"Ich war schockiert": Falcons-Profi trauert um NBA-Legende Bryant

27.1.2020, 18:41 Uhr

Duane Wilson zögerte, bevor er zu seinem Smartphone griff. "Es gibt inzwischen viele Portale, die nicht seriös sind. Die nur Klicks abgreifen wollen", sagt er knapp 24 Stunden später, nachdem Wilson dann doch noch ein Bild aus seinem persönlichen Archiv gefischt, vier Sätze dazu geschrieben und es dann bei Instagram gepostet hat. Zunächst ging es ihm wie vielen anderen Menschen: Er wollte die Nachricht nicht glauben. Als dann aber auch ESPN und andere große amerikanische Medien den Tod von Kobe Bryant vermeldeten, gab es keinen Zweifel mehr. „Ich war schockiert“, sagt Wilson und scheint es am Tag danach immer noch zu sein. Am Samstag, beim 77:52-Sieg der Falcons gegen Rostock, war Duane Wilson mal wieder Nürnbergs bester Werfer.

22 Punkte erzielte der US-Amerikaner, im Moment führt er dadurch die Rangliste in der 2. Basketball-Bundesliga an, seine Liebe zu diesem Spiel verdankt er maßgeblich: Kobe Bryant. "Er war mein Lieblingsspieler, als ich noch ein Kind war", erzählt Wilson, inzwischen 25 Jahre alt. Es geht ihm wie so vielen Basketballspielern, die zu spät geboren wurden, um Michael Jordan auf dem Höhepunkt spielen zu sehen. Bevor LeBron James die Wände in den Kinderzimmern eroberte, war es Kobe Bryant, der als Vorbild diente, für jeden, der sich daran versuchte, Papierkugeln in Mülleimer zu werfen oder eben orange Bälle durch die Reuse; durch seine spektakulären Dunks, seine Fähigkeit das Spiel zu lesen, seinen Wurf im Sprung zu verändern, natürlich auch durch seine Erfolge. "Seine Art, sich mit anderen zu messen, wie hart er an sich gearbeitet hat, und die Verwandlung, die er dabei durchlebt hat, das alles hat mich beeindruckt", sagt Wilson. "Rückschläge haben ihn stärker zurückkommen lassen, er ist definitiv einer der besten, die diesen Sport ausgeübt haben."

Spätestens um die Jahrtausendwende kam man als Basketball-Fan nicht mehr an Bryant nicht mehr vorbei, selbst wenn man es nicht mit den L.A. Lakers hielt. So ging es damals auch dem Grundschulkind Wilson. "Die Spiele der Lakers wurden ständig im Fernsehen übertragen", erinnert er sich und daran, wie die selbsternannte 'Black Mamba' auf dem Parkett immer wieder blitzschnell zuschnappte, wenn sich die Chance bot. Als sich Duane Wilson mehr und mehr dem Basketball verschrieb, schnappte er sich wie sein großes Vorbild das Trikot mit der Nummer 8, er ließ sich einen Afro wie Bryant wachsen, besorgte sich die gleichen Adidas-Schuhe, später konnte er sogar die Mutter seines Sohnes davon überzeugen, den Jungen "Kobe" zu nennen.

Viel mehr geht wohl nicht, um seiner Verehrung für eine andere Person Ausdruck zu verleihen. 2016 hatte er die Gelegenheit, seinem Idol, das sogar persönlich zu erzählen. Als die Lakers in Milwaukee zu Besuch waren, wo Wilson studierte und seine Sportlerkarriere vorantrieb, traf er Bryant im Kabinengang. "Er war so bodenständig und hat sich die Zeit genommen, mit uns jungen Spielern zu reden. Er hätte ja auch einfach direkt in den Bus und in den Flieger steigen können", sagt Wilson. Am Tag, nachdem er das Bild von der Begegnung ins Internet gestellt hat. Und dazu ein zerbrochenes Herz gepostet hat. 

Verwandte Themen


Keine Kommentare