1:3 in Augsburg

Müde Ice Tigers schießen viel, treffen nur einmal und verlieren

Sebastian Böhm

Sportredaktion

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4.12.2022, 19:16 Uhr
Schönes Trikot, schlechte Stimmung: Tyler Sheehy traf in Augsburg und trotzdem nicht glücklich. 

© Sportfoto Zink / Thomas Hahn, Sportfoto Zink / ThHa Schönes Trikot, schlechte Stimmung: Tyler Sheehy traf in Augsburg und trotzdem nicht glücklich. 

Natürlich hat auch Hayden Shaw schon in Bruchbuden gespielt, zu Hause in Minnesota. Vom Lindestadion und dessen Eigenheiten hatte er hingegen noch nie gehört, auch spät an diesem Freitagabend noch nicht. Gespürt aber hat er es. „Großartig, wirklich schön, Teil ein solchen Spiels gewesen zu sein“, sagte der Verteidiger, obwohl die Nürnberg Ice Tigers gerade eben 1:4 gegen München verloren hatten. „Die Trikots, die Fans, die Atmosphäre einfach unglaublich.“

Die Ice Tigers hatten am Freitag ihre Vergangenheit gefeiert, das 2001 abgerissene Lindestadion, das Trikotdesign der SG Nürnberg von 1960, Toni Biersack, Paul Geddes und Martin Müller, der vor dem Derby den Spielpuck aufs Eis brachte. Mit dem Stolz auf die Historie aber kam die Erkenntnis, dass der aktuelle Jahrgang gegen einen EHC München in Topform eigentlich keine Chance hat. Nürnberg war gut, München sehr viel besser.

Am Sonntag war Nürnberg dann allenfalls okay – und trotzdem noch viel besser als die Augsburger Panther. Dass die Ice Tigers trotzdem 1:3 (1:1, 0:2, 0:0) in Augsburg verloren haben, ließ dieses für das Nürnberger Eishockey eigentlich schöne Wochenende trist enden. Wie schon gegen München scheiterte die Mannschaft erneut an einem sehr starken Torhüter – und der eigenen Abschlussschwäche.

Sheehy eiskalt und verspielt

Denn Chancen hatte Nürnberg im zweiten Derby innerhalb von 48 Stunden mehr als genug. 73:43 Schüsse wurden nach 60 nicht immer aufregenden Minuten in Augsburg gezählt – zu Gunsten der Gäste. Die Ice Tigers schossen viel, tauchten auch immer wieder direkt vor dem Schlussmann der Panther auf. Tyler Sheehy hatte in der 27. Minuten plötzlich so viel Zeit und Platz, dass er sich für ein besonderes Kunststück entschied. Er deutete einen Abschluss mit der Rückhand an, schob sich den Puck aber durch die Beine wieder auf seine Vorhand. Traumtreffer – hätte sich Dennis Endras täuschen lassen. Der ehemalige Nationaltorhüter, nach Jahren in Mannheim mittlerweile zu Hause in Augsburg angekommen, fing den Puck mit der Fanghand.

Und als Dane Fox in der 31. Minute alleine aufs Augsburger Tor unterwegs war, parierte Endras mit dem Schoner. Das waren nur zwei der vielen Großchancen, Endras aber war nicht zu überwinden. So blieb es bei Sheehys Treffer aus einem Konter heraus (16. Minute). Bei den Toren durch Adam Johnson (8.), Wade Bergman (22.) und Justin Volek (direkt nach dem Trick von Sheehy, 27.) fehlte es auf der anderen Seite nur kurz an der Konzentration in der Verteidigung. So blieb Leon Hungerecker im Tor keine Gelegenheit, dieses Spiel für seine Mannschaft zu gewinnen. Im Schlussdrittel war der Torhüter nahezu ohne Beschäftigung.

Ohne sieben

Was man in Augsburg nicht sah: den angegriffenen Gesundheitszustand der Ice Tigers. In der Woche vor den bayerischen Eishockey-Derbys hatte die Grippewelle auch deren Kabine erfasst. Stoa, Welsh und Jahnke fehlen weiterhin verletzt, in Augsburg kamen die erkrankten Karrer, Leonhardt, Ustorf und Kislinger hinzu. Andere Nürnberger liefen angeschlagen auf.

Im Schlussdrittel dominierten die Gäste trotzdem das Geschehen, nur fehlte es den Aktionen letztlich an der nötigen Dringlichkeit, um den erfahrenen Endras doch noch einmal zu überwinden. Bis zum nächsten Derby am Freitag in Ingolstadt haben die Ice Tigers fünf Tage Zeit, um gesund zu werden und Hayden Shaw von der Schönheit des Lindestadions zu erzählen.

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