Im Lockdown: Laufen für den guten Zweck

30.4.2021, 13:44 Uhr
Zwei Läufer auf dem Hesselberg. Auch der 700 Meter hohe Berg in der Nähe von Wassertrüdingen lag auf einer der Routen.

© privat Zwei Läufer auf dem Hesselberg. Auch der 700 Meter hohe Berg in der Nähe von Wassertrüdingen lag auf einer der Routen.

Tobias Stephan ist auf Entzug. Der leidenschaftliche Triathlet hat schon lange keinen echten Wettkampf mehr bestritten. Einen mit Zuschauern, mit Siegerehrung, mit Gänsehaut beim Zieleinlauf. An dieser Situation wird sich vorerst wohl auch nichts ändern, größere Sportveranstaltungen in gewohnter Form sind auf absehbare Zeit kaum vorstellbar. Unter den Laufveranstaltungen in der Region häufen sich inzwischen die Absagen. Deswegen hat Stephan selbst einen Wettbewerb entwickelt, der ihn anstacheln sollte. "Mit fällt es einfach schwer, mich zu motivieren, wenn ich kein Ziel vor Augen habe."


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Gemeinsam mit seiner Frau Marlene entwickelte er die Idee zu "Keep on Running", einer virtuellen Laufveranstaltung auf vier verschiedenen Strecken durch die Region rund um Gunzenhausen. Routen über 6,8, 10,8, 22,6 und 31 Kilometer sollten sowohl für Genussläufer als auch für ambitionierte Amateursportler die Möglichkeit zur sportlichen Betätigung gemäß dem eigenen Fitnesslevel bieten.

Der Physiotherapeut arbeitete detaillierte Streckenbeschreibungen aus und stellte den Teilnehmern auf Wunsch die genauen GPS-Daten zur Verfügung. Damit sich auch keiner verläuft, irgendwo zwischen Altmühlüberleiter, Igelsbachsee und Hesselberg. Das Projekt war eigentlich eher für einen recht exklusiven Personenkreis aus Familie und Freunden gedacht. "Aber das hat sich dann zum Selbstläufer entwickelt", berichtet Stephan nicht ohne Stolz.

Sportlich auch mit 85 Jahren

Über Whatsapp verbreitete sich die Botschaft von "Keep on Running" unter den Läufern in der Region. Bei gut 100 Teilnehmer zog das Organisatoren-Ehepaar dann eine Grenze. Sonst wäre die Veranstaltung für sie kaum mehr zu stemmen gewesen. Vom 5. März bis zum 4. April kämpften die Sportler um die besten Zeiten. Die teilweise zeitgleich stattfindende Heizomat-Hetzner-Challenge hat den Wettkampf noch beflügelt, sagt Stephan. "Man konnte ja auf unseren Strecken auch Kilometer für die Challenge sammeln."


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Gesammelt wurden aber nicht nur Kilometer, sondern auch Spendengeld. Statt eine Startgebühr zu entrichten, sollten die Teilnehmer ein paar Euro auf ein Konto zugunsten der SOS-Kinderdörfer überweisen. Über 2500 Euro kamen so am Ende zusammen. Ein Erfolg, findet Stephan, ebenso wie die Tatsache, dass sich Läufer aller Altersgruppen auf den Strecken tummelten. Der jüngste Teilnehmer war zehn Jahre alt, die älteste Sportlerin blickt auf 85 Lebensjahre zurück.

„Das ist die Mutter einer Teilnehmerin. Sie hat dann auch Lust bekommen und gefragt, ob es auch möglich ist, zu walken“, erzählt Stephan. Klar war das möglich. Also griff die Seniorin zu ihren Nordic-Walking-Stöcken und machte sich auf den Weg. Weg aus der Corona-Tristesse, raus in die Natur. Auch Tobias Stephan hat es genossen, wenigstens wieder ein bisschen Wettkampf-Flair zu erleben. Die Zeit bis zum nächsten großen Breitensport-Event geht so vielleicht etwas schneller vorüber. Auch wenn heute noch niemand sagen kann, wann es stattfinden wird.

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