Trainerwechsel

Mannheim verabschiedet Eishockey-Coach Gross: "Wild Bill" übernimmt

28.3.2022, 17:01 Uhr
Letzte Ansprache: Pavel Gross steht künftig nicht mehr hinter der Mannheimer Bande. 

© Uwe Anspach/dpa Letzte Ansprache: Pavel Gross steht künftig nicht mehr hinter der Mannheimer Bande. 

Der radikale Schnitt mit der Trennung vom einstigen Meistercoach Pavel Gross soll die Saison der Adler Mannheim noch retten. Einen Tag nach dem 0:4 in Bremerhaven und kurz vor dem Auftakt der Playoffs muss der Deutsch-Tscheche beim Topclub der Deutschen Eishockey Liga (DEL) gehen. Der kanadische Trainer-Rückkehrer Bill Stewart wird drei Spiele vor dem Hauptrunden-Ende und vorerst für den Rest der Saison übernehmen, wie die Adler am Montag mitteilten.

"Wir sind in einer Phase der Saison, in der die Playoffs unmittelbar bevorstehen und die Mannschaft auf dem Weg sein sollte, ihr bestes Eishockey zu spielen. Bedauerlicherweise ging der Trend in die falsche Richtung", begründete Mannheims Clubchef Daniel Hopp.

Dreimal nacheinander haben die Adler zuletzt verloren - und das nicht gegen die Topkonkurrenz. Auf ein 3:6 in Iserlohn folgte ein 0:2 in Mannheim gegen Bremerhaven und am Sonntag ein schwaches Spiel in Bremerhaven. In der Tabelle rutschte der eigentliche Titelkandidat auf Platz fünf ab. Das Heimrecht für das Playoff-Viertelfinale wäre damit am Vorrunden-Ende verloren. Die vergangenen Auftritte hatten nicht darauf hoffen lassen, dass die topbesetzten Mannheimer unter Gross in den Titelkampf eingreifen können.

"Wir spielen nicht als Mannschaft"

Das Vertrauensverhältnis zwischen Gross und der Mannschaft scheint zerrüttet. "Pavel und Mike haben alles versucht und viele Stunden mit den Spielern gearbeitet", sagte Manager Jan-Axel Alavaara dem "Mannheimer Morgen" über Gross und dessen Assistent Mike Pellegrims, der ebenfalls gehen muss: "Wenn man aber keine Antwort von der Mannschaft bekommt - egal, was man macht - spürt man, dass das Ende näher kommt", sagte Alavaara und kritisierte: "Wir spielen nicht als Mannschaft".

Über einen Abschied des einstigen Mannheimer Meisterspielers, der die Adler als Trainer in seiner ersten Saison 2019 zum Titel geführt hatte, war bereits spekuliert worden. Gross' Vertrag lief bis 2024.

Kritik hatte Gross mit Aussagen zu Corona-Maßnahmen auf sich gezogen. Im Dezember hatte er beispielsweise mit Unverständnis darauf reagiert, dass er Verteidiger Thomas Larkin nicht einsetzen durfte. In Larkins näherem Umfeld hatte es einen Omikron-Verdachtsfall gegeben. Hopp hatte sich vor einem Krisengespräch um den Jahreswechsel von Gross distanziert.

NHL-Erfahrung hinter der Bande

Gross hatte kürzlich ein Angebot des tschechischen Verbands vorliegen, hatte es aber abgelehnt. Die Adler entschieden sich nun für einen Nachfolger aus den eigenen Reihen. Der 64 Jahre alte Stewart arbeitete zuletzt als Scout für den achtmaligen Meister, nachdem er in der Saison 2017/2018 schon einmal vorübergehend eingesprungen war. Damals hatte der Kanadier die Adler nach einer lange verkorksten Saison noch ins Playoff-Halbfinale geführt. 2001 war Stewart mit den Adlern als Trainer Meister geworden.

Stewart solle "einen neuen Impuls, einen frischen Wind" bringen, sagte Hopp. Am Dienstag leitet der Kanadier erstmals das Training. Am Mittwoch steht er gegen den Tabellenletzten Krefeld zum ersten Mal in der Verantwortung. Die beiden früheren NHL-Profis Marcel Goc und Jochen Hecht hat er als Co-Trainer an seiner Seite.

Die Adler beschäftigen sich unterdessen mit einem kompletten Neuanfang für die kommende Saison und einem neuen Trainer: "Natürlich habe ich ein paar Namen, die gut für Mannheim wären", sagte Alavaara.