Hopp oder Top! Das wird für den FCN gegen 96 wichtig

6.3.2020, 05:51 Uhr
Put your head on my shoulder! Enrico Valentini spielt gegen 96 nicht gegen Oliver Sorg, sondern anstelle des Ex-Hannoveraners.

© Sportfoto Zink / DaMa Put your head on my shoulder! Enrico Valentini spielt gegen 96 nicht gegen Oliver Sorg, sondern anstelle des Ex-Hannoveraners.

Lieblingsgegner, Arbeitsauftrag, Topspiel: Dass Jens Keller als Trainer gegen Hannover noch nie verloren hat, wusste selbst Jens Keller vor dem Mittwoch (offenbar) nicht. Dass auf der Pressekonferenz vor dem Hannover-Match ein junger Kollege mit diesem mehr oder weniger bedeutsamen Statistik-Schmankerl um die Ecke kam, erheiterte den Club-Coach dann aber sichtlich. “Was Sie nicht alles wissen“, feixte der sonst recht reserviert wirkende Schwabe. Um den Arbeitsauftrag für seine seit Restrundenstart deutlich erfolgreichere Mannschaft kurz darauf gewohnt nüchtern auch öffentlich zu hinterlegen.

"Mehr Qualität bei Ballbesitz": Kellers Forderung an seinen FCN 

"Wir müssen wieder so aggressiv und kompakt gegen den Ball arbeiten wie in den letzten Spielen und bei eigenem Ballbesitz mehr Qualität auf den Platz bringen als phasenweise gegen den KSC", umriss Keller den Matchplan gegen den Mitabsteiger, dessen Saisonverlauf deutliche Parallelen zum Altmeister aufweist. Trotz hoher individueller Klasse habe Hannover als Mannschaft in der Hinrunde "nicht zusammengefunden", befinde sich nun aber ebenfalls im Aufwärtstrend, erklärte Keller. Der 3:1-Heimsieg gegen Holstein Kiel am Montag hat die Niedersachsen in der Tabelle auf Rang zwölf klettern lassen, punktgleich mit dem einen Platz schlechter notierten Club.

Mit einem Sieg heute (18.30 Uhr, Live-Ticker auf nordbayern.de) kann der 1. FC Nürnberg das Team von Kenan Kocak im Zweitliga-Klassement überholen, sich weiter aus dem Keller lösen und so eine wichtige Voraussetzung für eine entspannte Restsaison schaffen. Und das in einem Top-Spiel, was einige Besucher der Begegnung des Tabellendreizehnten mit dem Tabellenzwölften wohl erst als solches an den Stadionkassen wahrnehmen werden. Dort also, wo man fürs Live-Erlebnis zweier Mannschaften, die als echte Aufstiegsanwärter in die Saison starteten und bis vor kurzer Zeit noch echte Abstiegsanwärter waren, ein paar Euro mehr hinblättern muss. Ein "Top-Zuschlag" also für zwei allenfalls mittelmäßige Zweitliga-Mannschaften? Nein, sagt Club-Pressesprecher Christian Bönig und erklärt das Procedere bei der Preisgestaltung: Wie auch die Heimspiele gegen die Liga-Prominenz aus Hamburg und Stuttgart sowie das Frankenderby gegen Fürth wurde das Duell der Bundesliga-Absteiger bereits vor der Saison als sogenanntes Kategorie-A-Spiel eingestuft - und Tickets dafür sind eben etwas teurer.

Hopp oder Flop? Wie man Dietmar Hopp, Hoffenheims Mäzen, anfeindet, wissen sie auch in Nürnberg. Zuletzt war die Nordkurve im Oktober 2018 im Heimspiel gegen die Kraichgauer dem Milliardär gegenüber aus- und auffällig geworden. Einen Monat zuvor war dem Köllner-Club damals noch ein 2:0 gegen Hannover geglückt. Gegen das Hannover, dem man nun eine Klasse tiefer im Souterrain der 2. Liga erneut begegnet.

Ob die hiesigen Ultras - vergleichbar ihren Glaubensbrüder in anderen Stadien der Republik - Dietmar Hopp auch heute beleidigend begegnen wollen, ist abzuwarten, inzwischen aber auch strafbewährt. Nach einer DFB-Weisung, die Präsident Fritz Keller im aktuellen Sportstudio recht wirr zu erklären suchte, drohen bei entsprechend massiven und fortgesetzten Schmähungen Spielunterbrechungen und sogar ein Spielabbruch."Ich stehe als Trainer und als Mensch gegen Diskriminierung, Fremdenfeindlichkeit und Hass, dafür ist in meiner Welt kein Platz", sagte Club-Coach und DFB-Präsidenten-Nachnamensvetter Jens Keller zwei Tage vor dem Heimspiel gegen Hannover. Und setzte damit, das komplexe Thema über Dietmar Hopp erweiternd, ein Statement, das - keinesfalls ein Flop - allein schon drei Punkte verdient hätte.

