0:2 gegen Berlin

Doch kein Eishockeyfest: Ice Tigers unterliegen dem Meister

Sebastian Böhm

Sportredaktion

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8.1.2023, 18:09 Uhr
Fröhliche Eisbären, trauriger Niklas Treutle.

© Sportfoto Zink / Thomas Hahn, Sportfoto Zink / Thomas Hahn Fröhliche Eisbären, trauriger Niklas Treutle.

In der National Hockey wird nun seit Jahrzehnten des beste, schnellste und spektakulärste Eishockey geboten, daran gibt es kein Zweifel. Aber selbst in der besten Liga der Welt ist trotz abertausender Spiele bislang keiner Mannschaft gelungen, was die Ice Tigers am Freitagabend in Augsburg geschafft hatten. Vom Bullypunkt weg brauchten Daniel Schmölz und Rick Schofield nur DEL-rekordverdächtige fünf Sekunden, um das 4:3 zu schießen, die Partie für Nürnberg zu entscheiden und dabei vergessen zu machen, dass die 60 Minuten zuvor wenig aufregend waren.

Teil eins eines kuriosen Wochenendes endete mit einem Moment für Jahresrückblicke. Und auch vor Teil zwei war alles vorbereitet für ein Eishockeyfest. Bis kurz vor dem Eröffungsbully standen die Menschen auf der breiten Treppe vor der Arena Nürnberger Versicherung an. Der Meister war in der Stadt, dass die Eisbären Berlin mit einem kaum veränderten Aufgebot in dieser Saison noch immer gegen den Abstieg kämpfen müssen, spielte keine Rolle. Gefühlt war das Spitzenspiel zwischen dem Elften (Nürnberg) und dem Dreizehnten (Berlin). Dazu 7117 Zuschauer auf den Rängen, mit Leo Pföderl und Marco Nowak zwei einstige Nürnberger Sympathieträger in Berliner Trikots auf dem Eis. Wobei die Wiedersehensfreude während des Spiels stark nachließ.

Pföderl erzielte ein umstrittenes Tor, das ein letztlich zerfahrenes Spiel prägte. Auch deshalb verpassten es die Ice Tigers beim 0:2 (0:0, 0:2, 0:0), einen Konkurrenten um einen Platz in den Playoffs weiter zu distanzieren.

Pföderl foult - und trifft

Nach sechs Punkten aus drei Spielen im neuen Jahr hatte Tom Rowe keinen Grund, die Aufstellung zu verändern. Mit Roman Kechter stand dem US-amerikanischen Cheftrainer wieder ein Stürmer mehr zur Verfügung. Nach vier Wochen mit der U20-Nationalmannschaft bei der WM in Kanada kam der Nürnberger aber zunächst nur 16 Sekunden zum Einsatz. So waren drei neue Aufdrucke auf den Trikots der Ice Tigers die wichtigste Neuerung: Die Ziegler Group aus Weiden zählt vorerst bis zum Saisonende zum Sponsorenpool. Und auch wenn es heißt, dass das spontane Engagement außerordentlich großzügig dotiert sein soll: ein ähnlich teures Aufgebot wie die Eisbären Berlin wird man sich künftig in Nürnberg nicht leisten können. Dass der deutsche Meister trotzdem nicht in Schwung kommt, ist das größte Mysterium dieser Saison.

Tatsächlich präsentierten sich die Eisbären nicht wie ein Abstiegskandidat. Mehrmals gelang es den Ice Tigers im ersten Drittel nicht, sich geordnet aus dem eigenen Drittel zu befreien. Mit Verspätung kam Nürnberg zu Chancen, aktiver aber blieben die Gäste. In der 25. Minute waren die Ice Tigers dann nur durch zwei Fouls am Führungstreffer zu hindern, die Schiedsrichter ahndeten aber noch nicht einmal Pföderls Cross-Check gegen Dane Fox - den Gegenangriff schloss Pföderl ab, indem er einen Schuss unhaltbar für Niklas Treutle ins Tor ablenkte (25.).

Viel Power-Play, kein Ertrag

Als wollten sich die Schiedsrichter entschuldigen, folgten vier Strafen gegen die Eisbären. Danjo Leonhardt, Fox, Dennis Lobach und Tm Fleischer aber scheiterten in dieser oftmals zu hektischen Überzahlphase am starken Torhüter Tobias Ancicka. Wie so oft galt dann der nächste Pfiff einem Nürnberger. Von der Strafbank aus sah Jake Ustorf, wie auch Yannick Veilleux (40.) einen Schuss erfolgreich ablenkte.

Die Schiedsrichter hatten die Kontrolle über das Spiel da längst abgegeben. Viele versteckte Fouls, unsaubere Körperangriffe prägten das Geschehen - den Eisbären konnte das Recht sein. Nürnberg bemühte sich um Spielkultur, entwickelte dabei aber keinen Druck mehr. Rowe nahm Treutle vom Eis, Berlin erlaubte sich noch ein Foul, Kechter kam zu einem zweiten Wechsel und Fleischer zu einer Großchance.

Nach dem Schlusspfiff gerieten Fox und Morgan Ellis noch einmal aneinander. Nein, es war kein Eishockeyfest.

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