Ice-Tigers-Boss Gastner: "Wenn wir spielen, gibt es kein Loch"

5.11.2020, 20:38 Uhr
Noch alleine: Geschäftsführer Wolfgang Gastner und die Ice Tigers sind bisher das einzige Team, das für eine mögliche DEL-Saison 2020/2021 offiziell zugesagt hat.

© Sportfoto Zink / Thomas Hahn, ARC Noch alleine: Geschäftsführer Wolfgang Gastner und die Ice Tigers sind bisher das einzige Team, das für eine mögliche DEL-Saison 2020/2021 offiziell zugesagt hat.

Am 19. November soll geklärt werden, wie es mit der DEL weiter geht. Ist das der letzte Schritt zum tatsächlichen Saisonstart, Herr Gastner?

Wolfgang Gastner: Das wäre der letzte Schritt. Wir haben uns auf Mitte November verständigt. Jeder hat das in seiner Planung, ich war ein bisschen früher fertig, deswegen haben wir schon letzte Woche vermeldet, dass wir dabei sind. Da war das Zünglein an der Waage NCP als Hauptsponsor, das war der wichtigste Punkt. Manche anderen Klubs wissen es halt noch nicht genau. Es ist noch nicht klar, wie viele Mannschaften dabei sein werden. Am 19. November wird entschieden, wie, wo, was, wer und wann.

Die Zahl der Teams ist nicht abzusehen?

Gastner: Nein, ich weiß nur, dass Nürnberg dabei ist. Von anderen habe ich offiziell noch keine Meldung gelesen. Wir haben unsere Zusage veröffentlicht. Das war ich, den Fans, Sponsoren und der Ice-Tigers-Welt schuldig. Wenn ich es weiß, sage ich es. Und die Transparenz lege ich jetzt seit Wochen an den Tag, in allen Belangen. Wenn es 2020/2021 eine DEL-Saison gibt, dann sind wir dabei.

Der Modus ist auch noch offen, da er sicher von der Teilnehmerzahl abhängt?

Gastner: So ist es. Da gibt es natürlich einige Varianten. Die werden wir am 19. November diskutieren. Ob gespielt wird, wer spielt, wie wir spielen, das wird alles am 19. November festgenagelt.

"Ich würde auch mit acht Teams spielen"

Ab wie vielen Teams wäre es überhaupt?

Gastner: Ich kann nicht für die Liga sprechen. Ich würde auch mit acht Mannschaften spielen. Da würden wir auch teilnehmen.

Steht das Szenario überhaupt noch im Raum, dass gar nicht gespielt wird?

Gastner: Wenn am 19. November vielleicht nur drei Klubs zusagen, dann steht das natürlich im Raum.

In anderen Sportarten wird gespielt, dort sind schon Coronafälle aufgetreten. Wie ist die Teststrategie in der DEL?

Gastner: Wenn einer im Team positiv getestet ist, werden alle getestet, die, die negativ sind, spielen. Wer positiv ist, geht in Quarantäne.


Entscheidung über DEL-Saisonstart fällt am 19. November


Wenn die Ice Tigers am 1. Dezember ins Training einsteigen, gibt es also einen regelmäßigen Testturnus und Personen, die in einem Testpool sind?

Gastner: Genau.

Die Ice Tigers bekommen eine Zahlung aus dem Konjunkturpaket in Höhe von 800 000 Euro für den Profisport. Sie bekommen Mehrzahlung von Sponsoren, haben Kurzarbeitergeld beantragt und unter anderem dadurch einiges eingespart. Wie groß ist die Sorge, dass trotzdem ein Loch bleibt?

Gastner: Es gibt kein Loch. Wenn wir spielen, gibt es kein Loch. Sonst würden wir nicht mitspielen.