Wer spielt beim FCN? Oliver Sorg, vor seinem Club-Engagement in Hannover tätig, schon einmal nicht. Anhaltende Rückenschmerzen sorgen dafür, dass der Außenverteidiger gegen seinen vormaligen Arbeitgeber passen muss. Analog zum Karlsruhe-Spiel, als Enrico Valentini knapp zehn Minuten vor der Pause für Sorg übernahm, wird der vor dem Baustellenbesuch in Baden lange verletzte Vorzeige-Nürnberger gegen 96 auf der rechten Bahn beginnen. Und idealerweise den aus rot-schwarzer Sicht erhofften und von Jens Keller so auch auf der Pressekonferenz formulierten Nachweis führen, dass der Club auf beiden Seiten gute Verteidiger hat. Respektive aktuell jeweils nur einen. Da auf links Philip Heise krankheitsbedingt ausfällt, wird Tim Handwerker dort starten.

Beckenprellung war gestern! Mavropanos kehrt beim Club zurück 

Im Abwehrzentrum hat der Trainer gegen Hannover derweil die Qual der Wahl. Wahrscheinlich ist jedoch, dass Georg Margreitter und Comeback-Grieche Dinos Mavropanos, der sich nach einer knapp zweiwöchigen Zwangspause aufgrund einer schweren Beckenprellung rechtzeitig zurückgemeldet hat und den in den letzten Spielen überzeugenden Lukas Mühl aus der Zentrale verdrängen dürfte, Nürnbergs Innenverteidigung bilden. Ansonsten sind weitere Änderungen im Vergleich zum Wichtig-Sieg im Wildpark natürlich möglich, im Vornherein aber nicht zu erwarten.

 

Wo kann ich das Spiel verfolgen? Im Achteck, auf Nürnbergs Lieblingsspielplatz, im Max-Morlock-Stadion also. Alleine ist man dann sicher nicht. Auch wenn anzunehmen ist, dass - Stichwort Coronavirus - weniger Zuschauer kommen werden als die vom Club kalkulierten 27.000. Der FCN fühlt sich im Rahmen seiner Möglichkeiten - eine Spielabsage wird es an diesem Wochenende weder in Liga eins noch im Unterhaus geben – vorbereitet. Nicht nur auf Hannover, sondern auch auf die veränderte Situation - und weist auf der vereinseigenen Website auf das Wenn-möglich-nicht-Händeschütteln, auf Seifenspender und einen besonders präparierten Sanitätsdienst hin.

Günther Koch, der Referee und das Wetter beim FCN  

Wen die Angst vor dem Virus und der damit verbundene Meide-Reflex von Großveranstaltungen dennoch zu Hause hält, bietet der Bezahlsender Sky eine Live-Übertragung. Der Streaming-Dienst DAZN hält 40 Minuten nach Abpfiff eine Zusammenfassung der Highlights bereit. Neben Sky Go und über das Fan-Radio, in Hälfte zwei ist dort Reporter-Legende und Aufsichtsrat Günther Koch zu hören, bleiben Sie unterwegs natürlich auch mit unserem Live-Ticker auf nordbayern.de am Ball.

Wer pfeift? Markus Schmidt aus Stuttgart. Der Markus Schmidt, dem der DFB vor wenigen Wochen auch die Spielleitung bei Nürnbergs verkorkstem Restrunden-Restart im Hamburger Volkspark anvertraute. Nach dem aus Club-Sicht reichlich unerfreulichen 1:4 bei den Rothosen urteilte der kicker: “Kein guter Gesamtauftritt, zückte schnell Gelbe Karten in einer Partie ohne echte Härte“. Und weiter: “Der Elfmeterpfiff beim Duell von Mavropanos mit Dudziak war hart, aber regelkonform, da der Nürnberger leicht das Bein anhob“. Als Note setzte das Fachblatt dem 46-jährigen Personal-Profi eine 4 ins Arbeitsheft.

Die Erinnerung an diesen Pfiff und dieses Spiel wird bei Strafstoßverschulder Mavropanos, der als FCN-Neuzugang nach starken Eindrücken in der winterlichen Vorbereitung wie der ganze Club im Norden einen frostigen Start ins neue Pflichtspieljahr erlebte, dennoch ausgeprägter sein als beim Schwaben-Schiri. Dieser hat mit 31 geleiteten Partien unter Nürnberger Mitwirkung - beginnend mit einem 1:1 in Mainz im September 1999, Club-Torschütze: Feinbier - schließlich deutlich mehr Erfahrung mit rot-schwarzen Strafraumszenen als der Grieche.

Wie wird das Wetter?  Wobei die am Abend erwarteten 5 Grad Celsius auch einem Sportjournalisten in dieser Jahreszeit nicht abnormal erscheinen. Regnen wird es - die Niederschlagswahrscheinlichkeit liegt bei 90 Prozent - indes ziemlich sicher. Ob auch Tore für den Club, wie beim aus FCN-Sicht formidablen Hinspiel an der Leine, bleibt derweil abzuwarten. Die Witterungsbedingungen alleine werden Jens Keller und seinen wetterfesten Spielern wohl keine großen Gemütsregungen abtrotzen. Der einzige Schutzschirm, für den sich der Club-Trainer interessiert, ist eh nur der vor dem eigenen Tor. 

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