Ice-Tigers-Schlussmann Treutle: "Sport aus Frust treiben"

31.3.2020, 12:23 Uhr
Ein Foto aus glücklicheren, weil aktiveren Zeiten: Niklas Treutle braucht eine Abkühlung.

© Sportfoto Zink / Thomas Hahn Ein Foto aus glücklicheren, weil aktiveren Zeiten: Niklas Treutle braucht eine Abkühlung.

Rex ist der Gewinner in einer Zeit, in der es eigentlich keine Gewinner gibt. Weil Herrchen derzeit aber nicht arbeiten darf, ist Rex in diesen Tagen viel unterwegs. Zwei Stunden vor einem üppigen Frühstück. Und noch einmal zwei Stunden, nachdem Herrchen für sein Sportmanagement-Studium gelernt hat. Niklas Treutle hat diese Geschichte in einem Live-Interview auf dem Instagram-Kanal von nordbayern.de erzählt. Am Sonntagnachmittag hat er sich deshalb selbst auf seinem Sofa gefilmt und mehr als 1400 Freunde des @nordbayern-Kanals haben ihm dabei zugesehen und dabei zugehört, wie er auch ihre Fragen beantwortet. Am Freitag davor hatten wir auf Twitter dazu aufgerufen, Fragen an Teutle zu formulieren und weil nicht jeder der Fragesteller auf allen Social Media-Plattformen unterwegs ist, gibt es hier noch einmal eine Zusammenfassung.

Die Frage von Florian Zenger, ob der Nationaltorhüter in diesen Tagen das Geschehen in der weißrussischen Liga verfolgt, weil nur noch dort Eishockey gespielt wird, amüsierte Treutle, dennoch beantwortete er sie mit einem einfachen: "Nein."

Alexander Franz fragte, wie Treutles Tagesablauf derzeit aussehe. Treutle erzählte daraufhin die Geschichte von Rex als Gewinner und dass er versuche, jeden Tag ein wenig Sport zu treiben. Das mache das abrupte Saison-Ende allerdings noch bitterer: "Aus Frust würdest du gerne Sport treiben, um dich gleich wieder auf die nächste Saison vorzubereiten. Aber das darfst du nicht, oder nicht so, wie du das gewohnt bist. Ich bin keiner, der gerne alleine daheim auf der Matte herumrutscht."

Kein Abschied von Dupuis

Flix fragte, ob Treutle Kontakt zu der alten Mannschaft halte, zum Beispiel über eine WhatsApp-Gruppe. Ja, eine solche WhatsApp-Gruppe gäbe es, antwortete der erste Nürnberger, der es in die National Hockey League (NHL) geschafft hat. "Da wird auch niemand herausgeworfen, weil sein Vertrag nicht verlängert wird. Aber zur neuen Saison wird eine neue WhatsApp-Gruppe gebildet. Und die alte löst sich so langsam auf."

So hält er Kontakt zu Kollegen, die Nürnberg überstürzt hatten verlassen wollen, als Donald Trump die USA für Reisende aus Europa abriegelte. Von Philippe Dupuis zum Beispiel, dessen Zeit in Nürnberg nach vier Jahren zu Ende geht, hatte sich Treutle noch nicht einmal persönlich verabschieden können. Über diese WhatsApp-Gruppe wird auch besprochen, wie das Team auf mögliche wirtschaftliche Folgen der Corona-Krise reagiert.

Im Gegensatz zu vielen anderen DEL-Profis hat Treutle das Glück eines Vertrags, der ihn über diese abgebrochene Saison hinaus an seinen Klub bindet. Norbert Müller fragte, ob es bereits Verhandlungen gebe, diesen Vertrag über das Ende der kommenden Saison hinaus zu verlängern: "Im Normalfall wäre das so. Vielleicht keine Vertragsverhandlungen. Aber es ist wichtig, dass man miteinander kommuniziert. In der jetzigen Situation rückt das aber natürlich komplett in den Hintergrund. Ich verspüre da auch keinen Zeitdruck. Zu unserer sportlichen Leitung habe ich einen guten Draht, da kann man ganz entspannt bleiben."

Vorsichtiger als Ehliz

Und Svensson wollte wissen, ob sich Treutle überhaupt vorstellen könne, noch einmal bei einem anderen Klub zu spielen – von einem "internationalen" Angebot mal abgesehen. Treutle hat für die Arizona Coyotes in der NHL gespielt und für die Organisation in der American Hockey League. Gerade deshalb bezeichnet er "Nordamerika als Traum, der nie so ganz stirbt. Aber man muss auch realistisch bleiben. Ich bin keine 23 mehr (Ende April wird Treutle 29, d.Red.). Da sinken die Chancen mit jedem Jahr. Den Traum möchte ich nie begraben, aber das ist nichts, womit ich mich beschäftige. "Ich bin gebürtiger Nürnberger – und mit solchen Aussagen muss man immer aufpassen, siehe Yasin Ehliz –, aber es ist auch ein Traum, meine Karriere hier zu beenden."

Lena hat gefragt, welchen Torhüter er sich nach dem Abschied von Jonas Langmann als Kollegen wünsche: Kevin Reich, der trotz guter Leistungen in München tatsächlich derzeit ohne Vertrag zu sein scheint. "Erst einmal ist er sportlich richtig stark. Und dann gibt es eine Vergangenheit in München mit Tim Bender. Mit Kevin und Tim in der Mannschaft betritt man die Kabine immer mit einem Lächeln."

Dass Treutle noch seinen Kühlschrank geöffnet hat, kann man leider nur auf Instagram sehen.

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