach nicht akzeptabel. Da sind wir uns einig."

Ultra-Gruppierung rechtfertigt sich

Die Berliner Ultra-Gruppierung "HammerHearts 2004" rechtfertigte sich umgehend in einer längeren Stellungnahme. "Der Doppelhalter (...) ist keine Morddrohung. Er ist aber ganz klar provokant und kritisiert eine Person und eine stetige Entwicklung. Heute steht er jedoch vor allem entgegen schleichender Zensur und für die Ausdrucksfreiheit der Kurven", stand darin. Für die erste Kritik am DFB äußerte Ruhnert Verständnis. "Dass man Kritik an Dingen äußert, sachlich, da muss man auch bereit sein, kritische Worte zu akzeptieren." Er habe allein aufgrund der Kritik am Verband "keinen Grund" gesehen einzugreifen, sagte er. "Dann muss ich jedes Spiel unterbrechen."

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