Die Mehrzahlungen der Sponsoren, gelten ja auch für Geisterspiele, weil die Planung nur noch auf Geisterspielen basieren kann. Man muss so planen, selbst wenn irgendwann Fans kommen dürften. Und dann hat man noch den weiteren Gehaltsverzicht der Spieler, um überhaupt spielen zu können.

"Die wirtschaftlichen Weichen sind gestellt"

Gehen Sie dadurch, dass sie spielen mittel- bis langfristig ein Risiko ein?

Gastner: Nein, der Verein geht wirtschaftlich, wenn nichts anderes eintritt, wenn die Corona-Pandemie nicht bis 2022 mit Geisterspielen et cetera anhält, kein Risiko ein. Auch die Saison 2021/2022 wird ganz vorsichtig geplant. Deswegen ist die Sicherheit relativ hoch und da, dass man sich keine Sorgen um die Ice Tigers machen muss. Die wirtschaftlichen Weichen sind gestellt.

Hilft diese Saison unter Coronabedingungen dem deutschen Eishockey? Oder droht Ihrer Meinung nach in den kommenden Jahren vielleicht eine Pleitewelle?

Gastner: Das ist eine persönliche Einschätzung und da kann ich mir schon vorstellen, dass es weltweit einige Klubs treffen wird. Nicht nur im Eishockey. Es ist einfach so schwierig, zu planen und auch zu wirtschaften. Es kann sein, dass es dann Nachzügler aus unteren Ligen gibt. Es kann sein, dass in den zweiten Ligen europaweit Pleitewellen kommen. Ich glaube, dass man das nicht ausschließen darf. Nicht nur ich rechne damit, dass nicht jeder Klub weltweit überlebt.

Verzicht auf bis zu 60 Prozent

Spieler und Mitarbeiter üben wieder einen großen Verzicht. Können Sie das prozentual beziffern?

Gastner: Ja, es gibt Spieler, die verzichten auf bis zu 60 Prozent

Wie war die Reaktion der Mannschaft darauf, dass sie in jeden Fall spielen wollen und können?

Gastner: Die war super. Der Gehaltsverzicht war nötig, sonst hätte nicht gespielt werden können. Und die große Mehrheit der Jungs hat auch gesagt, sie wollen unbedingt spielen. Die Worte „Um jeden Preis“ sind bei manchem tatsächlich gefallen. Deswegen war es klar, dass wir einen Weg finden, und, dass hier keiner am Hungertuch nagt. Das muss auch klar sein. Es sind dennoch gute Angebote für die Spieler.

Bisher haben Sie elf Spieler bis 30. November verliehen. Wie groß ist die Sorge, dass jemand verletzen könnte?

Gastner: Im Training oder in einem Testspiel in der Vorbereitung kann das genauso passieren. Die Abwägung war eben auch von Coach Frank Fischöder und Sportdirektor André Dietsch, dass es besser ist, dass die Jungs spielen, weil das einfach mehr bringt, als gar nichts zu tun oder nur leicht zu trainieren. Die wollen ja auch spielen. Insofern haben wir ihren Wünschen entsprochen. Genauso wie bei Jack Skille. Da haben wir auch dem Wunsch entsprochen, dass er in Österreich spielen und da mehr Geld verdienen kann und mehr Sicherheit hat.

Es gibt Spielraum, Skille zu ersetzen

Gibt es Spielraum um ihn zu ersetzen?

Gastner: Klar, Skille hatte ja auch ein Angebot. Jeder einzelne Spieler in unserem Kader, der einen Vertrag hat, hat ein Angebot bekommen. Skille sagte, er könne woanders mehr verdienen, deswegen ist er gegangen. Das heißt, dieses Angebot, das ich ihm gemacht habe, habe ich ja noch frei. Das ist auch bei anderen Spielern so. Es gibt noch einen anderen Spieler, mit dem noch verhandelt wird, ob er kommt oder nicht kommt.

Einer, der einen Vertrag hätte?

