Im historischen Rathaussaal: Empfang für die Meister von 68

12.6.2018, 11:23 Uhr
Auch 50 Jahre nach dem letzten Meistertitel des Clubs werden die Helden von 1968 verehrt.

© Edgar Pfrogner Auch 50 Jahre nach dem letzten Meistertitel des Clubs werden die Helden von 1968 verehrt.

Wie war das damals mit dem Trainer Max Merkel, wollte die TV-Moderatorin Katrin Müller-Hohenstein bei einer kleinen Podiumsrunde von drei der noch lebenden Legenden wissen. Und: "Wo haben Sie mal etwas Verbotenes gemacht?" Mit "Schmäh und Charisma" habe Merkel, "gewiss eine Reizfigur", die Mannschaft noch stärker zusammengeschweißt und ihr mit nur zwei Neuzugängen (Gustl Starek und Zvezdan Cebinac) den letzten Kick verpasst, sagte Horst Leupold. "Gescheppert" habe es freilich "nur einseitig" - gegen den überaus dominanten Trainer gab es damals kein Aufbegehren. "Ohne sein Training wären wir nie Meister geworden", ist auch Karl-Heinz Ferschl bis heute überzeugt. Schwach wurden die Spieler, wie Ludwig Müller am Beispiel eines Trainingslagers im Kleinwalsertal erzählte, am ehesten, wenn mal das eine oder andere Bier gegen den Durst fällig war. 

Grethlein: "Erfolge schaffen Sichtbarkeit"

"Erfolge schaffen Sichtbarkeit, große Erfolge aber Bleibendes", meinte Thomas Grethlein, der Aufsichtsratsvorsitzende und versprach, die Tradition stets als Ansporn zu begreifen, "nie aufzugeben und immer wieder aufzustehen - und aufzusteigen". Der Club "ist noch eine Adresse". Dem auch weit über die Region hinaus Sympathien entgegengebracht werden, wie Oberbürgermeister Ulrich Maly feststellte. Das belegen die vielen Glückwünsche zum Aufstieg, die in den vergangenen Wochen im Rathaus eingingen. Und genüsslich erinnerte er sich an einen Abend, als er im Kreis der Städtetagskollegen das Aufeinandertreffens des Clubs und der Frankfurter Eintracht verfolgte – und er deutlich mehr Rückhalt für den FCN spürte.

Der Spezi und Leo, der Kronzeuge

"Der OB hat mich hier eingeteilt", frotzelte "Spezi" Klaus Schamberger, weil er ja "eigentlich" den öffentlichen Auftritten abgeschworen hatte. Und stimmte eine Eloge eigener Art auf die - zumindest "abwanderungsmäßig" - "lahmarschigste Mannschaft der Welt" an. Und führt Horst Leupold als Kronzeuge ins Feld: "Der hat mit zehn Jahren beim Club angefangen. Und als er aufhörte, war er immer noch dort." Und genüsslich skizzierte er mit ein paar spitzen Bemerkungen, was sich in 50 Jahren geändert hat: "Wie die Spieler damals ausgesehen haben, hinter der Theke in ihrem Lottoladen – fast wie ganz normale Menschen." Mit den Tattoos von heute dagegen seien sie wie mobile Kunstwerke unterwegs, die sich von weitem allerdings "auch mal aussehen wie Neurodermitis". Nur wie es der Elf damals gelungen ist, die Meisterschale zu erringen, ganz ohne "strukturiertes Gegenpressing, situative Mannorientierung und flache Raute", sei ihm bis heute ein Rätsel, meinte Schamberger. Als "Fan" übrigens begreife er sich nie und nirgends, allenfalls als ehrfürchtiger Bewunderer.

Ein Rätsel allerdings bleibt: Hatten sich die Deutschen Meister 1968 wirklich nicht ins Goldene Buch der Stadt eingetragen. „Wir konnten trotz intensiver Nachforschungen nichts finden“, versicherte Maly, während sich ein Zeitzeuge ziemlich genau zu erinnern glaubt, bei einem „Auftrieb“ im Rathaus dabei gewesen zu sein. Vielleicht schlummert die diskret entwendete Seite ja noch als Reliquie bei irgendeinem verborgenen Fan? Jetzt aber trugen sich die Überlebenden Meisterkicker ganz sicher ein. An die 200 Gäste waren Zeugen – und der Chef des Protokolls bewacht das Blatt wahrscheinlich höchstpersönlich Tag und Nacht.

Verwandte Themen


2 Kommentare