Gastner: Genau. Da ist es das Gleiche. Man hätte dann das Angebot als Budget frei, sollte er es nicht annehmen wollen, und man sich gütlich einigen so wie bei Skille.

Neue Aktion "Ice Tigers United"

In Köln wurden schon die Fans mit involviert, weil die Haie versuchen, sich Geldquellen zu erschließen, um die Krise zu überstehen. In Nürnberg gehen Sie jetzt auch diesen Schritt. Können Sie dazu etwas sagen?

Gastner: Im Prinzip haben wir die Idee für „Ice Tigers United“ schon seit Wochen. So eine Geschichte würde den Standort natürlich langfristig sichern, auch qualitativ sichern. Sichern und qualitativ sichern sind nämlich zwei paar Stiefel. Wir wollen das nicht nur den Fans bieten, die uns sowieso schon dauernd unterstützen, sondern der gesamten Metropolregion. Es wird Supporter Tickets geben, es wird Supporter-T-Shirts geben, es wird Supporter-Trikots geben. Und es wird eine Ausschreibung geben. Im Prinzip kann man spenden. Und der, der am Ende am meisten in den Topf dieser Corona-Supporter-Aktion reinpackt, bekommt noch etwas Besonderes oben drauf.

Das hat Crowdfunding-Charakter?

Gastner: Ja, so einen Charakter hat es zumindest. Es kann sich jeder beteiligen und mir ist auch wichtig, dass man dazu sagt, dass es in dieser Zeit viele Schicksale gibt und das sich jeder beteiligen kann, der es tatsächlich auch erlauben kann. Ich erwarte nicht von einem, der am Existenzminimum leben muss, was es in der heutigen Zeit gibt, dass der uns unterstützt. Sondern, dass die Region zusammenhält, dass man den mehr oder weniger einzigen Erstligisten mit einer Profimannschaft in der Stadt seit 1994 unterstützt und in die Zukunft führt.

Am 1. Dezember soll das Training starten, da gibt es keine Hürden mehr?

Gastner: Das ist eigentlich beschlossene Sache, außer es gibt bis dahin wieder neue Verordnungen. Und es kommt natürlich auch darauf an, was wir am 19. November beschließen. Es kann auch sein, dass sich der 1. Dezember verschiebt.

Falls die Saison erst nach Weihnachten beginnen würde?

Gastner: Wenn das so wäre, würden wir nach hinten verschieben.

Können am 1. Dezember aufgrund von Reisebeschränkungen oder ähnlichem überhaupt alle Ausländer da sein?

Gastner: Stand jetzt ja, weil Geschäftsreisen ja erlaubt sind. Mit einem gültigen Arbeitsvertrag kann man in Deutschland einreisen. Die Jungs kommen hier mit einem negativen Test an, der nicht älter als 48 Stunden ist, machen hier dann einen weiteren Test, gehen vorsorglich in Quarantäne und wenn der hier gemachte Test negativ ist, können sie spielen.

"Dann wäre das das Problem des Spielers"

Was würde passieren, wenn ein Profi nicht einreisen dürfte?

Gastner: Dann wäre das rein rechtlich das Problem des Spielers und nicht des Arbeitgebers, das heißt, dann wäre sein Vertrag frei für eine andere Option.

Wie sehen Sie es, dass jetzt beim Deutschland Cup unter schwierigen Bedingungen gespielt wird?

Gastner: Ich sehe es als wichtiges Zeichen, dass überhaupt gespielt wird. Ich bin einfach der Meinung, nicht spielen ist keine Option. Wir müssen uns wieder zeigen. Ich glaube, dass wir in der DEL mit dem Verschieben der Saison zumindest vieles richtig gemacht, davon bin ich immer noch fest überzeugt, weil jeder nicht wollte, sondern nicht konnte. Aber wenn es irgendwie möglich ist, ohne, dass sich jemand in eine Schuldenfalle begibt, dann müssen wir spielen. Das ist jeder seinem Klub schuldig.

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